• 09.01.2010 08:30

  • von Pete Fink

Who is... "King" Richard Petty? (1)

Richard Petty ist in den USA nach wie vor der "King" - 'Motorsport-Total.com' stellt den erfolgreichsten NASCAR-Piloten aller Zeiten ausführlich vor

(Motorsport-Total.com) - Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht gerade bekannt dafür, große Liebe zur Monarchie zu besitzen. Trotzdem hatten auch die betont demokratischen USA in ihrer jüngsten Historie mindestens zwei inoffizielle Könige: Elvis Presley, den King of Rock'n'Roll, und eben den King Richard Petty. Diesen Spitznamen besitzt Petty seit der NASCAR-Saison 1967, als er sagenhafte 27 von 49 Rennen gewann. Davon zehnmal in Folge.

Titel-Bild zur News: Richard Petty

Richard Petty ist der erfolgreichste NASCAR-Pilot aller Zeiten

Petty gewann in seiner 35-jährigen Karriere sieben NASCAR-Titel und steht damit zusammen mit Dale Earnhardt an der Spitze der ewigen Bestenliste. Seine Rekorde sind schier unzählig: 200 Einzelsiege in 1.184 Cup-Starts, darunter alleine sieben Mal das berühmte Daytona 500. Zwischen 1971 und 1989 startete er in 513 aufeinanderfolgenden NASCAR-Rennen. Alles vermeintliche Rekorde für die Ewigkeit.#w1#

Die Pettys sind eine echte Rennfahrerfamilie. Lee, Richard, Kyle und Adam vertraten insgesamt vier Fahrergenerationen in der NASCAR. Der Petty-Clan stammt aus dem Örtchen Level Cross in Randolph County, North Carolina. Das Anwesen der Familie, bis vor wenigen Jahren halb NASCAR-Garage, halb Heimstatt, liegt unweit der Staatsstraße von Greenboro nach Asheboro, nur leicht versteckt hinter einem weiß lackierten typischen US-amerikanischen Picket Fence.

Es gibt keine Stacheldrähte, Mauern oder sonstige Sicherungseinrichtungen, sondern nur ein Schild, auf dem der Besucher höflich gebeten wird, sich am Tor zu melden. Betritt man das Anwesen, befindet sich der Besucher auf heiligem NASCAR-Boden: Lee Petty fuhr im ersten NASCAR-Rennen überhaupt, in einem der Häuser wurde sein Sohn Richard am 2. Juli 1937 geboren, und die Autos des gesamten Clans wurden über viele Jahrzehnte genau hier vorbereitet.

Im ersten NASCAR-Rennen schon ein Petty

Start Charlotte 1949

Charlotte 1949: Der Start zum ersten NASCAR-Rennen überhaupt Zoom

Richards Vater Lee war eigentlich ein Vertreter, gründete später jedoch eine Spedition. Er schwörte zeitlebens Stein und Bein, dass er niemals den berühmten Moonshine, den illegal gebrauten Whiskey, als Fracht hatte. Das hinderte ihn jedoch nicht am aktiven Rennsport, der im ländlichen North Carolina in der Zeit der Depression fast die einzige Nebenbeschäftigung blieb.

"Sie fuhren bis nach Daytona und Atlanta", erinnert sich Petty an die Vor-NASCAR-Zeit. "Aber sie fuhren auch gegeneinander auf öffentlichen Straßen. Nichts war organisiert. Wenn einer aus Daytona erfuhr, dass es in North Carolina einen mit einem schnellen Auto gab, dann traf man sich irgendwo nachts um zwei oder drei Uhr. Es gab eine Startlinie und eine Ziellinie. Wer zehn Meilen weiter als Erster ankam, hatte gewonnen."

Klein-Richard war gerade einmal zwölf Jahre alt, als er zum Lehrling seines Vaters wurde. Der King durfte den Boden der Garage kehren und das Auto waschen. Am 19. Juni 1949 fand auf dem alten Charlotte Speedway das erste NASCAR-Rennen überhaupt statt. Teenager Petty war dabei, als Vater Lee seinen Buick Roadmaster Jahrgang 1946 meldete und zur Rennhalbzeit auf Platz zwei fuhr.

Dafür hätte es das stolze Preisgeld von 1.000 US-Dollar gegeben. Doch plötzlich verlor Lee Petty die Kontrolle über seinen Buick und Richard sah zu, wie sich sein Vater viermal überschlug. Das bedeutete ein Preisgeld von nur 25 US-Dollar und die Pettys mussten zusehen, wie sie nach Hause kamen. Der Buick war gleichzeitig das Familienauto. Doch der King hatte Feuer gefangen.

