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Goodbye Danica Patrick!
Nach sieben IndyCar-Jahren und 115 Rennen gibt Danica Patrick in Las Vegas ihre Abschiedsvorstellung: Wie geht es ohne den großen Superstar weiter?
(Motorsport-Total.com) - Sie ist die mit großem Abstand populärste IndyCar-Pilotin, sie verkauft seit Jahren mehr Fanartikel als alle anderen Fahrer zusammen. Nun nimmt sie am kommenden Wochenende in Las Vegas ihren Hut und verabschiedet sich in Richtung NASCAR. Nach dem 16. Oktober 2011 verliert die IndyCar-Serie ihr großes Aushängeschild der letzten Jahre. Danica Patrick sagt "Goodbye".

© NASCAR
Danica Patrick geht: Die IndyCars verlieren ihr größtes Aushängeschild
Es war der 29. Mai 2005, an dem der ganze Rummel um Patrick begann. Als erste Frau überhaupt übernahm die damals erst 23-Jährige in Runde 172 die Führung beim Indy 500. Die Konkurrenz ging tanken, Patrick blieb auf der Strecke und die USA hielt den Atem an. In der Luft lag eine echte Motorsport-Sensation. Kann eine Frau das größte Autorennen der Welt gewinnen?
Die Antwort lautet bekanntlich "Nein", denn Patrick musste Benzin sparen. Sechs Runden vor Schluss überholte sie Dan Wheldon, kurz darauf zogen auch noch Bryan Herta und Vitor Meira vorbei. Egal, denn damit begann die "Danica-Mania". Sieger Wheldon interessierte damals kaum jemand, der Brite ließ sich sogar T-Shirts mit dem Aufdruck "Ich habe das Indy 500 gewonnen!" anfertigen.
Der Rest ist Geschichte. Der Playboy bot Unsummen für Fotos mit der hübschen Brünetten, Patrick wurde von einer Talkshow zur nächsten herumgereicht. Es war die Geburt eines US-Medienstars, eines Covergirls, deren Ausgaben der 'Sports Illustrated' Rekordumsätze bescherte. Kein Wunder, denn Patrick zeigte sich auf der Titelseite gleich mehrfach im Bikini.
Die Powerfrau aus Illinois

© Ben Watts
Danica Patrick im Bikini: Der Hingucker der 'Sports Illustrated' Zoom
Noch heute stolziert sie als eines von mehreren GoDaddy-Girls über die US-amerikanischen Werbelandschaft. Ihre Spots schaffen es regelmäßig in den Superbowl, dem mit Abstand größten US-Sportereignis des Jahres. Dies kann außer Danica Patrick kein anderer US-Motorsportler vorweisen. Kein Dale Earnhardt Jr., kein Jeff Gordon, kein Jimmie Johnson.
Sexy, klug und ungemein ehrgeizig. Dies sind die Attribute, die der nur 1,55 Meter großen Powerfrau aus dem US-Bundesstaat Illinois zugesprochen werden, die seit einigen Jahren nahe Phoenix, Arizona lebt. Der unglaubliche Rummel um sie war ein ganz wichtiger Baustein dafür, dass die US-Formelserien in den letzten Jahren der Trennung überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hatten.
Doch natürlich polarisiert Patrick. Kritiker werfen ihr nicht zu unrecht vor, dass ihre sportliche Ausbeute in keinem Verhältnis zu dem Hype um ihre Person steht. Ein einziges Rennen, Japan 2008, konnte sie in 115 IndyCar-Starts gewinnen. Dazu stand sie dreimal auf einer Pole-Position und fuhr siebenmal auf ein IndyCar-Podium.
Ihre beste IndyCar-Saison absolvierte sie 2009, als sie hinter Dario Franchitti, Scott Dixon, Ryan Briscoe und Helio Castroneves Gesamtfünfte wurde. Sie war damit die beste Nicht-Ganassi und Nicht-Penske-Pilotin. Best-of-the-Rest gewissermaßen. Patrick-Sympathisanten führen genau dies ins Argumentationsfeld, denn in ihren sieben IndyCar-Jahren hatte sie nie die Chance, in einem Ganassi- oder Penske-Dallara zu sitzen. Sie hatte weder bei Bobby Rahal (2005 und 2006) noch bei Michael Andretti (2007 bis 2011) ein wirkliches Top-Auto.
Bereit für den Wechsel

