Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Spieletest: Ridge Racer 7 - Drift-Arcadeklassiker
Die Ridge Racer-Reihe ist lebendiger denn je. Nachdem bereits Teil 6 für die Xbox 360 debütierte, geht Ridge Racer 7 nun auch auf der PlayStation 3 an den Start
(MST/Speedmaniacs.de) - Ridge Racer ist zurück. Nach langen Jahren der Abstinenz startet Namco nun im Next-Gen-Zeitalter voll durch mit seinen Rennspiel-Klassiker. Nachdem das Entwicklerteam bereits im vergangenen Jahr einen Ableger zum Xbox 360-Launch bereitstellte, hat man sich nun schon die nächste neue Konsole vorgeknöpft. Mit Ridge Racer 7 kommt ein Titel auf die PlayStation 3, dessen Erstling den Erfolg der PlayStation One mitbegründet hat. Ob RR 7 auch solche Qualitäten mitbringt, muss jedoch erst noch geklärt werden. #w1#

© SCED
PS3-Besitzer können mit Ridge Racer 7 nach Herzenlust driften
Wir heißen Sie also herzlich Willkommen im neuen Ridge Racer 7. Als Fan der Serie wird man sich schnell zurechtfinden, wenngleich das teilweise sehr eigenwillige Menülayout ein ums andere Mal einen zweiten Blick erfordert. Darüber hinaus dürfte der Titel bei dem einen oder anderen Spieler durchaus Nostalgiegefühle wecken, denn Ridge Racer 7 hat natürlich eine Menge Klassiker der Serie an Bord. Das gilt sowohl für die Wagen als auch für die Rennstrecken. In der Garage stehen rund 40 Vehikel aus verschiedenen Klassen bereit, die darauf warten freigespielt zu werden, um diese anschließend auf einer der 22 Strecken ausfahren zu können.
Die meiste Zeit wird man wohl im Karriere-Modus verbringen. Der besteht aus mehreren verschiedenen Rennmodi. Als Hauptevent muss sich der Spieler durch die Rennen und Stufen des Ridge State Grand Prix arbeiten. Dabei handelt es sich um kurze Turniere, bei denen ihr euch in mehreren Rennen gegen die Konkurrenz durchsetzen müsst. Sollte man hierbei einmal ins Stocken geraten, kann man an den Hersteller-Veranstaltungen teilnehmen und so zum Beispiel neue Modelle freischalten.
Als dritte Säule stehen dann noch die so genannten URFA-Events zur Auswahl, bei denen dann auch etwas mehr Abwechslung ins Spiel kommt. Je nach Event wird von euch verlangt die Zeit zu schlagen, oder, als Letzter von 14 Wagen startend binnen drei Runden das gesamte Feld aufzumischen.
Eine kleine Revolution
Für den siebten Teil haben sich die Entwickler etwas Besonderes einfallen lassen. Zum ersten Mal in der Ridge Racer-Historie gibt es nun nämlich allerhand Tuning-Utensilien, um seinem Renner noch mehr Leistung zu entlocken und ihn äußerlich von der Masse abzuheben. Was für Ridge Racer eine Premiere ist, gibt es jedoch in unzähligen anderen Spielen schon seit Jahren und in ziemlich ähnlicher Form, sodass sich trefflich darüber streiten lässt, ob es sich dabei nun um einen innovativen Geniestreich oder stupides Abkupfern handelt. Fakt ist aber, die Tuningabteilung tut auch Ridge Racer gut.

© SCEE
Die hübsch anzuschauenden Fahrzeuge können jetzt auch getunt werden Zoom
Auch wenn sich der Umfang und die Individualisierungsmöglichkeiten in Grenzen halten und beispielsweise nicht mit der Bandbreite eines NFS Carbon zu vergleichen ist, verfehlt das System auch in RR 7 seine Wirkung nicht. Die diversen Leistungsupgrades, sowie auch die verschiedenen optischen Zubehörteile, üben eine zusätzliche Motivation aus im Karrieremodus weiter voranzukommen. Dennoch muss man sagen, dass die Auswahl der Teile insgesamt doch eher mickrig ist.
Um die fünf bis sechs verschiedene Bodykits stehen zur Verfügung, wobei sich deren einzelne Komponenten, wie Front-, Heckstoßstange und Seitenschweller miteinander kombinieren lassen. Dazu kommen noch gute zwei Dutzend Felgen und einige Flügel, sowie eine Hand voll Farbkombinationen. Ein richtig einzigartiges Äußeres, mit dem man sich identifizieren und auch online präsentieren könnte, bekommt man damit aber kaum zusammen.
