"Konservativ das richtige Wort": Ducati verschiebt Motorentscheidung der GP25

Mit dem Sepang-Test zeigt sich Ducati sehr zufrieden, aber die grundlegenden Entscheidungen bezüglich Motor und Aerodynamik der GP25 sind noch nicht gefallen

(Motorsport-Total.com) - Im Ducati-Werksteam ist nach den drei Testtagen in Sepang (Malaysia) weiterhin offen, mit welchem Paket man in die neue MotoGP-Saison starten wird. Die Entscheidung, ob man den neuen Motor nimmt oder den bewährten von der GP24 steht weiterhin 50:50.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Ducati hat ein umfangreiches Testprogramm absolviert Zoom

Am Freitag fuhr Marc Marquez ganze 70 Runden. Teamkollege Francesco Bagnaia kam auf 55 Umläufe. Interessant waren am Nachmittag Sprint-Simulationen über zehn Runden. Marc Marquez beeindruckte mit sehr guten Rundenzeiten.

Aber Bruder Alex Marquez war mit der GP24 einen Tick schneller. "Er hat mich um vier Zehntelsekunden besiegt", lacht Marc Marquez über die Sprint-Simulation seines Bruders. "Aber ich bin zufrieden, es war ein gutes Sprint-Rennen."

"Alex ist schon in Barcelona super schnell gewesen und auch hier. Er war auch bei der Zeitattacke immer vorne dabei. Es ist gut, seine Daten zu haben, denn er war der schnellste Fahrer. Auch beim Sprint-Rennen."

Mit welcher Konfiguration ist Marc Marquez den Longrun gefahren? "Ich bin mit der Aero von 2024 gefahren. Den Rest kann man nicht sehen. Deshalb sage ich nicht mehr", lacht der Spanier. "Es war ein Mix aus 24 und 25."

Marc Marquez, Alex Marquez

Marc Marquez mit Bruder Alex bei Startübungen Zoom

Im Vergleich zu ihm war Bagnaia beim Longrun etwas langsamer. Das hatte aber einen Grund. "Bei der Simulation musste ich etwas probieren und ich war nicht sehr zufrieden", erläutert der Italiener. "Denn ich bekam Vibrationen, die immer stärker wurden."

"Momentan testen wir nur für die Ingenieure. Deswegen fehlt etwas bei der Performance." Mit welcher Konfiguration ist Bagnaia die Simulation gefahren? "Das darf ich nicht sagen. Im Vergleich zu Marc bin ich mehr mit dem neuen Chassis gefahren."

"Bei der Simulation sind wir mit zwei unterschiedlichen Paketen gefahren, um mehr Daten zu sammeln. Das war sehr nützlich. Ich bin mit allem sehr zufrieden, aber wir müssen in Thailand noch einmal alles probieren."

Warum Ducati ein "gutes" Problem hat

Denn beide Fahrer verwiesen auf ein generelles Problem. Nach sechs Testtagen hatte die Strecke sehr viel Grip aufgebaut, was mögliche Schwierigkeiten kaschiert. "In Thailand wird es weniger Grip geben", blickt Bagnaia auf den Test kommende Woche. "Dadurch sollte alles klarer werden."

Dass die neue GP25 noch kein deutlicher Fortschritt zur ausgereiften GP24 ist, wollen beide Fahrer nicht überbewerten. "Das gute Problem von Ducati ist", sagt Marc Marquez, "dass wir mit einer sehr guten Basis beginnen."

Marc Marquez

Marc Marquez zeigt sich beeindruckt von Arbeit der Ingenieure Zoom

"Die Ingenieure müssen sich ganz sicher sein, dass etwas besser ist. Aus diesem Grund haben wir viel verglichen. Es ist natürlich sehr schwierig, sich zu verbessern. Man muss sich deshalb ganz sicher sein, dass etwas besser ist."

"Mit der GP24 kann man um den WM-Titel kämpfen. Es geht nicht nur um den Motor und die Aero, sondern um viele Details. Wir dürfen kein unnötiges Risiko eingehen. Aber natürlich wollen die Ingenieure etwas besser machen. Sie versuchen es."

"Wenn man sich nicht komplett sicher ist, dann ist es besser, einen Schritt zurück zu machen", verweist Marc Marquez darauf, dass die Motorentscheidung noch nicht gefallen ist. "Wie gesagt, es geht um das komplette Paket."

"Die Ingenieure werden nun alles analysieren und eine gute Entscheidung treffen. An diesen drei Tagen habe ich in der Box gesehen, dass sie sehr mutig und ruhig sind, um korrekte Entscheidungen zu treffen. Konservativ ist das richtige Wort, wenn man schon das beste Motorrad hat."

Viel getestet, Performance noch nicht am Limit

Da sich Fabio Di Giannantiono am Ende des ersten Testtages das linke Schlüsselbein gebrochen hat, fiel eine Referenz für die GP25 aus. Michele Pirro musste die Testarbeit wieder aufnehmen, aber der erfahrene Testfahrer fährt nicht die gleichen Zeiten wie die Stammfahrer.

Das war für Ducati ein Handicap. "Es war Pech", seufzt Bagnaia, "dass 'Diggia' nicht mehr dabei war, denn er hätte uns auch helfen können. Aber mit Marc haben wir fantastisch gearbeitet. Es waren drei positive Tage. Wir haben alles getestet."

"Wenn man sehr viel ausprobiert, dann ist klar, dass man etwas Performance verliert. Zum Beispiel bin ich am Vormittag nur eine Zeitattacke gefahren, weil ich das unbedingt wollte. Aber ich hatte nicht die Chance, so wie andere Fahrer zwei, drei Versuche zu fahren."

Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia will die Testergebnisse nicht überbewerten Zoom

Auch Marc Marquez ist am Vormittag nur einen Qualifying-Versuch gefahren und wollte nicht ans absolute Limit gehen, um keinen Sturz zu riskieren. Denn das hätte das weitere Testprogramm beeinträchtigt.

Deshalb wollen beide das Ergebnis nicht überbewerten. Bagnaia war im Qualifying-Versuch lediglich um sieben Tausendstel langsamer als Alex Marquez. Bagnaia schätzt, dass er mit weiteren Versuchen auch den Rundenrekord knacken hätte können.

Marc Marquez hatte im Qualifying-Versuch rund eine halbe Sekunde Rückstand. Aber die Zeitenjagd stand nicht im Vordergrund. Insgesamt ist Marc Marquez mit seinem Einstand im Ducati-Werksteam sehr zufrieden.

"Für jeden Tag gab es einen klaren Plan", lobt der Spanier. "Am Freitag hatten wir viel zu tun, denn wir mussten viele Runs fahren, um alles zu probieren. Ich glaube, ich verstehe was wir brauchen. In wenigen Tagen haben wir einen weiteren Test auf einer anderen Strecke. Dort müssen wir alles bestätigen."

Neueste Kommentare