• 05.06.2011 22:21

  • von Pete Fink

Benzinschlacht in Kansas: Keselowski schlägt Earnhardt

"Bad Brad" Keselowski war der beste Pokerspieler in einem Benzinkrimi von Kansas - Dale Earnhardt Jr. wieder knapp geschlagen, Denny Hamlin Dritter

(Motorsport-Total.com) - Benzinkrimis sind in der NASCAR derzeit mega-in: Nur eine Woche nach dem Coca-Cola 600 von Charlotte geriet am Sonntagabend auch das STP 400 auf dem Kansas Speedway zu einem Spritpoker allererster Güteklasse. Am Ende hatte Brad Keselowski (Penske-Dodge) in einem faszinierenden Fernduell das bessere Ende für sich. Der Leidtragende war einmal mehr NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) als Zweiter.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Brad Keselowski (Penske-Dodge) feiert seinen Kansas-Sieg standesgemäß

Der große Pechvogel eines heißen Kansas-Sonntags hieß jedoch Kurt Busch. Der Penske-Teamkollege des Siegers hatte klar das schnellste Auto im Feld und lag 152 von 267 Runden in Front. Doch unter dem strategischen Druck seiner unmittelbaren Verfolger um Jeff Gordon, Jimmie Johnson (beide Hendrick-Chevrolet; 4. und 7.), sowie Carl Edwards (Roush-Ford; 5.) musste auch Kurt Busch einen Tankstopp unter Grüner Flagge einlegen.


Fotos: NASCAR in Kansas


Damit befand sich der ältere Busch-Bruder 60 Runden vor Schluss in der Zwangssituation, noch einen weiteren Boxenbesuch einzulegen. Diesen zögerte Kurt Busch - in der Hoffnung auf eine Gelbphase - zwar so lange wie möglich heraus, doch als diese nicht kam, musste er in Runde 257 schließlich an die Tankstelle. Offenbar mit dem letzten Tropfen Sprit, denn beim Losfahren stotterte sein Dodge-Triebwerk massiv, was ihm am Ende nur Rang neun bescherte.

Im Gegensatz zur Gruppe um Kurt Busch setzten Sieger Keselowski, sowie Earnhardt und auch der drittplatzierte Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) auf eine andere Strategie. Sie zögerten ihren Green-Flag-Stopp 60 Runden vor Schluss solange heraus, bis sie knapp im Benzinfenster zur Zielflagge lagen. Ohne den folgenden Extrastopp wurde dieses Trio am Rennende ganz nach vorne gespült und belegte folgerichtig die ersten drei Plätze.

Hamlin und Earnhardt potenzielle Pokerspieler

Kurt Busch

Kurt Busch (in der AAA-Lackierung) hatte in Kansas (fast) alles im Griff Zoom

Bis dahin war das STP 400 ein ruhiges Sprint-Cup-Rennen ohne jegliche Massenkarambolagen. Der breite Speedway ermöglichte, inklusive Apron, mitunter sogar ein unfallfreies Five-Wide-Racing. Doch klar wurde auch, dass das Formtief von Kurt Busch nach seinen Daytona-Erfolgen zu Saisonbeginn im Budweiser Shootout und seinem Gatorade-Duel zu Ende ist. Schon vergangenes Wochenende im Coke 600 von Charlotte meldete sich seine Penske-Crew mit Platz vier zurück, nun folgte der Nachschlag.

Sein Penske-Dodge bestimmte das Renngeschehen klar, auch wenn sich zwischenzeitlich Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevy; 17.), Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 12.), sowie Edwards und Hamlin einige Führungsrunden gutschreiben lassen konnten. Montoya war einer der wenigen Piloten, die Bekanntschaft mit der Kansas-Mauer machten. Der Kolumbianer fiel nach einem starken Rennstart weit zurück, befand sich am Ende auch unter den Pokerspielern und holte sich mit trockenem Tank Platz 17.

In Runde 152 erschreckte Earnhardt Jr. seine zahlreichen Fans mit einem Dreher, der jedoch ohne jeglichen Kontakt verlief. Hamlin wiederum wurde beim folgenden Restart von Kurt Busch und Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) in die Zange genommen. Dabei wurde an seinem Gibbs-Toyota die Aerodynamik in Mitleidenschaft gezogen. Hamlin legte danach als einziger der Spitzengruppe einen Sicherheitsstopp ein. Weil Earnhardt und Hamlin damit weit zurück geworfen wurden, waren sie natürlich potenzielle Benzin-Zocker für das Kansas-Finale.

