• 22.03.2016 09:38

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Wie im Jahr 2008: Toro Rosso vor dem "A-Team" von Red Bull

Toro Rosso in Hochform wie in der Formel-1-Saison 2008 vor Red Bull: Guter Antrieb, starkes Chassis - Helmut Marko: "Müssen sich dort am Riemen reißen"

(Motorsport-Total.com) - Beim Formel-1-Auftakt 2016 in Australien stand unter anderem das Team Toro Rosso im Blickfeld. Das "B-Team" aus der Red-Bull-Familie zeigte in den Trainings und im Qualifying starke Leistungen, konnte wegen taktischer Fehlentscheidungen und interner Zwistigkeiten die Ernte im Melbourne-Rennen aber kaum einfahren. Carlos Sainz und Max Verstappen erreichten auf den Plätzen neun und zehn gerade einmal drei WM-Punkte - da war deutlich mehr drin.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Starker Toro Rosso: Max Verstappen konnte Lewis Hamilton hinter sich halten Zoom

"Das Auto von Toro Rosso ist extrem schnell, vor allem über eine Runde. Man hat es auch im Rennen gesehen, wo Lewis nicht vorbeikam", schildert Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Aus Sicht des Briten steht "schon seit den Testfahrten" fest, dass das Schwesterteam in der ersten Saisonhälfte wohl vor der großen Schwester fahren wird. "Aber dann schlagen die Updates zu Buche", meint Horner. Laut Simulation bringt allein der Ferrari-Antrieb derzeit einen Vorteil von rund acht Zehntelsekunden pro Runde.

"Toro Rosso hat das Glück, dass es momentan über einen deutlich stärkeren Antrieb verfügt, bei dem es aber keine Weiterentwicklung gibt", sagt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko bei 'ServusTV'. "Das bedeutet, dass es immens wichtig wäre, die Punkte jetzt zu machen. Umso unerfreulicher ist das Ergebnis, dass man mit einem Auto, das für Platz vier, fünf oder sechs gut ist, nur Neunter und Zehnter wird. Da müssen sich alle am Riemen reißen - Fahrer und das Team."

Max Verstappen: Englisch, aber nicht auf die feine Art

Den herben Disput zwischen Max Verstappen und dem Team sowie im Anschluss mit seinem Teamkollegen sieht Marko entspannt. "Er war einfach angefressen, weil seine Vorderreifen nachgelassen haben. Er hat natürlich mitbekommen, dass der Sainz vorher hereingeholt wurde. Das nennt man Undercut. Wer draußen bleibt, verliert dann Zeit. Er wollte einen Boxenstopp mehr oder minder erzwingen. Dann hat er den großen Fehler gemacht, dass er unangekündigt hereinkommt - das darf überhaupt nicht sein."

Franz Tost, Max Verstappen, Carlos Sainz

Schwieriger Job für Franz Tost: Max Verstappen und Carlos Sainz sind uneins Zoom

"Die Entschuldigung des Teams ist, dass die Funkregeln im Verlauf des Wochenendes dreimal geändert wurden und man deshalb etwas übervorsichtig reagiert hat", sagt Marko. "Man hätte ihn vielleicht etwas straffer führen müssen. Aber: Er ist jung, er ist wahnsinnig ehrgeizig und er ist sehr emotional, wie man gesehen hat. Es war die englische Sprache, aber nicht ganz die feine englische Art, in der er sich dort ausgedrückt hat. Das wird intern mit einem Gespräch geregelt."

Es sind Luxusprobleme, die Toro Rosso derzeit betreffen. Bei Fahrten im grauen Mittelfeld wäre es kaum zu ähnlichen Szenen gekommen. Nun aber ist die Mannschaft aus Faenza auf ähnlichem Niveau wie 2008, als Sebastian Vettel sensationell mit einem Toro Rosso den Grand Prix von Italien gewinnen konnte. "Bei den Tests wussten wir nicht ganz genau, wo sie stehen würden. Als wir das Kräfteverhältnis geschätzt haben, hatten wir sie in der Aerodynamik schlechter eingeschätzt, das war unser Fehler", berichtet Williams-Technikchef Pat Symonds.

Williams hat Respekt vor Toro Rosso: Gönnen können

"Sie haben uns wirklich überrascht", sagt der Brite, während seine Chefin Claire Williams gegenüber 'Motortsport-Total.com' erklärt: "Das überrascht mich wenig. Wenn sie auf dieser Grundlage - also mit einem Ferrari-Antrieb von 2015 - so schnell sein können, dann zeigt das deutlich, wie stark deren Chassis ist. Mich freut das. Wir haben höchsten Respekt vor dem Team und Franz Tost. Er macht einen tollen Job, er arbeitet ganz in Ruhe und ohne große Show." Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist bei Williams bestens bekannt. Der Österreicher war zu Williams-BMW-Zeiten in Diensten der Münchener gewesen.


Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2016

"Franz ist ein schlauer Kerl, der sich nicht zu wichtig nimmt. Er schuftet wie verrückt, glaubt nicht an den Weihnachtsmann. Typen wie er haben aus meiner Sicht wirklich Erfolg verdient", erkennt Claire Williams die Leistung der Konkurrenz an. "Wenn er mit diesem Weg in diesem Jahr Erfolg hat, dann ist das für den gesamten Sport eine gute Sache." Nach Ansicht von Symonds ist Toro Rosso derzeit gemeinsam mit Williams und Force India schnellster Mercedes- und Ferrari-Verfolger. "Toro Rosso ist schneller als Red Bull", sagt er.

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