Nach Indonesien: Machen Martin und Bagnaia den WM-Titel unter sich aus?

Nullnummern für Enea Bastianini und Marc Marquez in Mandalika sorgen dafür, dass Jorge Martin und "Pecco" Bagnaia in der WM jetzt noch weiter voraus sind, aber ...

(Motorsport-Total.com) - Schon vor dem Beginn der Asien-Tournee im diesjährigen Kalender der Motorrad-WM waren Jorge Martin und Francesco Bagnaia die beiden Top-Anwärter auf den Titelgewinn in der Fahrerwertung der MotoGP-Saison 2024. Jetzt, da das erste von fünf Asien-Wochenenden gelaufen ist, sind sie es umso mehr.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin, Francesco Bagnaia

Jorge Martin und "Pecco" Bagnaia haben sich im WM-Kampf weiter abgesetzt Zoom

Denn sowohl der WM-Dritte Enea Bastianini als auch der WM-Vierte Marc Marquez haben am Sonntag im Grand Prix von Indonesien in Mandalika eine Nullnummer geschrieben. Ducati-Werkspilot Bastianini stürzte kurz vor Schluss an dritter Stelle fahrend. Marquez war zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Rennen, weil es an seiner Gresini-Ducati an siebter Stelle fahrend einen Motorschaden mit Flammenentwicklung gab.

Hatten Bastianini und Marquez vor dem Beginn des Indonesien-Wochenendes schon 59 respektive 60 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Jorge Martin, so ist ihr Rückstand nun auf 75 respektive 78 Punkte angewachsen (MotoGP-Gesamtwertung 2024). Bagnaia hingegen hat seinen Rückstand auf Martin im Verlauf des Wochenendes von 24 auf 21 Punkte verkürzt. Nach dem Sprint am Samstag hatte sein Rückstand sogar nur zwölf Punkte betragen.

Und so sind es trotz ihrer "Saison der Fehler" nun Jorge Martin und Francesco Bagnaia, die bei einigermaßen normalem Verlauf der Dinge den MotoGP-Titel 2024 unter sich ausmachen werden.

Marc Marquez, Francesco Bagnaia, Jorge Martin, Enea Bastianini

Für Marc Marquez (li.) und Enea Bastianin (re.) ist es deutlich schwieriger geworden Zoom

Denn um ihren aktuellen Rückstand noch aufholen zu können, bräuchten Enea Bastianini und Marc Marquez an den verbleibenden fünf Rennwochenenden schon deutlich mehr als nur ein, zwei Nullnummern der beiden Top-Anwärter. Ein Spaziergang wird es für Martin und Bagnaia trotzdem nicht.

"Das mit dem Selbstvertrauen ist so eine Sache. Du musst es im Grunde jedes Mal aufs Neue aufbauen", sagt WM-Spitzenreiter Jorge Martin sogar nach seinem souveränen Start/Ziel-Sieg am Sonntag in Mandalika.

Tags zuvor war der Pramac-Ducati-Pilot im Sprint in Führung liegend in Kurve 16 gestürzt. Und im Indonesien-Grand-Prix vor einem Jahr war er in Kurve 11 in Führung liegend gestürzt. Diese zwei Vorfälle beschäftigten ihn auf seiner Siegesfahrt am Sonntag.

Martin gibt zu: Weg zum Sieg war "mental kompliziert"

"Von der mentalen Seite her war es wirklich kompliziert", gibt Martin zu und berichtet: "Ab der 13. Runde kamen ein paar Geister in mir hoch. Aber als diese Phase überwunden war, war alles okay. In Kurve 16 habe ich besonders darauf geachtet, es gut zu machen und nicht denselben Fehler wie gestern zu machen. Ich bin froh, dass ich aus meinen Fehlern gelernt habe."

Freien Lauf ließ Martin seiner Siegesfreude auf der Auslaufrunde. In Kurve 16, wo er tags zuvor gestürzt war, küsste er den Asphalt und ließ sich von den Sportwarten ausgelassen feiern. Im Parc Ferme kam Martin deutlich später an als "Pecco" Bagnaia, der das Rennen als Dritter beendete, und auch Pedro Acosta, der Zweiter wurde, aber erst zwei Stunden später Gewissheit hatte, dass er den zweiten Platz behalten darf.

Martin jedenfalls freut sich tierisch, dass er sich nach seinem Fauxpas aus dem Sprint nur 24 Stunden später eindrucksvoll zurückgemeldet hat: "Heute habe ich mich gerächt, keine Frage. Ich habe angehalten und den Asphalt geküsst."