Ganz der Papa
Auch Ableger Nummer 7 ist, wen wundert es, wieder ein typisches Ridge Racer geworden. Spielerische Neuerungen sind mal wieder Mangelware. Dafür gibt es aber wahrscheinlich heute kein Spiel mehr das so nah an seiner Originalvorlage ist wie Ridge Racer. Um den Charakter des Ur-Ridge Racer nicht zu sehr zu verfälschen, belassen es die Väter der Serie auch dieses Mal bei nur kleinen Innovationen. In Teil 7 übernimmt diese Rolle die neue Windschattenanzeige. Ein Symbol am linken, unteren Bildschirmrand alarmiert euch, wenn ihr vom Windschatten profitiert. Spielerisch ist das Feature allerdings so überflüssig wie das Ozonloch, schließlich merkt man ja, wenn man plötzlich schneller wird, dass man im Windschatten steckt.

© SCEI
Nach etwas Eingewöhnung fällt das Driften leicht Zoom
Apropos, typisch Ridge Racer: Natürlich entspricht auch das Fahrverhalten wieder einmal exakt dem der Vorgänger. Um solch unnötigen Realismusballast wie Bodenwellen, Fahrzeugsetups oder gar Schäden kümmert sich ein Ridge Racer ohnehin nicht. RR 7 ist Arcade pur und in Reinkultur. Driften geht wie von selbst und macht trotzdem gerade deswegen so viel Spaß. Selbst wenn man das Gaspedal nur einmal kurz anlupft und dabei hart einlenkt, strecken die Wagen schon gen Kurvenaußenrand. Das Einfangen derselbigen wird dagegen, für Otto-Normal-Rennspieler schon fast schwierig, obwohl man praktisch nichts machen muss.
In der Regel richtet sich der Wagen von allein in eine brauchbare Position. Erst wer übermütig beginnt gegenzulenken, verursacht schwer kontrollierbares Gegenpendeln. Wer sonst eher mit Gran Turismo und Co. unterwegs ist, muss sich hier definitiv umstellen und sich schlichtweg beherrschen, um nicht zu viel am Volant zu drehen. Wie sehr ein Wagen jedoch im Einzelfall übersteuert hängt maßgeblich davon ab zu welcher Drift-Klasse er gehört. Davon gibt es in RR 7 ganze drei, die da wären: Standard, Sanft und Dynamisch. Zwischen diesen Typen, die es übrigens auch schon in RR 6 gab, sind jedoch bestenfalls Nuancen als denn echte Unterschiede auszumachen.
Nitro-Nahrung
Und wofür der ganze Aufwand mit der wilden Drifterei, fragt ihr euch jetzt sicher? Schließlich weiß doch jedes Kind, dass Driften für gewöhnlich nicht der schnellste Weg ist durch eine Kurve zu kommen. Na ja, für gewöhnlich, aber wenn Ridge Racer eines ganz bestimmt nicht ist, dann eben das. Punkt eins: In Ridge Racer ist das Driften einfach schneller, weil man viele, vor allem engere Kurven so durchfahren kann ohne nennenswert Geschwindigkeit einzubüßen. Das Bremspedal ist eigentlich eh ein Tabuobjekt in RR 7. Vorteil Nummer 2 des Driftens ist, dass ihr für erfolgreiche Drifts einen schönen Nitrobonus spendiert bekommt, den ihr dann bei Bedarf einlösen könnt.

© SCEI
Mit aktiviertem Nitro steigt nicht nur die Geschwindigkeit... Zoom
Noch so ein Allerweltsfeature. Mein Gott, Ridge Racer verkommt ja beinahe zum perfekten Klischeeobjekt. Erst das abgekupferte Tuning und nun auch der obligatorische Nitro-Boost. Doch keine Sorge, Ridge Racer behält sich natürlich weiterhin viele Eigenheiten vor. So ist das Nitro längst nicht so flexibel einsetzbar wie man das von anderen Arcade-Rennern gewohnt sein könnte. Man kann maximal drei Nitropakete auf Vorrat auffüllen, diese dann allerdings auch nur jeweils wieder als Paket abrufen.
Minimalist
Nein, dekadente Effektsalven gehören eindeutig nicht zum Charakter eines Ridge Racer, so viel ist sicher. Wie schon Teil 6 auf der Xbox 360, scheint auch Ridge Racer 7 die Next-Gen-Power nicht wirklich auszunutzen. Rein subjektiv könnte es sich bei dem Titel auch um ein sehr gutes Xbox-Spiel handeln, so zurückhaltend agiert die Grafikengine. Klar, die Grafik ist extrem sauber. Weder nerviges Kantenflimmern, noch hässliche Pop-Ups oder gar Ruckler stören das Spielerauge. Natürlich sind auch die Wagen und Strecken auf den ersten Blick sehr schön ausmodelliert und lassen keine Polygonmangel erahnen, und selbstverständlich gibt es auch Environment Mapping Effekte fürs Auge. Doch danach kommt einfach nicht mehr viel.
