• 27.03.2013 16:25

  • von Sven Haidinger & Dominik Sharaf

War Vettels Sepang-Foul nur ein Missverständnis?

Sebastian Vettels Erklärung, er habe die Teamorder "unabsichtlich" missachtet, wirft Fragen auf - Hat er den Befehl übersehen? Markos Aussagen sprechen dagegen

(Motorsport-Total.com) - Was lief bei Red Bull wirklich nach den letzten Boxenstopps in Sepang? Warum beging Sebastian Vettel trotz Teamorder ein derartiges Foul an Mark Webber und entschuldigte sich nachher mit den Worten, er habe den Befehl "nicht absichtlich ignoriert"? War es unbedingter Siegeswille gepaart mit einer eiskalten Umsetzung oder bloß ein Missverständnis?

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Sebastian Vettel

Wusste Sebastian Vettel während des Rennens nichts vom Nichtangriffspakt? Zoom

Dass Vettel gar nicht gewusst haben soll, was er tat, berichtet nun 'Sport Bild'. In der neuesten Ausgabe heißt es, dass die Piloten den Befehl "Multi 21", der besagt, dass die Piloten ihre Positionen halten sollen, nicht per Boxenfunk, sondern als schriftliche Anweisung auf das Lenkrad-Display bekommen. Vettel soll den Code allerdings erst gesehen haben, als er Webber bereits überholt hatte. Somit würde auch Vettels Aussage, er habe den Befehl nicht absichtlich ignoriert, Sinn ergeben.

Missverständnis: Warum blieb Vettel stumm?

Doch die Theorie wirft weitere Fragen auf: Warum hat Vettel nicht gleich nach dem Rennen erklärt, dass er den Befehl übersehen habe? Laut 'Sport Bild' hätte der Weltmeister befürchtet, dass man ihm eine schlechte Ausrede unterstellen würde und deshalb nichts davon gesagt. Auffällig ist aber auch, dass die Red-Bull-Protagonisten inzwischen drei Tage Zeit gehabt hätten, um das vermeintliche Missverständnis aufzuklären, dies aber nicht getan haben.

Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko - ein Mann der klaren Worte - wurde sogar extra für die montagabendliche Sendung "Sport und Talk aus dem Hangar-7" des Red-Bull-Senders 'ServusTV' interviewt. Darüber, dass Vettel den Code übersehen haben soll, verlor der Österreicher aber kein Wort.

Marko widerspricht Missverständnis-Theorie

"Da haben wir einen gewissen Code 21. Das hat der Renningenieur in der Folge zweimal gesagt, aber es gab keine Reaktion." Helmut Marko

Stattdessen schilderte Marko, wie Red Bull versucht hatte, von der Boxenmauer auf den Druck machendenden Vettel einzuwirken: "Da haben wir einen gewissen Code 21. Das hat der Renningenieur in der Folge zweimal gesagt, aber es gab keine Reaktion." Daraufhin stellte man laut Marko Red-Bull-Teamchef Christian Horner direkt zu Vettel durch: "Bei so einer Message muss man aber schauen, dass eine Gerade gefunden wird, denn da sind Kurven mit 250, 260 km/h. Diese Gerade war die vorletzte vor Start und Ziel, und da wurde ihm eindrücklich und klar gesagt, er soll die Position halten und sie sollen schonend ins Ziel fahren."

Doch Vettel hielt sich nicht an die Anweisung, erklärte Red Bulls Motosportkonsulent. "Dann kam der Angriff auf der Startziel-Geraden, und es ist aus der Kontrolle geraten. Da kann niemand mehr etwas über Funk machen, wir können nicht rausspringen. Da ist der Racer oder dieser Killerinstinkt in Sebastian durchgegangen."

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde von einer Siebensegment-LED-Anzeige berichtet, die den Code "Multi 21" nicht darstellen könne. Tatsächlich handelt es sich um eine Vierzehnsegment-LED-Anzeige, die die Anzeige dieses Codes ermöglicht. Wir bedanken uns bei den vielen Hinweisgebern in den Kommentaren und bitten, den Fehler zu entschuldigen