• 04.05.2011 14:01

Vettel will neue Siegesserie starten

Was sich Sebastian Vettel vom "unechten" Europaauftakt erwartet, welche Rolle der Red-Bull-Stallcrash spielt und was sich die Konkurrenz ausrechnet

(Motorsport-Total.com/SID) - Mit einem zuverlässigen Turbo-Boost will Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel den Grundstein für eine neue Siegesserie legen: "Für die nächsten Rennen haben wir einiges in petto". Gegenüber er 'DPA' bilanziert der 23-Jährige: "Wir hatten einen guten Start in die Saison, aber deswegen dürfen wir uns jetzt trotzdem nicht zurücklehnen, sondern müssen weiterhin Druck machen auf die Konkurrenz und in jedem Rennen unser Bestes geben."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Kann Ferrari in das Duell zwischen Red Bull und McLaren eingreifen?

Nach vier Siegen in Serie hatte sich Vettel im Red Bull zuletzt in Schanghai als Zweiter hinter Lewis Hamilton erstmals geschlagen geben müssen. Dies soll nur ein Ausrutscher gewesen sein. Gute Kunde erhielt Vettel jedenfalls von seinem Motorsport-Boss. "Unserem KERS-System geht's gut. Es ist ihm jetzt deutlich kühler. Es funktioniert", sagte Helmut Marko der 'Bild'. Zu Ostern wurde das zuletzt hakende Energie-Rückgewinnungs-System modifiziert.

Vettel hofft auf KERS

Damit darf Sebastian Vettel beim Vollgas-Rennen am Wochenende in Istanbul auf "einen deutlichen Schritt vorwärts" hoffen. Mit einem intakten KERS hole man "zwischen drei und fünf Zehntelsekunden pro Runde heraus", erklärt Vettel vor der Rückkehr an den Ort des legendären "Bullen-Crashs" im Vorjahr.

Der vielleicht letzte Lauf in Istanbul ist ein Rennen der Gegensätze. Offiziell als Europa-Premiere deklariert, findet der Lauf nämlich im asiatischen Teil der türkischen Metropole statt. Die Strecke hat ungewöhnliche Höhenunterschiede, sie wird gegen den Uhrzeigersinn gefahren und hat einen Vollgas-Anteil von 70 Prozent.

"Wenn ich meine Traum-Rennstrecke entwerfen müsste, wäre diese Kurve garantiert darin enthalten." Nico Rosberg

Zudem beinhaltet der vom Aachener Hermann Tilke entworfene Kurs die berüchtigte Kurve 8; eine 640 Meter lange Vollgas-Kurve, die mit durchschnittlich 270 km/h durchfahren wird und bei der Kräfte von bis zu 5G wirken. "Wenn ich meine Traum-Rennstrecke entwerfen müsste, wäre diese Kurve garantiert darin enthalten", sagt Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Auch für Vettel ist Kurve 8 "ein Highlight. Die Fliehkräfte sind enorm. Es zieht dort gigantisch am Nacken." Die betreffende Muskulatur hat der 23-Jährige in der Osterpause entsprechend trainiert.

Letztes Formel-1-Rennen in Istanbul?

Dennoch könnte der Istanbul Park bei seiner siebten Auflage am Wochenende seine Abschiedsvorstellung erleben. Die Regierung ist angeblich nicht bereit, die von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone geforderte Verdoppelung des Antrittsgeldes auf 26 Millionen Euro für 2012 aufzubringen. Zumal sich in der Türkei immer noch nicht das erhoffte Formel-1-Fieber eingestellt hat. Mit 28.000 Besuchern verzeichnete das Rennen im Vorjahr den mit Abstand schwächsten Zuspruch aller Rennen.¿pbvin|512|3642||0|1pb¿

Sollte Istanbul aus dem Kalender kippen, so würden Vettel dies bedauern: "Das wäre schade. Die Türkei ist für mich etwas Besonderes, weil ich dort auch zum ersten Mal für BMW getestet habe." Doch auch die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button trennen sich wohl nur ungern vom Kurs am Bosporus. Die beiden Ex-Weltmeister, die bei den ersten Wintertests noch deutlichen Rückstand offenbarten, wittern nach Hamiltons China-Sieg Morgenluft. Außerdem scheint ihnen die Strecke zu liegen. Im Vorjahr gab es einen Doppelsieg der Briten und Teamchef Martin Whitmarsh ist sich sicher, "dass die Erinnerung daran unser Team beflügeln wird".

