Montoya und die Tradition der 42
Juan Pablo Montoyas NASCAR-Startnummer ist seit der Saison 2007 die 42, die in ihrer Historie schon eine ganze Menge erlebt hat
(Motorsport-Total.com) - Startnummern sind in der NASCAR von ganz anderer Bedeutung als in vielen anderen Motorsportserien. Jeff Gordon fuhr beispielsweise in seiner Cup-Karriere seit Herbst 1992 bislang 581 Rennen, und saß dabei immer in einem Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 24. Gleiches gilt für seinen Teamkollegen Jimmie Johnson, der es mittlerweile auf 291 Rennen mit der Startnummer 48 bringt.

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Juan Pablo Montoya bestimmt seit 2007 die NASCAR-Tradition der 42
Zusammen haben die beiden Kalifornier nicht weniger als acht NASCAR-Meisterschaften gewonnen, doch keiner würde auch nur auf die Idee kommen, in der folgenden Saison mit der Startnummer 1 antreten zu wollen. Im Gegenteil: Startnummern werden in der NASCAR nicht selten zu einer geschützten Marke, wie es etwa die 3 des legendären Dale Earnhardt Sr. seit vielen Jahren ist.#w1#
Analog zu Jeff Gordon (24), Jimmie Johnson (48), Dale Earnhardt (3) gilt dies natürlich auch für Richard Petty, der mit seiner Startnummer 43 zwischen 1959 und 1992 in über eintausend NASCAR-Starts fast 200 Rennen und sieben Titel gewann. Auch die 43 ist in NASCAR-USA natürlich eine eigene Motorsportlegende mit unglaublicher Tradition.
Auf solch historische NASCAR-Daten kann Juan Pablo Montoya natürlich keineswegs bauen. Aber auch der Kolumbianer hat in der Zwischenzeit immerhin 109 Sprint-Cup-Starts auf seinem Buckel, von denen er 108 Mal mit der Startnummer 42 antrat. Lediglich bei seinem Debüt in Homestead 2006 saß Montoya in einem vierten Ganassi-Dodge mit der Startnummer 30, der damals zusätzlich eingesetzt wurde.
Lee Petty wird dreimal Champion

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Das kontroverse Daytona 1959: Lee Petty (mi.) fuhr damals schon die 42 Zoom
Seit 2009 hat sein Earnhardt/Ganassi-Chevrolet mit der US-amerikanischen Handelskette Target auch einen langjährigen und vermeintlich sicheren Sponsor gefunden, weshalb Montoya wohl auf absehbare Zeit in diesem Auto unterwegs sein wird. Und im Gegensatz zu NASCAR-Quereinsteiger Montoya kann die 42 durchaus mit einer langen Tradition aufwarten.
Denn am 7. August 1949 auf dem längst stillgelegten Occoneechee Speedway in Hillsboro, North Carolina, trat Lee Petty, der Vater von "King" Richard Petty mit der 42 an. Es war die erste offiziell dokumentierte Fahrt einer 42. Petty wurde in der damals noch "Strictly Stock" genannten Serie Neunter unter insgesamt 28 Teilnehmern.
Seit dieser Zeit trat die 42 weit über 1.200 Mal in Erscheinung, 68 Mal stand dabei ein Auto mit der 42 in der Victory Lane. Der im Jahr 2000 verstorbene Lee Petty führte das Auto 1954, 1958 und 1959 sogar dreimal zu Meisterehren - damals war das Familienoberhaupt der erste NASCAR-Pilot, der dieses Kunststück erreichte. Nicht weniger als 53 seiner 54 Einzelsiege schaffte Lee Petty dabei mit der Startnummer 42.
Auch Richard Petty holte sich 1962 und 1965 zwei seiner insgesamt 200 Rennsiege mit der 42, zu diesem Zeitpunkt hatte Vater Lee seine Karriere bereits beendet. Jim Paschal fuhr für Petty Enterprises ebenfalls 1962 dreimal in die Victory Lane und wiederholte dieses Kunststück im folgenden Jahr einmal.
Felix Sabates holt Kyle Petty und die 42

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Kyle Petty fuhr die 42 in seiner Karriere insgesamt sechsmal in die Victory Lane Zoom
Natürlich blieb die 42 viele Jahre lang im Familienbesitz der Pettys. Unter anderem NASCAR-Größen wie Tiny Lund und Marvin Panch saßen in diesem Auto, bevor der Familienkelch an Kyle Petty weitergereicht wurde. Der jüngste Petty-Spross begann seine Cup-Karriere 1979 in der 42, die er bis zur Saison 1982 fuhr.
Als ab dem Jahr 1983 dann mit 7-Eleven ein neuer Petty-Sponsor den damaligen Pontiac finanzierte, wurde auf Wunsch des Getränkekonzerns auch die Startnummer gewechselt. Aus der 42 wurde durch die 7-Eleven-Gelder folgerichtig die vakante 7, und sechs Jahre lang blieb die 42 einigen Einzelstartern vorbehalten.
Das änderte sich erst wieder zur Saison 1989. Felix Sabates, ein kubanischer Selfmade-Millionär, hatte in der NASCAR einigermaßen erfolgreich sein Team Sabco Racing formiert und Kyle Petty als neuen Fahrer engagiert. Petty holte die nun vakante Familienstartnummer 42 mit zum neuen Sabates-Team, wo sie seither auch verblieben ist.
Allerdings verlief der gemeinsame Start alles anders als glatt: Ohne jeglichen Sponsor verpasste Petty die Qualifikation zum Daytona 500. Dies glückte jedoch dem privat eingesetzten Oldsmobile von Eddie Bierschwale. Doch als es bereits in Runde drei zu einer ersten Gelbphase kam, wurde kurzerhand der wesentlich erfolgversprechendere Kyle Petty in das Auto gesetzt und fuhr es prompt zu einem tollen zehnten Platz.
Seit 2007 mit Juan Pablo Montoya

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Heute führt auch Connie Montoya die NASCAR-Tradition der 42 fort Zoom
Mit Folgen: Denn der Bierschwale-Oldsmobile hatte - im Gegensatz zu Petty/Sabates - in Peak Antifreeze auch einen potenten Sponsor. Doch Pettys überzeugende Daytona-Vorstellung führte dazu, dass der Sponsor gleich mitwechselte und bis Ende 1990 am Sabates-Auto blieb.
Zwischen 1989 und 1996 fuhr Kyle Petty den Sabates-Pontiac zu insgesamt sechs Siegen. 1997 bis 1999 saß Joe Nemechek in diesem Fahrzeug und gewann einmal. Für die Saison 2000 sicherte sich Sabates dann die Dienste des aufstrebenden Kenny Irwin, der am 7. Juli 2000 bei einem tragischen Trainingsunfall auf dem New Hampshire Motor Speedway sein Leben ließ.
Erst in der Saison 2003 wurde die 42 wieder aktiviert, als Sabates und sein neuer Partner Chip Ganassi längst fusioniert hatten. Jamie McMurray fuhr den Ganassi-Dodge bis Ende 2005. Es folgte noch eine Saison 2006, in der Casey Mears zum Einsatz kam, bevor schließlich Juan Pablo Montoya das Auto übernahm.
So steht bislang Sonoma 2007 als letzter Erfolg der 42 in den NASCAR-Jahrbüchern. Doch wer den Kolumbianer kennt, der weiß, wie schnell sich diese Statistik ändern kann und wahrscheinlich auch wird. Die 42 hat in ihrer NASCAR-Historie jedenfalls schon fast alles gesehen.