Die landschaftlich reizvollen Strecken wirken oft verlassen und trostlos. Nur selten kommen Hintergrundanimationen zum Einsatz, wie umherschwebende Hubschrauber oder nette Wasserfontänen neben der Strecke, die dann Glanzlichter setzen. Das Publikum dagegen ist unauffällig und platt. Öde 2D-Bitmaps bevölkern die Tribünen und schießen lediglich hin und wieder ein paar Fotos von euch. Das geht besser. Immerhin unterstützt das Spiel schon heute die maximale HD-Auflösung von 1080P. Das hingegen geht nicht mehr besser, sondern ist spitze.
Elektro im Überfluss
Wie nicht anders zu erwarten, fügt sich der Sound reibungslos ins typische Ridge Racer-Gesamtbild ein. Der Soundtrack bietet Eletkro-, Techno- und Synthesizerklänge in Hülle und Fülle und unterstreicht die futuristische Präsentation. Gesang gibt es hingegen nur sehr selten zu hören und ohnehin bleiben Fans anderer Musikrichtungen auf der Strecke. Genauso wie übrigens Motorensound-Fetischisten, denn das was da aus den Endtöpfen der Wagen kommt klingt im Großen und Ganzen eher nach mittelmäßigem Einheitsbrei. Mal mehr hochdrehend, mal etwas mehr nach Turbo klingend, haben alle Motoren gemein, dass es ihnen einfach insgesamt an Kraft und Explosivität mangelt, sodass sich die Nackenhaare nicht recht aufstellen wollen.
Dafür sind dann schon eher die Hintergrundgeräusche zuständig. Auf der Flughafenstrecke, welche quer über ein Rollfeld führt, machen die startenden Flieger ordentlich Lärm. Hier macht sich natürlich auch eine Dolby Digital-Anlage bezahlt. Zu guter Letzt wären da dann noch die Kommentatoren an denen sich wohl wieder die Geister scheiden. Beide Stimmen, eine weibliche und eine männliche, klingen ziemlich aufgedreht und geben schon recht schräge Kommentare von sich, was auf Dauer nerven kann, andererseits aber natürlich auch wieder irgendwie zum Spiel passt, die Faust aufs sprichwörtliche Auge.
Große bunte Online-Welt
Schön, dass auch Ridge Racer 7 wieder mit einem kompletten Online-Modus aufwarten kann. Neben den üblichen, aus dem Einzelspielermodus bekannten Rennoptionen, bietet das Spiel auch übliche Komfortfunktionen wie Chat und Freundeslisten. Online-geführte Ranglisten über Bestzeiten gehören heute schon fast zum guten Ton und dürfen genauso wenig fehlen wie herunterladbare Inhalte.
Allerdings handelt es sich dabei zurzeit lediglich um Minispiele in guter alter 16Bit-Manier, welche euch die Ladezeiten verkürzen sollen. Eine andere Möglichkeit, eben diese zu beschleunigen, ist übrigens die das Spiel auf der PS3-Festplatte zu installieren. Wie bei vielen PS3-Spielen werden dann häufig gebrauchte Datenmengen permanent auf der Festplatte zwischengespeichert, damit die Konsole schneller darauf zugreifen kann.
Fazit:
Namco hält am erfolgreichen Prinzip des unverwüstbahren Arcade-Racers fest und präsentiert mit Ridge Racer 7 ein Spiel das nicht besser in die Seriengeschichte hätte passen können. RR 7 hat alles was ein Fan der Serie erwarten kann: ein Fahrverhalten das außer geradeaus nur eine Richtung kennt, nämlich quer, und das sich nicht im geringsten um Realismus schert, einen ordentlichen Umfang und diesen unvergleichlichen Ridge Racer-Look. Man hat fast das Gefühl das Ur-Ridge Racer nur in aktuellem Grafikgewand zu spielen. Diese Eigenschaft wirkt natürlich auf Fans der Serie anziehend, wie auf Ridge Racer-Kritiker vermutlich abschreckend.
Doch wer versucht den Titel nur objektiv zu bewerten, tut ihm unrecht. Denn objektiv gesehen hat RR 7 eine Spieltiefe wie eine Badewanne und damit null Abwechslung. Auch die Technik, sei es nun die sterile, detailarme Grafik oder der durchschnittliche Sound mit seinem einseitigen Soundtrack und den relativ unspektakulären Motoren, hinkt der Konkurrenz sichtbar hinterher. Hinzu kommt das lieblos kopierte Tuning-Feature das leider auch keine großartigen neuen Akzente setzen kann. Kurz gesagt: RR 7 wirkt in vielen Belangen wie ein Dinosaurier aus der frühen Videospielära. Subjektiv gesehen ist es aber genau das was den Titel so einzigartig und damit interessant macht.
Wer also Lust auf einen echten Klassiker in modernem Gewand hat, für den könnte Ridge Racer 7 durchaus das Richtige sein; es sei denn man ist schon im Besitz des sechsten Teils für die Xbox 360. Denn der Sprung von RR 6 zu RR 7 ist technisch wie auch inhaltlich allenfalls ein kleiner Hüpfer und kaum der Rede wert.
