Die Saison 1994 im Rückspiegel: Wie Michael Schumacher mit Benetton und einigen Kontroversen zum ersten deutschen Formel-1-Weltmeister wurde
Sao Paulo (Brasilien): Benetton-Fahrer Michael Schumacher gewinnt den Saisonauftakt 1994. Sein Vorsprung im Ziel: eine Runde auf Damon Hill im Williams, nachdem Favorit Ayrton Senna an zweiter Stelle ausgeschieden ist. "Schumi" übernimmt erstmals die Führung in der Formel-1-Gesamtwertung.
Okayama (Japan): Zweites Rennen, zweiter Streich. Wieder gewinnt Schumacher, dieses Mal fast eine Runde vor Gerhard Berger im Ferrari. Senna scheidet nach einer Startkollision direkt aus - und äußert Zweifel an der Legalität von Schumachers Benetton B194. Weitere Vorwürfe dieser Art überschatten die Saison 1994.
Imola (Italien): Beim dritten Saisonlauf steht Senna unter Druck, will er den WM-Anschluss nicht verlieren. Zum dritten Mal erobert er die Poleposition und er führt im Grand Prix vor Schumacher, als er in der Tamburello-Kurve abfliegt und tödlich verunglückt. Das Rennen wird später fortgesetzt und ...
... Schumacher gewinnt vor Nicola Larini im Ferrari und Mika Häkkinen im McLaren. Erst nach der Siegerehrung trifft die Nachricht vom Tod Sennas im Formel-1-Fahrerlager ein. Schumacher ist bestürzt: Senna war für ihn ein Idol.
Monaco: Nach den tödlichen Unfällen von Roland Ratzenberger und Senna in Imola gründet Schumacher gemeinsam mit Niki Lauda und Berger die Formel-1-Fahrergewerkschaft GPDA neu. Schumacher wird einer der Direktoren.
Im Qualifying sichert sich Schumacher seine erste Poleposition in der Formel 1, Startplatz eins aber bleibt leer: als Hommage an Senna. Schumacher gewinnt überlegen vor Martin Brundle im McLaren und Berger im Ferrari und ist erstmals in Monaco siegreich. Vierter Erfolg im vierten Rennen!
Barcelona (Spanien): Die Siegesserie von Schumacher reißt, weil das Getriebe seines Benetton im Rennen lange im fünften Gang feststeckt. "Schumi" rettet P2 hinter Hill ins Ziel. Für dessen Williams-Team ist es der erste Sieg nach dem Unfalltod von Senna zwei Grands Prix zuvor.
Montreal (Kanada): Schumacher holt die Poleposition und fährt mit 40 Sekunden Vorsprung auf Hill zum Sieg. Er scherzt: "Dieses Mal hatte ich alle Gänge und konnte machen, was ich wollte!"
Magny-Cours (Frankreich): Sechster Sieg im siebten Rennen, wieder ist Schumacher nicht zu stoppen. Er führt jetzt mit 66:29 Punkten vor Hill in der Gesamtwertung und ist klarer Favorit auf den WM-Titelgewinn.
Silverstone (England): In der Aufwärmrunde geht Schumacher regelwidrig an Pole-Mann Hill vorbei. Die Sportkommissare verhängen eine Stop-and-Go-Strafe, die Schumacher aber nicht antritt. Er sieht die schwarze Flagge und ignoriert sie. Und das hat Folgen, denn ...
... Schumacher verliert nicht nur den zweiten Platz hinter Hill in Silverstone, sondern wird später sogar für zwei Rennen gesperrt. Benetton geht in Berufung, die Verhandlungen ziehen sich hin.
Hockenheim (Deutschland): Das Heimrennen wird für Schumacher zum Fiasko: Gegen Rennhälfte spielt der Ford-V8-Motor im Heck des Benetton nicht mehr mit und Schumacher fällt aus. Mit Berger gewinnt Ferrari erstmals seit 1990 wieder einen Formel-1-Grand-Prix, Hill punktet nicht.
Hungaroring (Ungarn): Schumacher ist zurück in der Siegerstraße und bejubelt im zehnten Rennen den siebten Sieg. Damit erhöht er auf 76:45 gegen Hill in der WM-Gesamtwertung.
Spa (Belgien): Auf der Strecke ist Schumacher auch in Spa der Sieger, aber die technische Nachkontrolle ergibt einen zu großen Abrieb am Unterboden. Schumacher wird zum zweiten Mal nach Silverstone disqualifiziert, sein Rivale Hill "erbt" den Sieg in Belgien und macht Punkte gut.
Zwei Tage nach dem Grand Prix kommt das finale Urteil in Sachen Silverstone: Schumacher muss zwei Rennen lang aussetzen und fehlt bei den Rennen in Italien und Portugal.
Monza (Italien): Eigentlich bestimmt Ferrari mit Jean Alesi und Berger den Grand Prix, aber ein Defekt und ein nicht optimales Losfahren nach dem Boxenstopp kosten das Heimteam die Führung - die an Hill übergeht. Er gewinnt und verkürzt in der WM auf 65:76 gegen Schumacher.
Estoril (Portugal): Im zweiten Rennen ohne Schumacher ist erneut Ferrari tonangebend, bis Berger nach Getriebedefekt ausrollt. Hill übernimmt die Führung und erzielt den dritten Sieg in Folge, der ihn bei 75:76 bis auf einen Punkt an Schumacher heranbringt.
Jerez (Spanien): Beim Europa-Grand-Prix ist Schumacher wieder startberechtigt. Vor dem Rennen geben sich die WM-Rivalen symbolträchtig die Hand, aber im Rennen ...
... ist Schumacher von der Poleposition kommend die klare Nummer eins und gewinnt gut 25 Sekunden vor Hill. Es ist sein achter Grand-Prix-Sieg im 14. Rennen, wobei Schumacher nur zwölf davon bestritten hat. Es steht 86:81 für "Schumi".
Suzuka (Japan): Im Regen wächst Hill im Williams über sich hinaus und gewinnt das zweigeteilte Rennen vor Schumacher im Benetton. Wieder trennt die beiden WM-Gegner nur ein Punkt: Schumacher führt vor dem Finale mit 92:91 vor Hill.
Adelaide (Australien): Schumacher geht in Führung und bestimmt das Geschehen im Grand Prix, dann unterläuft ihm ein Fehler und er touchiert rechts vorne die Mauer. Hill wittert seine Chance und setzt zum Überholen an, aber Schumacher macht zu - es kracht im direkten Duell!
Schumacher fliegt ab und strandet in den Banden. Er ist sofort raus aus dem Rennen und denkt: Die WM ist verloren. Hill aber muss sein Auto ebenfalls abstellen: An der Box wird deutlich, dass die Vorderrad-Aufhängung hinüber ist. Damit steht Schumacher mit 92:91 Punkten als Weltmeister fest.
Für Schumacher und Benetton ist die Sensation perfekt: Der Deutsche und das Team der Modemarke düpieren das Formel-1-Establishment um Ferrari, McLaren (ohne Sieg!) und Williams und bejubeln den Titel in der Fahrerwertung frenetisch, und ...
... Schumacher feiert mit seiner Lebensgefährtin Corinna und der Benetton-Crew bis tief in die Nacht. Was er damals noch nicht ahnt: Er wird zum bestimmenden Mann der folgenden Jahre und mit sieben WM-Titeln zum erfolgreichsten Formel-1-Fahrer überhaupt.