Unendlich viele Autogramme

Richard Petty

Für Richard Petty standen die NASCAR-Fans immer im Vordergrund Zoom

1955 absolvierte er die Randleman High School. Richard Petty war damals 18 Jahre alt und arbeitete schon seit einiger Zeit als Karosseriebauer im Team seines Vaters. Der Sohn glaubte die Taktiken und Finten von Lee Petty ausreichend studiert zu haben, und fand nun, dass es an der Zeit war, die Sache einmal selbst zu versuchen. Doch das Familiengespräch verlief nicht nach Plan.

Die Antwort auf Richards Anfrage war ein schroffes "Nein. Komm wieder, wenn du 21 bist." Petty wurde anstelle dessen auf das King's Business College in Greensboro, North Carolina geschickt. Damals gab es dort das Pflichtfach Schreibkunst, in das sich der junge Petty derart verliebte, dass er sogar ein weiteres Wahlfach belegte. Dabei handelte es sich um Orientalische Schriftkunst.

Die Folge war ein unvergleichliches Autogramm als Kunstwerk mit zahllosen Schnörkeln und Windungen um die einzelnen Buchstaben. Mit sieben Titeln, 200 Siegen und 35 Jahren an der NASCAR-Spitze ist es nicht besonders schwer sich vorzustellen, wie viele dieser Kunstwerke Petty im Laufe der Zeit wohl zu Papier gebracht hat.

Und jedes einzelne Autogramm wirkt dabei wie ein Fresco von Michelangelo. "Eines der ersten Dinge, die mir mein Vater beibrachte, war: Wenn du etwas machst, dann mach es richtig", erklärt Petty. "Wenn dich also jemand um ein Autogramm bittet, dann sollte es so aussehen, dass die Leute auch ganz genau erkennen können, von wem es stammt."

Keine Bevorzugung durch den Papa

Daytona 1960 Lee Petty Johnny Beauchamp

Daytona 1959: Der Zieleinlauf zwischen Lee Petty (mi.) und Johnny Beauchamp Zoom

Als er am 2. Juli 1958 21 Jahre alt wurde, erinnerte Petty seinen Vater an dessen Versprechen. "Schnapp dir das Auto in der Ecke da, mach es fertig und bring es nach Columbia." Das lag hinter der Staatsgrenze in South Carolina, und dort gab es Donnerstagabends ein lokales Dirt-Track-Rennen, weil die stationierten Soldaten ihren Sold immer just an diesem Tag bekamen.

Petty verpflichtete Dale Inman, einen Cousin zweiten Grades und guten Freund, und fuhr dorthin. Erfahrung hatte er keine, dafür aber jede Menge Instinkt. Irgendwie überlebte er eine Massenkarambolage in Runde eins mit leichten Schrammen. "Ich hatte Todesängste als später schnellere Autos an mir vorbei flogen. Irgendwie wurde ich Sechster. Ich kam nach Hause und sagte zu meinem Vater: 'Weißt du, ich verbürge mich dafür, dass ich es mag.'"

So durfte der King 1958 in der NASCAR die zweite Geige hinter seinem berühmten Papa spielen. Mit Samthandschuhen wurde er jedoch nicht angefasst. Im Gegenteil. Als Richard 1959 auf dem Lakewood Speedway sein erstes großes Rennen gewann, verlor er den Sieg gleich wieder. Vater Lee drehte nach der Zielflagge eine weitere Runde und legte Protest ein. Die Rennleitung habe sich bei den Runden verzählt. Der Papa gewann.

Lee Petty war ein klassischer Patriarch, der 1954, 1958 und 1959 immerhin drei NASCAR-Titel holte. Endgültig zur Legende wurde er beim ersten Daytona 500 im Jahr 1959, als es zu dem berühmten Zieleinlauf mit Johnny Beauchamp kam. NASCAR-Chef Bill France kürte zunächst Beauchamp zum Sieger, Lee Petty protestierte und als nach drei Tagen Bilder vom Finish auftauchten, wurde Petty zum Sieger erklärt.