"Die Türkei ist für mich etwas Besonderes, weil ich dort auch zum ersten Mal für BMW getestet habe." Sebastian Vettel

Dabei profitierten sie aber auch vom spektakulären Crash zwischen Vettel und seinem ungeliebten Teamkollegen Mark Webber, der im leicht beschädigten Auto wenigstens noch Dritter wurde. Nach derselben Platzierung zuletzt in Schanghai heizte der Australier das Psycho-Duell rechtzeitig vor der Rückkehr an den Bosporus noch einmal an. Das Ende von Vettels Siegesserie bezeichnete der Teamkollege als "guten Tag für den Rennsport".

Stallcrash für Vettel abgehakt

Die Erinnerung an das Vorjahr belastet Vettel allerdings nicht mehr, wie er gegenüber der 'DPA' behauptet. Weshalb? "Weil ich eher voraus auf das nächste Rennen schaue", meint er. "Ich kann ja an Dingen, die passiert sind, nichts mehr ändern. Viel wichtiger ist aber, ich konnte daraus lernen."

jIm Kampf gegen den bis dahin als fast schon als unschlagbar geltenden Vettel will nach der wichtigsten Pause des Jahres mit zahlreichen Updates auch Ferrari wieder mitmischen. Das bisher enttäuschende Team um Vize-Weltmeister Fernando Alonso glaubt, dass die Ergebnisse der ersten drei Rennen aus falschen Windkanaldaten resultieren und dieser Fehler nun behoben sei.¿pbvin|512|3641||0|1pb¿

"Ich kann ja an Dingen, die passiert sind, nichts mehr ändern." Sebastian Vettel

Einen deutlichen Aufwärtstrend mit 14 Führungs-Runden von Nico Rosberg offenbarte in China auch Mercedes. Nachdem die peinliche Panne der falsch kalkulierten Tankmenge den Wiesbadener den wohl sicheren Podestplatz gekostet hat, soll dieser nun nachgeholt werden. "Wir haben in Schanghai das Potenzial unseres Autos unter Beweis gestellt und viel gelernt", sagt Rosberg, der nach dem Zieleinlauf noch vor Wut gekocht hatte.

Die Red-Bull-Konkurrenz wetzt die Messer

Sein Teamkollege, Rekord-Weltmeister Michael Schumacher, hofft nach einer Aufholjagd vom 14. auf den achten Rang ebenfalls auf ein Highlight: "Ich weiß, dass alle im Team hart arbeiten, um die Fortschritte fortzusetzen". Teamchef Ross Brawn stellt zufrieden fest, dass die Führungsrunden von Schanghai "das Team daran erinnert haben, wie es sich anfühlt, an der Spitze mitzukämpfen."

"Ich weiß, dass alle im Team hart arbeiten, um die Fortschritte fortzusetzen." Michael Schumacher

Vettel schreibt keinen der Konkurrenten ab. Der Red-Bull-Pilot verweist auf das Vorjahr: "Die Saison ist noch lang und da kann noch viel passieren. Ein gutes Beispiel ist Alonso, den viele im letzen Jahr zwischenzeitlich abgeschrieben hatten, der dann aber nach vorne kam und am Ende fast die WM gewonnen hat. Deswegen, denke ich, dürfen wir Ferrari nicht aus dem Auge lassen, aber auch Mercedes und Renault sind nicht zu unterschätzen."