Gleiches gilt für Tony Stewart - allerdings aus anderen Gründen. Eine alte Faustregel der NASCAR lautet: Wenn es Sommer wird, dann läuft "Smoke" zur Höchstform auf. Kansas läutete vielleicht diese Phase ein, denn der frischgebackene 40-Jährige ließ sich in der letztlich entscheidenden Rennphase nicht durch die Stopps seiner Kontrahenten nervös machen.

Keselowski mit allen Tricks

Matt Kenseth

Benzinpoker: Das STP 400 wurde einmal mehr an der Box entschieden Zoom

Während also Kurt Busch, Jeff Gordon, Jimmie Johnson und Carl Edwards um Runde 205 herum an die Box gingen, blieb Stewart als einziger des Spitzenquintetts auf der Strecke. Wie Keselowski, Earnhardt und Hamlin tankte auch er erst einige Runden später. Doch Stewart hatte Pech: Bei diesem Stopp floss nicht die geplante Menge Sprit in den Tank, weshalb er in Runde 254 noch einmal abbiegen musste. Statt seinem dritten Kansas-Sieg wurde er am Ende nur Achter.

So kam es am Rennende zu vielen Duellen, die allesamt parallel abliefen: Kurt Busch dürstete erfolglos nach einer Gelbphase, Earnhardt schnupfte Hamlin und machte sich auf die Verfolgungsjagd Keselowskis. Dieser wiederum war nach dem Kurt-Busch-Stopp plötzlich in Front gespült und musste massiv Benzin sparen. In jeder Kurve schaltete er entweder seinen Motor aus oder ließ seinen blauen Charger im Leerlauf rollen.

Vorsprung hatte er genug, denn Earnhardt lag acht Runden vor Schluss acht Sekunden zurück. Weil jedoch auch der Hendrick-Pilot Sprit sparen musste und eben nicht frei fahren konnte, verringerte sich Keselowskis Vorsprung weit weniger deutlich als von der "Junior-Nation" erhofft. Hamlin hatte sich dahinter mit Rang drei zufrieden gegeben. Am Ende blieben Keselowski noch 2,8 Sekunden Vorsprung auf Earnhardt.

"Wir waren in dieser Saison schon ein paar Mal nahe dran", jubelte der Kansas-Sieger. "Aber wir hatten immer Pech - bis heute. Natürlich hat uns dabei ein guter Benzinverbrauch geholfen und ich habe jeden Trick ausgepackt, den ich auf Lager hatte." Earnhardt wiederum nahm seine erneute knappe Niederlage zur Kenntnis: "Wir haben wieder schnelle Autos und wenn es heiß und rutschig wird, dann mag ich das. Wir kommen."

Kurt Busch trotzdem zufrieden

Tony Stewart

Marathon: Nächste Woche geht es in die weiten Wälder von Pocono Zoom

Auch Pechvogel Kurt Busch wollte nach seiner Niederlage das Positive sehen: "Das war schon in Ordnung. Wir hatten das mit Abstand beste Auto, ich muss zufrieden sein. Und ich freue mich natürlich über Brad, der mein altes Auto zum Sieg gefahren hat." Keselowski übernahm erst zu Saisonbeginn die blaue Penske-Startnummer zwei, in der zuvor Kurt Busch viele Jahre lang aktiv war.

In der Gesamtwertung baute Carl Edwards seinen Vorsprung weiter aus, während Earnhardt (3.) nun seinem Teamkollegen Jimmie Johnson immer dichter auf den Pelz rückt. Denny Hamlin robbte sich als neuer Elfter bis auf einen Punkt an die Top 10 heran, während Brad Keselowski (21.) vier Ränge gutmachen konnte. Nach seinem Kansas-Sieg ist er natürlich einer der Anwärter auf eine der beiden Wild-Cards, doch dazu müsste er unter den Top 20 stehen.

Kommende Woche beginnt die klassische Sommertour der NASCAR mit dem ersten Besuch auf dem 2,5 Meilen langen Tri-Oval von Pocono. Zu erwarten ist ein 500 Meilen langes Marathonrennen. Es folgt das Zweimeilenoval von Michigan, bevor es Ende Juni in Sonoma ernst wird. Dann steigt am 26.06. das erste von zwei Rundkursrennen der Sprint-Cup-Saison 2011.