• 30.05.2010 21:00

Webber: "Ein f****** Desaster"

Der Red Bull Racing-Pilot auf der Pressekonferenz ausführlich über den unglücklichen Crash mit Teamkollege Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was passierte in Runde 41?"
Webber: "Seb hatte in Bezug auf die Höchstgeschwindigkeit einen großen Vorteil, ging nach innen und wir fuhren Seite an Seite. Es sah danach aus, als hätte er dann ziemlich schnell nach rechts gelenkt und wir berührten uns. Das passierte sehr schnell. Für das Team ist das definitiv eine Schande."

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Sebastian Vettel

Die Aufregung nach dem Crash war gewaltig...

"Es ist kein idealer Tag. Die McLaren waren heute sehr solide. Es war zwischen uns allen vier bis dahin ein gutes Rennen. Natürlich möchte sich niemand von uns mit dem anderen berühren, aber das kann manchmal passieren. Unglücklicherweise ist es nie ideal, wenn wir beide an der Spitze liegen, aber es ist passiert."#w1#

Frage: "Ist es schwierig hinzunehmen angesichts der Tatsache, dass es dein Teamkollege war, von dem du denkst, dass er verantwortlich war und dich dies heute den Sieg gekostet hat?"
Webber: "Es lag im Rennen noch ein weiter Weg vor uns, das war also kein garantierter Sieg. Ich habe immer noch ein paar Punkte geholt. Aber das waren zwischen uns beiden ein paar interessante Meter auf der Strecke. Schlussendlich war es nicht das Ergebnis, das einer von uns beiden wollte."

Frage: "Bist du zuversichtlich, dass der Sieg deiner gewesen wäre, dass du die McLaren für den Rest des Rennens im Schach gehalten hättest, Sebastian ebenfalls?"
Webber: "Ja, das war ich."

Frage: "Erzähle uns etwas über die Anfangsphase des Rennens, in der du von hinten deutlich unter Druck gestanden bist."
Webber: "Das war ein sehr interessanter erster Rennabschnitt. Aber um ehrlich zu sein, war dieser so wie erwartet. Die erste Runde lief nach Plan. In den ersten paar Runden bekamen viele von uns eine Idee, wie die Kurve acht werden würde. Lewis und ich kamen in einen ziemlich guten Rhythmus. Alles lief im ersten Rennabschnitt gut."

"Es war klar, dass Lewis im Vergleich zu mir einen kleinen Vorteil hatte. Er war im ersten Abschnitt schneller, aber ich hatte die Position auf der Strecke. Dann vollführten wir die Stopps und Seb ging als Erster an die Box, Lewis und ich zusammen. Sowohl Lewis als auch ich hatten nicht den großartigsten Boxenstopp. Seiner war womöglich etwas schlechter als meiner, aber meiner war nicht der sauberste."

"Dann fuhr Jenson etwas länger, wir mussten uns also auch dagegen schützen. Alles blieb beim Alten mit der Ausnahme von Seb, der an Lewis vorbeikam. Ich fühlte mich auf dem härteren Reifen nicht so komfortabel, aber komfortabel genug, um weiter Druck zu machen. Dann hatte Seb seinen Angriff bei einer guten Höchstgeschwindigkeit auf mich."

"In 19 Rennen, wenn zwei Jungs immer gegeneinander kämpfen, ist es immer auf Messers Schneide. Für uns als Team ist das enttäuschend. Wir haben mit einem Auto natürlich Punkte verloren, aber um ehrlich zu sein, ich war glücklich, dass ich weitermachen und ein paar Punkte holen konnte."

Frage: "Gibt es irgendeinen Grund, warum er in dieser bestimmten Runde einen Angriff auf dich starten musste?"
Webber: "Hm. Vielleicht."

Frage: "Bist du aus der Kurve zuvor in dieser Runde etwas langsamer herausgekommen?"
Webber: "Hm. Ihr Jungs müsst mehr graben, irgendwo anders."

Frage: "Wie glaubst du wird die Reaktion im Team ausfallen?"
Webber: "Es wird natürlich Enttäuschung herrschen. Wir kommen hier nicht her, um uns gegenseitig zu berühren, aber das ist heute passiert. Ich fühlte mich ganz wohl mit den Dingen, die mich betroffen haben, ich habe heute mein Bestes gegeben."

