MotoGP-Paddock inside: Er kann es noch! Morbidelli wieder zurück am Podium

Der schon oft abgeschriebene Franco Morbidelli lässt selbst Francesco Bagnaia alt aussehen - Die Einschätzung des Renntags in Termas de Rio Hondo

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Franco Morbidelli

Nach vier Jahren erlebte Franco Morbidelli wieder eine Sternstunde Zoom

die doppelten Marquez-Festspiele haben sich auch am Sonntag in Argentinien wie erwartet fortgesetzt. Bemerkenswert fand ich die Aussage von Marc Marquez, dass er sich im Laufe des Rennens fast schon mit dem zweiten Platz zufrieden gegeben hätte.

Aber wer, wenn nicht er, der niemals aufgibt und am Ende noch etwas Speed finden kann? Mit klassenübergreifend 90 Siegen ist er nun der dritterfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten. Und es werden in diesem Jahr noch einige Siege hinzukommen.

Auf Valentino Rossi fehlen ihm zwar noch 25 Siege, aber es ist nicht unmöglich, dass Marc Marquez auch diese Marke erreicht. Ob er auch Giacomo Agostinis Rekordmarke von 122 Siegen übertrumpfen kann?

Am meisten freue ich mich heute mit Franco Morbidelli über den dritten Platz. Seine Durststrecke dauerte schon vier lange Jahre. Seit einer Knieoperation im Sommer 2021 konnte er nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen. Schließlich ist er Rennsieger und ehemaliger Vizeweltmeister.

Dazu kam im Vorjahr vor Saisonstart ein Trainingssturz mit einem Superbike in Portimao, bei dem er das Bewusstsein verloren hat. Es dauerte wieder lange, bis er sich davon erholt hat. Erst im vergangenen Herbst war Morbidelli wieder regelmäßig in den Top 10 zu finden.

Aber es gab Zweifel, ob er es trotz Topmaterial wieder ganz an die Spitze schafft. Der Einjahresvertrag mit VR46 ist praktisch seine letzte Chance in der MotoGP. Jetzt hat er sie genutzt. Sein Rennen war auch taktisch sehr klug.

Mit dem weichen Hinterreifen hat Morbidelli am Anfang attackiert, seinen Teamkollegen Fabio Di Giannantonio, Johann Zarco und auch Francesco Bagnaia überholt. Das waren die Schlüsselmanöver, um anschließend den Reifen kontrollieren zu können.

Di Giannantonio glaubt, dass das frühe Überholmanöver von Morbidelli ihm selbst die Podiumschance verhagelt hat. Denn danach hing "Diggia" lange hinter Brad Binder fest und musste auf einen Fehler warten, um überholen zu können.

WM-Rückstand von Bagnaia wächst rasant

Auch im Vergleich mit Morbidelli war an der Körpersprache gut zu erkennen, wie schwer sich Ex-Weltmeister Bagnaia momentan tut. Es ist deutlich zu sehen, dass er für die Ducati momentan kein optimales Gefühl hat.

Seit Indonesien im vergangenen Herbst stand Bagnaia an jedem Sonntag auf dem Podest. Interessant sind seine Aussagen nach dem Rennen allemal: "Der vierte Platz ist nicht mein Platz, selbst der dritte ist nicht mein Platz." Bagnaia sieht sich als Siegertyp.

Francesco Bagnaia

31 WM-Punkte Rückstand sind keine Kleingkeit mehr Zoom

Er sagt außerdem: "Es stimmt, dass dies nicht die schlimmste Situation ist, in der ich je war. Der erste Teil der vergangenen Saison war schlimmer. Aber der Unterschied ist, dass ich in dieser Saison einen Gegner habe, der konstanter ist."

31 WM-Punkte Rückstand auf Marc Marquez ist nicht wenig. Und ich gehe davon aus, dass daraus auf der Marquez-Paradestrecke in Austin noch mehr wird. Marc Marquez erhöht auch den psychologischen Druck, indem er sagt: "Alex ist mein größter Gegner in der Meisterschaft."

Johann Zarco wieder der einzige Ducati-Herausforderer

Super unterwegs war am Sonntag auch Johann Zarco. Mit dem erhofften Podestplatz hat es nicht geklappt, weil er sich hinter Bagnaia den Vorderreifen überhitzte. Dieses Problem hatte auch sein Honda-Kollege Joan Mir.

