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Pedersen: "Speedway ist hart"
Nicki Pedersen erholt sich mit Physiotherapie-Einheiten in Dänemark von seinem schweren Crash in Polen - Der Tabellenführer will Auf Schalke wieder fit sein
(Motorsport-Total.com) - Die Bilder waren furchteinflößend. Nicki Pedersen verhakte sich mit seiner Maschine und knallte mit dem Kopf und der rechten Körperhälfte mehrfach auf die Bahn, ehe er mit Schmackes in die Bande krachte. Nach seinem schweren Sturz in Polen macht der 31-Jährige WM-Spitzenreiter aus Odense sich in seiner dänischen Heimat fit fürs WM-Finale in Gelsenkirchen am Samstagabend.

© Pressefoto
Nicki Pedersen wird beim Finale Auf Schalke die Zähne zusammenbeißen
Frage: "Wie geht's Ihnen vier Tage nach Ihrem schweren Sturz?"
Nicki Pedersen: "Besser, als der Unfall es von den Fernsehbildern her vermuten lassen würde. Je besser die eigene körperliche Verfassung ist, desto schneller kann man nach solch einem Sturz auch wieder aufs Motorrad steigen. Ich reiste direkt von Polen nach Hause nach Dänemark, um mich dort von meiner Physiotherapeutin Lisa fitmachen zu lassen. Die Dame ist echt gut; sie betreut in Dänemark viele der Top-Handballer. Ich bin der einzige Speedway-Fahrer, um den sie sich kümmert. Mein rechter Oberschenkel und meine rechte Hüfte sind tiefschwarz; aber das ist ein gutes Zeichen. Denn der Heilungsprozess geht gut voran. Lisa kümmert sich vor allem gezielt darum, dass die Muskeln wieder auf Vordermann gebracht werden."#w1#
Frage: "Werden Sie beim WM-Finale Auf Schalke noch unter den Folgen der Verletzung leiden?"
Pedersen: "Ich bin da sicher noch nicht geheilt. Aber ich ziehe daraus inzwischen eine Menge positiver Energie. Am Montag war ich ziemlich deprimiert, weil ich befürchtete, dass ich nicht rechtzeitig wieder fit werde. Aber inzwischen sehe ich die Fortschritte; das motiviert mich umso mehr. Ich weiß jetzt, dass ich am Samstag nicht in erster Linie gegen mich selbst und meine Schmerzen fahren muss - sondern gegen die anderen Piloten fahren kann. Selbst wenn ich nicht zu 100 % fit bin - wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass 80 bis 90 % auch schon reichen können."
Frage: "Aber Gelsenkirchen ist eine Ein-Tages-Bahn - und die liegen Ihnen generell nicht so gut wie permanente Speedway-Bahnen."
Pedersen: "Meinem Team und mir ist es immer lieber, auf Bahnen zu fahren, die wir schon kennen und von denen wir Erfahrungswerte und Daten in unseren Aufzeichnungen haben. Auf den Ein-Tages-Bahnen hat man nur acht Minuten Training am Freitag vor dem Grand Prix. Das ist wenig. Da ist es oft auch Glückssache, die Abstimmung perfekt hinzukriegen, nicht so sehr Können. Auf den temporären Bahnen gibt es keinen Heimvorteil. Da kann es mal für einen laufen - aber genauso gut auch mal gegen einen. Auf der anderen Seite gehe ich davon aus, dass die Bahn Auf Schalke jener von Kopenhagen sehr ähnlich sein wird, weil Belag aus demselben Material verwendet wird."
Frage: "Also haben Sie in Gelsenkirchen ein zweites Heimrennen?"
Pedersen: "Es wäre ein Bonus für mich, wenn das wirklich so wäre. Denn dann könnte ich sicher wieder den Einzug ins Finale anpeilen. Aber zuerst mal geht es mir um die goldenen neun Punkte. So viele brauche ich noch, um endgültig Weltmeister zu werden."
Frage: "Das heißt, Sie müssen es auf jeden Fall ins Halbfinale schaffen."
Pedersen: "Ja. Die ersten fünf Läufe sind unglaublich wichtig für mich. Da muss ich alles geben. Erst wenn ich da meine neun Punkte erreicht habe, schaue ich, was sonst noch drin ist."
Frage: "Sind diese neun Zähler eine Formalie - oder noch mal eine Riesen-Herausforderung?"
Pedersen: "Jeder Grand Prix ist eine Riesen-Herausforderung. Speedway ist hart, ein echt taffer Sport. Wenn man da was als selbstverständlich voraussetzt, kann man böse Überraschungen erleben. Ich muss möglichst gute Starts machen; das war dieses Jahr immer meine Stärke. Wenn ich das in Gelsenkirchen wieder schaffe, müsste der Titel zu packen sein. Zum dritten Mal Weltmeister zu werden, wäre eine große Ehre."
Frage: "Was hat Sie übers Jahr hinweg so überlegen gemacht?"
Pedersen: "Meine körperliche Fitness. Ich arbeite seit drei Jahren mit Lisa zusammen. Seitdem habe ich zehn Kilogramm abgenommen und meine Muskeln deutlich besser ausgebildet. Ich bin inzwischen der fitteste im ganzen Fahrerlager. Außerdem weiß ich sehr genau, was ich fahren möchte - von den Motoren und der Abstimmung her. Ich werde in Gelsenkirchen mit denselben Motoren fahren wie in Kopenhagen; die haben sich dort bewährt."
Frage: "In den letzten Jahren waren Sie immer sehr aggressiv, wenn was schiefgegangen ist. Jetzt nicht mehr - oder täuscht das?"
Pedersen: "Nein, das ist wirklich so. Ich brauchte früher diese Aggressivität. Hätte ich mich nicht selbst so angestachelt, wäre ich nicht schon zweimal Weltmeister. Inzwischen habe ich aber mehr Erfahrung und mehr Selbstvertrauen. Früher war ich nie sicher, ob ich wirklich das Zeug zum Weltmeister habe. Jetzt weiß ich das; deswegen konnte ich gezielt daran arbeiten, meine Aggressionen im Zaum zu halten."