Frage: "Du hast es vielleicht nicht gesehen, weil du mit dem Fahren beschäftigt warst, aber Sebastian stieg aus dem Auto und zeigte ein paar Mal das weltweit verständliche Zeichen, den Vogel. Hast du das Gefühl, dass du in irgendeiner Weise verantwortlich für das bist, was passiert ist?"
Webber: "Nein."

Frage: "Was denkst du über seine Idee, dass du nicht ganz dicht warst?"
Webber: "Das passiert, wenn Adrenalin fließt."

Frage: "War das komplett sein Fehler?"
Webber: "Wenn ich nicht dort gewesen wäre, dann hätte es den Kontakt natürlich nicht gegeben. Aber wir waren dort zusammen und es war nicht das Einfachste vorherzusagen, was er in diesem Sekundenbruchteil tun würde. Unglücklicherweise gab es den Kontakt."

Frage: "Hat er einfach versucht, sich selbst Raum zu verschaffen?"
Webber: "Absolut, ja."

Frage: "Aber das war ein Fehler."
Webber: "Ah, das ging ziemlich schnell."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis der Türkei, Sonntag


Frage: "Du hast die F-Schacht-Autos 40 Runden hinter dir halten können. Du hast gesagt, dass wir etwas mehr graben müssen, warst du in dieser Runde, als dich Sebastian überholen wollte, langsamer als er, oder nicht?"
Webber: "Ich war nicht so langsam, nein."

Frage: "Was hast du gedacht, als du Sebastian an deiner Seite und etwas vor dir innen gesehen hast? Was dachtest du, würde passieren?"
Webber: "Hm. Ich war über die Situation natürlich nicht vollständig glücklich, denn es war offensichtlich, dass er nach innen kommen würde, und ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass ich die Führung wirklich nicht aufgeben möchte."

"Aber es war so ziemlich seine Kurve. Nun, nicht seine Kurve, aber seine Situation, denn er lag innen, aber ich versuchte einfach, außen zu bleiben, eng, sicherzustellen, dass er nach wie vor auf dem schmutzigen Teil bleibt. Bei der Fahrt über den höchsten Punkt, nach dem höchsten Punkt, begann er zu mir rüber zuziehen, und da berührten wir uns."

Frage: "Angesichts dessen, was passiert ist, gibt es für Red Bull ein Argument, eine Politik zu haben, wonach man nach der ersten Kurve nicht mehr gegeneinander fährt?"
Webber: "Ich denke nicht, dass dies großartig wäre. Wenn man Woche für Woche Jungs hat, die ziemlich auf Augenhöhe fahren, und es verschiedene Teile des Rennens gibt, in denen Leute stärker und schwächer sind, ja, dann kann man sagen, dass man die Formation bis zum Ende halten sollte. Rückblickend wäre dies womöglich etwas, das man hier hätte machen sollen, aber schlussendlich war das nicht so."

Frage: "Weißt du, ob Seb eine Anweisung ignoriert hat, Benzin zu sparen?"
Webber: "Nein, diesbezüglich habe ich keine Ahnung."

Frage: "Hast du an Japan 2007 gedacht, die Situation hinter dem Safety Car?"
Webber: "Ah, Fuji. Das war natürlich etwas anderes. Das wurde damals gut dokumentiert. Wir sind ineinander gekracht. Nein, ich habe überhaupt nicht an Fuji gedacht. Ich habe natürlich im letzten Teil des Rennens daran gedacht, wie unglücklich es für uns beide war, dass wir uns berührt haben."

Frage: "War es deine Strategie, Vettel innen zu halten, sodass er nicht vorher bremsen kann und du deine Position halten kannst, selbst wenn du später bremst, sodass er geradeaus fahren würde?"
Webber: "Es war nicht mein Plan, dass er nach innen kommt, aber das hat er geschafft, und ich dachte okay, ich bleibe einfach in der Mitte, so gerade, wie ich kann, um seine Linie für die kommende Kurve natürlich so eng wie möglich zu bestimmen."

"Als wir an den Bremspunkt kamen, befand er sich natürlich in einer sehr starken Position. Aber bevor wir dort ankamen, zog er nach rechts und ich konnte nicht schnell genug reagieren, denn ich hatte das an diesem Punkt überhaupt nicht erwartet, weil es so schnell passierte."

"Und dann gab es den Kontakt. Natürlich fühlte es sich in Sebs Auto für ihn sehr übel an, als hätte ich links ihn hinein gelenkt, aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass er von sich aus etwas abgetriftet ist und dann war es ein f****** Desaster. Nun hast du die Schlagzeile!"