Jorge Martin

Der Mandalika-Sieg ist für Martin der erste Sonntagssieg seit Mitte Mai in Le Mans Zoom

"Ich finde, wenn du gestürzt bist und dann gewinnst, dann ist das sogar eine noch größere Genugtuung als wenn du beide Rennen gewinnst. Einfach war es heute wirklich nicht, zum einen aufgrund des Sturzes von gestern, zum anderen aufgrund des Sturzes aus dem vergangenen Jahr", so Martin.

Bagnaia: Dank Ride-Height-Device auf das Podium

Und Bagnaia? Der Ducati-Werkspilot hatte mal wieder einen alles andere als optimalen Start. Aus der ersten Runde kam er als Sechster zurück, nachdem er von P4 gestartet war. Während Martin von der Pole einen Start/Ziel-Sieg einfuhr, hing Bagnaia bis in die 21. der 27. Runden an sechster Stelle fest. Dann aber machte er noch drei Positionen innerhalb von drei Runden gut.

Zuerst stürzte Bagnaias Ducati-Teamkollege Enea Bastianini an dritter Stelle fahrend in Kurve 1. Eine Runde später zog Bagnaia an Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) vorbei und eine weitere Runde später auch noch an Franco Morbidelli (Pramac-Ducati). Somit kam der Mandalika-Vorjahressieger diesmal als Dritter ins Ziel.

"Für Enea tut es mir leid", so Bagnaia. "Hinter 'Bez' hing ich lange fest, weil sein Motorrad eine sehr gute Traktion hatte. An 'Franky' kam ich viel einfacher vorbei. Weil er das gleiche Bike fährt wie ich, wusste ich, was ich tun musste, um einen Vorteil zu haben."

Was Bagnaia damit meint? Für das Überholmanöver an 'Franky' Morbidelli auf dem Weg zu Kurve 10 nutzte Bagnaia das hintere Ride-Height-Device seiner Ducati GP24. Morbidelli tat das in diesem Moment nicht und war somit chancenlos.

"Das Entscheidende war", erklärt Bagnaia, "dass ich in dieser Runde sehr gut aus Kurve 8 herauskam. Wenn du dort zu viel Schräglage hast, dann bringt [das Device] nichts. In diesem Fall aber war mein Kurvenausgang richtig gut. Also habe ich es benutzt und das war eine große Hilfe, keine Frage".

Ausblick auf Japan: Martin ist gewarnt, Bagnaia lauert

Die zweite von fünf Stationen auf der Asien-Tournee im MotoGP-Kalender 2024 ist der Grand Prix von Japan in Motegi direkt am kommenden Wochenende (5./6. Oktober). Im vergangenen Jahr hat Jorge Martin dort sowohl den Sprint als auch den Grand Prix gewonnen, wobei es am Sonntag ein Regenrennen war, das vorzeitig abgebrochen wurde.

Eine Woche vor dem Japan-Grand-Prix 2024 lässt die Wettervorhersage abermals Regen erwarten. Ungeachtet dessen, ob es tatsächlich wieder ein nasser oder aber doch ein trockener Grand Prix wird, ist Martin schon jetzt gewarnt.

Francesco Bagnaia, Jorge Martin

Mit jetzt 21 Punkten vor Bagnaia führt Martin die MotoGP-WM nach Japan Zoom

"Jedes Wochenende ist anders. An diesem Wochenende [in Indonesien] war ich vielleicht ein bisschen zu selbstsicher", spielt er auf seinen Sturz im Sprint an und erklärt: "Ich fühlte mich wirklich stark und dachte, alles läuft prächtig. Vielleicht war ich einfach zu selbstsicher und habe deshalb einen Fehler gemacht. Ich muss da besser aufpassen."

Martins WM-Verfolger Bagnaia antwortet auf Nachfrage, für den das Indonesien-Wochenende als Ganzes besser gelaufen ist: "Ich weiß nicht. Ich finde, wir haben beide das Maximum herausgeholt."

"Für Jorge war es sicherlich wichtig, erstmals seit Le Mans wieder gewonnen zu haben. Und für mich war es wichtig, Punkte aufzuholen. Das habe ich heute zwar nicht geschafft, aber insgesamt ist der Rückstand trotzdem um drei Punkte kleiner geworden. Darauf lässt sich aufbauen", so Bagnaia.

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