Bastianini: "Ich attackiere gerne, aber immer mit Umsicht"
Enea Bastianini gibt zu, dass er Francesco Bagnaia in der Sepang-Schlussphase nochmals überholen wollte - Davide Tardozzi erklärt Hinweis auf Boxentafel
(Motorsport-Total.com) - Während Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia mit seinem Sieg beim Grand Prix von Malaysia in Sepang einen großen Schritt in Richtung des WM-Titels in der MotoGP-Saison 2022 gemacht hat, ist für Enea Bastianini (Gresini-Ducati) am Sonntag die kleine Titelchance ebenso zerplatzt wie für Aleix Espargaro (Aprilia).
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Enea Bastianini in Kurve 9 vor Francesco Bagnaia - in der letzten Runde gelang ihm das nicht Zoom
Einzig Fabio Quartararo (Yamaha) kann es schaffen, Bagnaia beim Saisonfinale am 6. November in Valencia noch am Gewinn des WM-Titels zu hindern. Allerdings beträgt Quartararos Rückstand in der MotoGP-Gesamtwertung 2022 nun, ein Rennen vor Schluss der Saison, schon 23 Punkte. Espargaro ist mit 46 Punkten Rückstand noch WM-Dritter, Bastianini mit 47 Punkten Rückstand WM-Vierter.
Im Verlauf der 20 Rennrunden in Sepang setzte Bastianini den späteren Sieger Bagnaia wie gewohnt unter Druck. Am Ende aber musste sich der Gresini-Pilot mit Platz zwei zufriedengeben. "Mit meinem Rennen bin ich im Großen und Ganzen zufrieden, mit dem letzten Teil allerdings nicht", bemerkt Bastianini.
"Ich hatte am Schluss keine besonders gute Traktion aus den langsamen Kurven heraus. In der letzten Runde habe ich noch versucht, 'Pecco' zu überholen, aber das war unmöglich", berichtet Bastianini und versichert: "Ja, ich attackiere gerne, aber immer mit Umsicht. Für Ducati ist dieser Titel schließlich sehr wichtig."
Bei Mitte des Rennens war "Bestia" im Attacke-Modus. "Nachdem Jorge [Martin] gestürzt ist, sah ich meine Chance", erinnert er sich. In der elften von 20 Runden ging der Gresini-Pilot in Kurve 4 an Bagnaia vorbei und übernahm damit die Führung. Mehr als drei Runden konnte er sich aber nicht vor dem WM-Spitzenreiter halten.
"Als ich zwei, drei Runden ganz vorne lag, verlor ich ein bisschen das Vertrauen in das Hinterrad. Speziell in Rechtskurven konnte ich das Tempo nicht halten", schildert Bastianini seinen kurzen Stint als Spitzenreiter im Rennen.
Davide Tardozzi erklärt Hinweis auf Bastianinis Boxentafel
Genau in dieser Phase - nämlich in der zwölften Runde - wurde Bastianini auf seiner Boxentafel der Name BAGNAIA angezeigt. Dazu erklärt Ducati-Teammanager Davide Tardozzi nach dem Rennen , dass es sich um übliche Ducati-Praxis, aber keine Stallorder im eigentlichen Sinne handelte.
"Das Gresini-Team hat einfach den Namen des Fahrers, der hinter Enea lag, auf die Tafel gesetzt. Wir erinnern die Ducati-Fahrer wieder und wieder daran, untereinander keine riskanten Manöver zu machen", so Tardozzi gegenüber 'Sky Italia'.
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Davide Tardozzi (links) versichert, dass Ducati "lediglich Warnungen" herausgibt Zoom
"Deshalb war es wichtig, ihn zu informieren, dass er einen anderen Ducati-Fahrer hinter sich hatte. Schließlich kam Quartararo, dem man zu einem hervorragenden Rennen gratulieren muss, in dieser Phase näher", so Tardozzi.
"Aber um alle Zweifel auszuräumen: Für Enea geht es um den dritten Platz in der Weltmeisterschaft gegen Aleix Espargaro. Es ist offensichtlich, dass er Punkte braucht. Es ist ihm gelungen, 'Pecco' zu überholen. Dann wurde er aber langsamer. Wenn er mehr in der Hinterhand gehabt hätte, dann wäre er 'Pecco' davongefahren", ist der Ducati-Teammanager überzeugt.
Bastianini bestätigt: "In dieser Phase war ich langsamer als 'Pecco'. So kam er wieder vorbei." In der Tat: In der 13. Runde fuhr Bastianini eine 2:00.735, während Bagnaia eine 2:00.572 fuhr. Eine Runde später wurde Bastianini mit 2:00.957 gestoppt, nachdem er aus der vorletzten Kurve der Strecke (Kurve 14) nicht gut herausgekommen war. Bagnaia holte sich mit einer 2:00.698 in dieser Runde die Führung zurück. Das Manöver trug sich in Kurve 15 zu.
"Anschließend habe ich hart gepusht, um an ihm dran zu bleiben. Ich wollte ihn wieder überholen", verrät Bastianini und weiter: "In der letzten Runde habe ich es noch einmal probiert, aber das Risiko war zu groß. In Kurve 9 wollte ich es eigentlich innen probieren, aber das war schwierig. Also ging ich nach außen."
Dabei verlor der Gresini-Pilot aber zu viel Schwung, um es der letzten halben Runde dann noch einmal probieren zu können. "Ich möchte es noch einmal wiederholen: Ich weiß, dass dieser WM-Titel für Ducati sehr wichtig ist. Ich aber habe heute versucht zu gewinnen", so das Schlusswort von Bastianini zum Grand Prix von Malaysia.
Tardozzi: "Es ist an der Zeit, das zu glauben, was die Fahrer sagen"
Und Ducati-Teammanager Tardozzi sagt abschließend: "Lasst uns endlich aufhören darüber zu sprechen, dass Ducati die Ergebnisse künstlich steuern würde. Ich betone noch einmal, dass wir lediglich Warnungen herausgeben. Ich denke, es ist an der Zeit, das zu glauben, was die Fahrer sagen."
Bastianini bestreitet in zwei Wochen beim Grand Prix von Valencia sein letztes Rennen in Diensten des Gresini-Teams, bevor er zur MotoGP-Saison 2023 beim Ducati-Werksteam andockt und dort Teamkollege von Bagnaia wird.
Bastianinis Zielsetzung für seinen Gresini-Abschied lautet: "Eine Top-3-Platzierung in der WM sicherstellen." Dazu müsste er Aleix Espargaro, der momentan einen Punkt Vorsprung hat, noch abfangen.
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Für Bagnaia geht's beim Finale um den Titel gegen Quartararo - für Bastianini um P3 in der WM Zoom
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