Johann Zarco

Johann Zarco mischte auch am Sonntag im Spitzenfeld mit Zoom

Denn weil die Honda auf der langen Geraden das langsamste Motorrad ist, müssen die Fahrer vor allem im Zweikampf extrem auf der Bremse attackieren. Das ist für den Vorderreifen natürlich nicht ideal. In der letzten Runde verlor Zarco noch Platz fünf an Di Giannantonio.

Nun bin ich gespannt, ob diese Performance streckenabhängig war oder ob Honda diese Form auch auf anderen Strecken bestätigen kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass Alex Rins vor zwei Jahren mit der LCR-Honda in Austin gewonnen hat.

Brad Binder nennt das entscheidende KTM-Problem

KTM war wieder mit größerem Abstand hinter der Spitzengruppe zu finden. Mit 14 Sekunden Rückstand wurde Binder Siebter. Pedro Acosta kämpfte in der Gruppe mit einem überhitzten Vorderreifen und hatte zudem Armpump-Probleme.

Brad Binder

Brad Binder nennt das aktuelle Problem der KTM RC16 Zoom

Im Vergleich zu den anderen Marken benennt Binder das klare Problem von KTM: "Für mich hängt die Leistung stark davon ab, wie sehr wir auf den Grip am Hinterrad angewiesen sind. Wenn wir eine Session haben, in der der Grip drastisch abnimmt, haben wir große Schwierigkeiten."

"Wir sind stark auf die Performance des Hinterreifens angewiesen. Wir müssen einen Weg finden, das Grip-Fenster deutlich zu vergrößern. Ich denke, wenn uns das gelingt, wird es für uns viel einfacher." Binder fuhr 1:39er-Zeiten, während Marc Marquez 1:38 halten konnte.

Ogura-Disqualifikation: Noch keine Stellungnahme von Aprilia

Acosta kam als Neunter ins Ziel und rückte durch die Disqualifikation von Ai Ogura um eine Position nach vorne. Dass Aprilia bei Oguras ECU eine nicht homologierte Software-Version aufgespielt hat, ist sehr seltsam. Vermutlich ein menschlicher Fehler.

Bisher haben wir von Trackhouse und Aprilia noch keine Stellungnahme dazu erhalten. Ich glaube aber nicht, dass es einen Unterschied bei der Performance gemacht hat. Die Leistung von Ogura war wieder toll. Es macht Freude, ihm zuzusehen!

Ai Ogura

Ai Ogura verlor den achten Platz durch Disqualifikation Zoom

Für Aprilia war es ein rabenschwarzer Tag. Dass Marco Bezzecchi für seinen Fehler nach dem Start in Kurve 1 eine Verwarnung erhalten hat, finde ich in Ordnung. Simon Crafar hat ihm dafür auf die Finger geklopft. Das kann man durchaus so machen.

Lorenzo Savadori verzichtete auf das Rennen. Er soll in zwei Wochen in Austin aber wieder dabei sein. Raul Fernandez hat das ganze Wochenende kein gutes Gefühl gefunden. Die Long-Lap-Strafe für die Berührung mit Enea Bastianini halte ich ebenfalls für vertretbar.

Yamaha erneut das Schlusslicht

Von der Performance her war in Termas de Rio Hondo Yamaha das klare Schlusslicht. Durch die Situation mit Bezzecchi in der ersten Kurve ist Quartararo ans Ende des Feldes gefallen. Teamkollege Alex Rins wurde Elfter.

Die Gruppe mit KTM, der Aprilia von Ogura und Honda war für Rins nicht in Reichweite. Rins fuhr übrigens mit dem weichen Hinterreifen, obwohl ihm sein Team zum Medium-Reifen geraten hatte. Aber der Spanier wollte zumindest in den ersten Runden Spaß haben.

Alex Rins

Yamaha war in Argentinien das Schlusslicht Zoom

Die Yamaha-Situation bringt Rins schonungslos auf den Punkt: "Nachdem mich Marini überholt hat, ist er mir um fünf Sekunden davongefahren. Das ist jetzt die Realität." Auch Quartararo nimmt aus Argentinien keine positiven Erkenntnisse mit. Ob es in Austin besser laufen wird, ist fraglich.

Ihr,


Gerald Dirnbeck

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