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Williams plant weniger, dafür umfangreichere Updates
Chefingenieur Mark Gillan spricht über Williams' Entwicklungsplan, die Vorteile des Renault-Motors und den frischen Wind, der durch Mike Coughlan weht
(Motorsport-Total.com) - Während sich Topteams wie McLaren das Ziel setzen, zu jedem Rennen neue Teile zu bringen, um so alle zwei Wochen mindestens eine Zehntelsekunde zu finden, geht Williams mit einem bescheideneren Entwicklungsplan an die Formel-1-Saison 2012 heran. Das einstige Erfolgsteam, 2011 endgültig in die Bedeutungslosigkeit (WM-Rang neun) abgerutscht, setzt statt vielen kleinen lieber auf weniger große Updates.
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Die Linienführung des neuen Williams wirkt aufgeräumter als beim Vorgänger
"Wir planen anstelle von kleinen Updates bei jedem Rennen etappenweise Updates während der Saison", erklärt Mark Gillan, Chefingenieur für Operatives. Das bedeute allerdings noch lange nicht, dass der gestern in Jerez de la Frontera präsentierte FW34 in der gleichen Konfiguration zum Saisonauftakt in Australien geschickt wird: "Wir haben einen Upgrade-Plan bis Melbourne, an den wir uns bei den nächsten Tests halten werden."
Schwächen des FW33 sollten ausgemerzt sein
Der FW34 verfügt über eine zeitgemäß krumme Nase, aber vor allem über ein nach hinten stark abfallendes, schmales Heck und aufgeräumte Linien. "Wir haben versucht, die Probleme des vergangenen Jahres zu verstehen", erläutert Gillan. "Die letzten Rennen der Saison standen ganz im Zeichen dieser Bemühungen, weil wir die Problemzonen keinesfalls auf das diesjährige Auto übertragen wollten."
Stattdessen konzentrierte man sich auf die Integration des neuen Renault-Motors, von dem sich Williams einen großen Schritt nach vorne verspricht: "Da gibt es viele Unterschiede", lobt Gillan den neuen Partner aus Frankreich, mit dem das britische Team schon zwischen 1989 und 1997 erfolgreich zusammengearbeitet hat. Ex-Partner Cosworth gilt derzeit als schwächster der vier in der Formel 1 vertretenen Motorenhersteller.
"Wir sind nun viel flexibler, was das Mapping angeht. Außerdem können wir den Renault-Motor mit viel höheren Wasser- und Öltemperaturen betreiben. Das ist aus aerodynamischer Sicht ein Vorteil, weil man weniger Kühlöffnungen in der Karosserie benötigt, und der Rückgang der Motorleistung mit fortschreitender Lebensdauer ist auch geringer. Gerade das Ende eines Motoren-Lebenszyklus ist aber wichtig", freut sich Gillan.
Keine mechanischen Opfer mehr
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Das Heck ist eine Evolution des FW33, adaptiert für den neuen Renault-Motor Zoom
"Getriebe und KERS sind eine Evolution des vorjährigen Autos", fährt er fort. "Das Wichtigste ist, dass wir mechanische Verluste, die wir bewusst eingehen, um der Aerodynamik zu helfen, auf mechanischer Seite wieder finden. Im Vorjahr ist es uns nämlich nicht gelungen, alle aerodynamischen Vorteile umzusetzen, die wir uns durch mechanische Opfer versprochen hatten. Wir wollen daher mechanisch keine Kompromisse eingehen müssen."
Williams fährt mit einem selbst entwickelten KERS-Hybridsystem und verzichtet darauf, ein externes KERS etwa bei Magneti-Marelli einzukaufen. Mit Motorenhersteller Renault arbeite man indes gut zusammen, hört man - auch, weil sich einige Mitarbeiter noch aus der ersten Williams-Renault-Ära kennen: "Einer der heutigen Motorenbauer hat an einem Williams-Auto für Renault zu arbeiten begonnen. Da ist viel Geschichte", unterstreicht Gillan.
Coughlan sorgt für neue Impulse
Dass in der Williams-Fabrik in Grove seit dem Abgang von Technikchef Sam Michael (Nachfolger: Mike Coughlan) ein neuer Wind weht, stehe ebenfalls außer Frage: "Mit Mike als Technischem Direktor gibt es eine sehr starke technische Führung und Richtung, um sicherzustellen, dass die Dinge auf bestimmte Weise ablaufen. Er hat uns dazu gedrängt, die Details nicht aus den Augen zu verlieren, aber gleichzeitig in die Richtung zu arbeiten, die er wollte."
Wie zum Beispiel Mercedes erst beim zweiten Test mit dem neuen Auto aufzukreuzen, habe in Coughlans oder seinen eigenen Überlegungen aber nie eine Rolle gespielt: "Je länger du testen kannst, desto besser", vertritt Gillan klipp und klar einen einleuchtenden Standpunkt. "Die Fahrer sind deine besten Sensoren im Auto. Innerhalb von ein, zwei Tagen geben sie dir Eindrücke, wie gut sich das Auto entwickelt. Das hilft mehr als jede Simulation."