Bagnaia "zu nervös": So erklärt der WM-Leader seine Stürze am Samstag

Francesco Bagnaia versenkt eine potenzielle erste Startreihe in Sepang im Kies und übt Kritik an sich selbst - Mitgefühl für vom Pech verfolgten Fabio Quartararo

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Francesco Bagnaia am Samstag in Sepang zweimal stürzte und deshalb erst den direkten Q2-Einzug und dann die ersten beiden Startreihen verpasste, schnitt er unter den drei führenden Titelaspiranten im Qualifying noch am besten ab.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia stürzte am Samstag gleich zweimal und wurde nur Quali-Neunter Zoom

Zwar wurde der Ducati-Pilot nach seinem Crash in Q2 von Platz sechs noch bis auf Rang neun durchgereicht. Trotzdem ließ er mit Aleix Espargaro (Aprilia) auf zehn und Fabio Quartararo (Yamaha) auf zwölf seine beiden WM-Verfolger hinter sich.

"Das einzig Gute heute war das vierte Freie Training - und das Q1 natürlich. Aber im FT4 war ich mit gebrauchten Reifen sehr schnell", spricht Bagnaia die beiden Sessions an, die für ihn reibungslos verliefen. Im FT4 wurde er Fünfter. Das Q1 führte er an und zog nachträglich in die zweite Quali-Session ein.

"Abgesehen davon war es kein guter Tag", sagt er weiter und gibt selbstkritisch zu: "Am Vormittag habe ich mich wegen Quartararo und Morbidelli geärgert und wurde zu nervös."

Zwei Fehler werfen Bagnaia zurück

Der Ducati-Pilot war erst Quartararo gefolgt, der daraufhin an die Box beordert wurde. Später musste er seine Runde abbrechen, weil Morbidelli langsam auf der Ideallinie fuhr. Beim nächsten Versuch hatte Bagnaia dann wieder Quartararo vor sich, stürzte aber in Kurve 7 und verpasste so den Q2-Direkteinzug.

Der Ärger saß zunächst tief. "Aber nach einer Stunde sagte ich mir: Hey, so etwas kann passieren. Ich bin auch nur ein Mensch und beginne, den Druck zu spüren", gesteht der WM-Leader, dem nach seinem Q1-Durchmarsch jedoch der nächste Fehler unterlief.

"Ich war nicht clever genug, um zu verstehen, dass meine Pace gut genug ist, um in die erste Reihe zu fahren, ohne es zu erzwingen. In Kurve 4 habe ich es übertrieben und bin weggerutscht. Ich war motiviert, weil ich nach dem ersten Sektor eine Zehntel vorne lag und habe es forciert. Das war der größte Fehler."

Für das Rennen ist Bagnaia trotz Startplatz neun aber dennoch zuversichtlich. "Von P3 oder P9 zu starten, sind natürlich zwei Paar Schuhe. Aber die Strecke ist nicht wie in Japan", zieht der Italiener den Vergleich. "Dort war es von P12 schwierig. Ich denke, diese Strecke bietet mehr Möglichkeiten, um zu überholen."

WM-Leader gllaubt an gute Rennpace

Schon am Start will der Ducati-Pilot mit einem guten Holeshot Plätze aufholen "Vom Start bis zur ersten Kurve haben wir hier eine lange Gerade. Und unsere Beschleunigung ist stark. Damit können wir hoffentlich ein paar Fahrer überholen", blickt er voraus.

"Dann wird es wichtig sein, nicht die ganze Zeit im Windschatten zu fahren, um den Vorderreifen zu managen. Denn wenn der Druck in die Höhe schnellt, wird es gefährlich."

Generell sei sein Gefühl mit dem Motorrad aber "unglaublich", betont Bagnaia. "Ich kann hart bremsen und den Kurvenspeed nutzen. Der Grip war mit 21 Runden auf dem Hinterreifen immer noch recht gut." Auch potenzieller Regen besorgt ihn nicht.

"Regen würde es sicher schwieriger machen. Aber ich war am Freitag, als es (am Nachmittag; Anm. d. R.) feucht war, recht konkurrenzfähig. Das Rennen ist natürlich immer eine andere Geschichte. Wir müssen auf alles vorbereitet sein, trocken oder nass. Ich glaube, dass beide Bedingungen gut für uns sein können."


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Malaysia (Sepang) 2022, Qualifying


Mit Blick auf seine WM-Verfolger sagt er: "Sie hatten heute sogar noch einen schlechteren Tag als ich. Fabio brach sich beim Crash im FT4 einen Finger. Und ich will nur sagen, dass es mir für ihn wirklich leid tut. Er hat im Moment einfach zu viel Pech."

"Aleix hat seit Beginn des Wochenendes Probleme. Auch er ist im Qualifying gestürzt, sonst hätte er mich vielleicht noch überholt. Wir hatten also alle drei keinen guten Tag."

Vorzeitiger Titelsieg mit Schützenhilfe?

Quartararo liegt bei noch zwei zu fahrenden Rennen 14 Punkte hinter Bagnaia, Espargaro fehlen 27 Zähler. Mit einem Sieg könnte der Ducati-Pilot den Titel in Sepang vorzeitig perfekt machen, wenn Quartararo nicht besser als Vierter wird. Es wäre der erste Weltmeistertitel für einen Ducati-Fahrer seit Casey Stoner 2007.

"Ich werde mein Bestmögliches tun und sollte ich in der Lage sein, den Sack morgen zuzumachen, wäre ich sehr glücklich", sagt Bagnaia über seinen ersten Titel-Matchball. "Aber es ist nicht gut, sich darauf zu versteifen und zu sehr darüber nachzudenken."

"Wenn wir morgen ein paar weitere Punkte gutmachen, ist das auch gut. Natürlich erhöht sich der Druck für Valencia, aber die Lücke wäre zumindest etwas größer." Auf die Frage, ob er auf die Schützenhilfe seiner Markenkollegen zählen kann, bleibt er vage.

Immerhin stehen mit Jorge Martin und Enea Bastianini zwei Ducati-Piloten in Reihe eins. "Wenn sie die Möglichkeit haben, werden sie versuchen, zu gewinnen", meint Bagnaia, sagt aber auch: "Vielleicht wird morgen der Tag für eine Art Teamorder sein. Warten wir mal ab. Wir müssen auf jeden Fall clever sein."

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