Schwarze Flagge in Daytona

Richard Petty 1960 Martinsville

Richard Petty 1960 in Martinsville: Der unaufhaltsame Aufstieg beginnt Zoom

Richard Petty war in diesem Rennen auch dabei. "Ich war 21 Jahre alt, als ich 1959 das erste Daytona 500 fuhr. Ich war noch nie an einer solch großen Strecke oder hatte nur etwas ähnlich Großes gesehen. Ich war sehr beeindruckt. Es gab vor dem Rennen auch keinerlei Testfahrten. Als wir in der Woche vor dem Rennen zum ersten Mal auf die Strecke gingen, sagte mir der Mann mit der Flagge, dass ich die ersten drei oder vier Runden auf dem flachen Teil fahren sollte."

"Offensichtlich wollte er uns nicht auf dem steilen Banking sehen, weil keiner so genau wusste, was passieren würde. Ich fuhr also auf die Strecke und blieb in Turn 1 und 2 genauso im Flachen wie in Turn 3 und 4. Es war keine große Sache. Also ging ich ins Banking hoch und sah sofort die Schwarze Flagge. Ich war also der erste Pilot überhaupt, der in Daytona eine Schwarze Flagge gesehen hat. Aber wenn du 21 Jahre alt bist, dann hast du vor gar nichts Angst."

Petty erbte viele Talente vom Vater. Von Beginn an hatte Richard das Gespür dafür, sein Auto aus allem Ärger heraus zu halten und vor allem seinem Crewchief Inman klar zu machen, welche Änderungen das Auto gerade benötigte. "Meine Spezialität war niemals das reine Fahren. Es war eher die Fähigkeit, am Auto zu arbeiten, das Auto zu verstehen und es so hinzubekommen, dass es mir taugte."

Schnell stellten sich die Erfolge ein. 1959 wurde Petty zum Rookie of the Year. 1961 gewann er zwei Rennen, 1962 acht und 1963 vierzehn. In den Augen der Konkurrenz handelte es sich dabei um ein abgekartetes Spiel: Der mittlerweile im Ruhestand befindliche Vater Lee habe seinem Sohn ein Titel-Auto und eine Top-Crew hingestellt, Sohn Richard würde nun lediglich das Beste herausholen.

Alles für die Fans

Kyle Petty

Kyle Petty trat später in die Fußstapfen seines berühmten Vaters Richard Zoom

Den vielen Fans wiederum waren Unterstellungen dieser Art völlig egal. Der charismatische Petty mit dem unwiderstehlichen Lächeln wurde zum unangefochtenen Star der Südstaaten, und stellte mit seiner Person die Fords und Chevrolets der zeitgenössischen Welt in den Schatten. Er war der erste NASCAR-Star mit Kultstatus, der zudem immer Zeit für seine Fans hatte.

Pettys Sohn Kyle beschrieb die Szenerie einmal wie folgt: "Wir parkten während des Rennens im Infield. Wenn es vorbei war, gingen wir zur Garage und warteten auf den King. Wenn wir gewonnen hatten, gingen wir in die Victory Lane und nahmen den Pokal in Empfang. Dann warteten wir. Wir waren immer unter den Letzten, die die Strecke verließen, denn er schrieb einfach nur Autogramme."

Es gibt nicht wenige Zeitgenossen, die diesem Verhalten eine weitläufige Wirkung zusprachen. Petty setzte für alle Piloten den Standard im Umgang mit den Fans und die anderen taten gut daran, sich einzuordnen. Kyle Petty: "Er sagte immer zu mir: 'Wir arbeiten alle für die Fans. Ich arbeite für den Kerl, der 15 Dollar Eintrittsgeld auf den Tisch legt, weil er mich fahren sehen will. Genau dieses Geld geht in das Preisgeld und damit werde ich bezahlt, um Rennen zu fahren."

1964 gewann Petty sein erstes Daytona 500 und seinen ersten NASCAR-Titel. Es war die Zeit, in der sein Plymouth mit dem legendären Hemi-Motor von Dodge, dem Muttertriebwerk aller Muscle-Cars, ausgerüstet war. Ford machte soviel Druck, dass NASCAR-Chef Bill France schließlich einknickte und den Hemi-Motor verbot. Dodge weigerte sich, 1965 ein anderes Triebwerk zu bringen und da Petty unter Vertrag stand, blieb auch er zu Hause.

Ein absolutes Fiasko. Ohne Petty und die Startnummer 43 interessierte es kaum jemanden, wenn die Ford-Teams untereinander stritten. France erkannte die Gefahr und machte schnell einen Rückzieher: Im Herbst 1965 durfte Petty schon wieder mitfahren und holte sich in den letzten 15 Rennen noch vier Siege.

Den zweiten Teil der großen Richard-Petty-Story lesen Sie morgen auf 'Motorsport-Total.com'.