© IRL
Japan 2008: Danica Patrick gewinnt ihr einziges IndyCar-Rennen Zoom
Rückblickend betrachtet, erscheint es sogar als ein kleines Wunder, dass der US-Superstar den Verlockungen des Motorsportgiganten NASCAR so lange widerstehen konnte. Sie selbst bezeichnet Daytona im Februar 2010, als sie zum ersten Mal ein NASCAR-Rennen fuhr, als "den entscheidenden Moment. Soviel Spaß hatte ich in einem Rennauto noch nie."
Knapp zwei Jahre später "bin ich bereit für einen Wechsel", betonte Patrick am vergangenen Wochenende in Kansas, wo sie in der Nationwide-Serie antrat. "Natürlich wird es viele Dinge und auch viele Menschen geben, die ich in der IndyCar-Serie vermissen werde. Vor allem dann, wenn es einmal nicht läuft. Aber ich freue mich auf diesen Wechsel und habe keinerlei Angst davor."
Denn in der NASCAR wird ihr ein Wunsch erfüllt, den ihr die IndyCar-Serie nicht erfüllen konnte. Sie wird dort in einem Top-Auto sitzen, einem Kunden-Chevrolet von Hendrick Motorsports. Anders formuliert: Vielleicht würde die lange Jahre bekennende IndyCar-Liebhaberin Patrick immer noch IndyCars fahren, wenn irgendwann das Telefon von Roger Penske oder Chip Ganassi geklingelt hätte...
Andererseits ist der Zeitpunkt ihres logischen Wechsels nicht wirklich ungünstig. Der erste ernsthafte NASCAR-Kontakt kam bereits in der Saison 2006 zustande, als ihr Vertrag bei Rahal/Letterman auslief. Damals gab es bekanntlich noch zwei konkurrierende US-Formelserien. Ein Patrick-Wechsel zu diesem Zeitpunkt hätte vermutlich einen erheblich größeren wirtschaftlichen Schaden hinterlassen.
Danica wird vermisst werden...

© NASCAR
Das war's: Die IndyCars verlieren ihr hübschestes Gesicht... Zoom
Heute befindet sich die IndyCar-Serie unter der Führung von Randy Bernard auf dem Wege der Besserung. Der allgemeine Tenor lautet daher auch, dass die IndyCars mit Patrick zwar ein ganz wesentliches Zugpferd verlieren werden, die Serie selbst aber stark genug ist, diesen Verlust kompensieren zu können. "Ich glaube nicht, dass es uns ohne Danica besser gehen wird", meint etwa ihr langjähriger Andretti-Teamkollege Tony Kanaan. "Aber ihr Abgang ist kein Grund dafür, dass wir ab morgen pleite gehen. Andere Leute werden Schlagzeilen schreiben."
Oder wie es IndyCar-Insider Robin Miller treffend beschreibt: "Man kann Danica lieben oder hassen. Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass die IndyCars sie sehr vermissen werden. Aber ihr Abschied wird der Serie keinen Genickschuss verpassen können." Und IndyCar-Chef Randy Bernard wird nicht müde zu betonen, dass "es nun an uns selbst liegt, unsere eigenen Schlagzeilen zu schreiben, und unsere eigenen Superstars zu kreieren."
Einfach wird dies nicht. In Las Vegas steht am kommenden Wochenende der IndyCar-Titel 2011 zur Disposition. Und während Dario Franchitti und Will Power genau darum kämpfen, hat Dan Wheldon die Chance, mit einem Sieg fünf Millionen US-Dollar Preisgeld einzufahren. Doch die großen US-Gazetten beschäftigen sich vor allem mit einer Sache: Danica Patricks letztem IndyCar-Rennen.

