• 17.07.2007 09:27

Tost: "Das Team wird permanent besser"

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost im Halbzeitinterview über den Wachstumsprozess, die Zusammenarbeit mit Red Bull und die aktuellen Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Okay Franz, kannst du in weniger als einer Minute berichten, was sich aus deiner Sicht in der ersten Saisonhälfte abgespielt hat?"
Franz Tost: "Wir leiden unverändert unter den Auswirkungen unseres späten Starts in das laufende Rennjahr, der uns neun Testtage kostete. Das Auto war weniger konkurrenzfähig als wir erwartet hatten. Anfangs hatten wir Mühe, den Rennwagen zu verstehen und die richtige Abstimmung zu finden."

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Teamchef Franz Tost sieht Toro Rosso mittelfristig auf dem richtigen Weg

"In Melbourne entsprach unser Level der Vorbereitung nicht dem, den wir zu diesem Zeitpunkt gerne erreicht hätten. Immerhin kam Tonio (Liuzzi; Anm. d. Red.) trotzdem ins Ziel, was Scott (Speed; Anm. d. Red.) wegen eines Problems mit einer der vorderen Felgen nicht schaffte. In Malaysia sahen beide Fahrer die Schachbrettflagge. In Bahrain kollidierte Scott nach dem Start mit Button und fiel deshalb aus. Tonio überholte Schumacher trotz gelber Flaggen und bekam deshalb eine Boxendurchfahrtsstrafe aufgebrummt, bevor ihn ein Hydraulikproblem zur Aufgabe zwang. In Barcelona kam keines der beiden Autos über die volle Distanz. Scott wurde durch einen Reifenschaden, der durch Trümmersplitter entstand, gestoppt, Tonio durch ein Hydraulikproblem."#w1#

In Kanada wären Punkte drin gewesen

"Nachdem er in Monaco von Coulthard angerempelt worden war, endete Tonios Rennen bereits in der dritten Kurve. Scott machte seinen bis dahin besten Job der Saison und wurde als Neunter abgewinkt. Montréal hätte unser bestes Rennen werden können. 16 Runden waren noch zu fahren, und Tonio lag auf Rang fünf. Daraus wäre Platz vier geworden, weil Barrichello noch einmal an die Boxen kommen musste. Aber dann knallte er gegen die Begrenzungsmauer, und das war es. Scott stieß mit Wurz zusammen und musste ebenfalls aufgeben. In Indy fuhr Tonio ein gutes Rennen, nachdem wir das Risiko eingegangen waren, ihn mit wenig Abtrieb in diesen Grand Prix zu schicken. Ein Problem mit der Tankanlage, das ihn sieben Sekunden kostete, machte sein Rennen kaputt. Scott wurde Zehnter."

"Dann war Schluss, weil die Fahrer nicht in der Lage waren, ihre Rundenzeiten vom Freitag zu wiederholen." Franz Tost

"In Frankreich endete Tonios Rennen in der ersten Kurve, weil er dort von Davidson angerempelt wurde. Scott hatte ein Getriebeproblem. In Silverstone schafften beide Autos den Sprung in den zweiten Teil des Qualifying. Aber dann war Schluss, weil die Fahrer nicht in der Lage waren, ihre Rundenzeiten vom Freitag zu wiederholen. Scott kollidierte im Verlauf der 30. Runde mit Wurz und fiel deshalb aus. Ein Hydraulikproblem bedeutete für Tonio das Aus."

Frage: "Kannst du uns mit Blick auf den Rest des Jahres etwas Positives erzählen?"
Tost: "Das Team wird permanent besser. Seitdem Giorgio Ascanelli bei uns angeheuert hat, haben wir uns auf dem technischen Sektor gewaltig verbessert - das gilt speziell, was die technischen Aktivitäten betrifft."

Frage: "Was hat deiner Meinung nach aktuell Vorrang?"
Tost: "Wir tun uns unverändert mit der Standfestigkeit schwer. Ich hoffe, dass wir das ab Budapest unter Kontrolle haben werden. Wir kennen unsere Probleme genau und müssen einige Konstruktionsänderungen vornehmen. So etwas lässt sich nicht über Nacht realisieren. Außerdem müssen wir die Performance des Autos verbessern. Zurzeit liegen wir eindeutig hinter unseren Erwartungen zurück. Das Hauptproblem ist der Abtrieb, was besonders für die Bugpartie des Autos zutrifft. Wir werden einen neuen Frontflügel bekommen, der aber wohl kaum vor dem Grand Prix der Türkei als rennreif eingestuft werden kann. Auf dem Sektor der Mechanik haben wir einige gute Ideen, die sich hoffentlich umsetzen lassen, um das Setup des Autos und damit die Performance zu verbessern."

Versteckte Kritik an Liuzzi und Speed

Frage: "Was lässt sich über die Fahrer sagen?"
Tost: "Die müssen sich steigern. Bisher war es für beide, speziell im Qualifying, schwierig, das Optimum aus dem Auto herauszuholen. Freiräume für Steigerungen gibt es für unser Team in allen Bereichen. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Truppe Potenzial hat und dass wir erfolgreich sein können."

"Selbst bei den zwei ersten Rennen der Saison schafften wir drei von vier möglichen Zielankünften." Franz Tost

Frage: "War das Auto zu Jahresbeginn zu komplex für das Team?"
Tost: "Wir haben einige sehr gute und sehr erfahrene Mechaniker - für die gab es keine Probleme. Wir haben allerdings auch einige weniger erfahrene Teammitglieder, und die taten sich anfangs schwer, das Auto zu verstehen. Aber inzwischen ist der Lernprozess abgeschlossen, und alle wissen, wie es funktioniert, wie die einzelnen Bauteile zusammenwirken und zusammengebaut werden und auch, wie alles zerlegt wird. In diesem Bereich haben wir keine Probleme. Selbst bei den zwei ersten Rennen der Saison schafften wir drei von vier möglichen Zielankünften. Das zeigt, dass unser Team von Beginn an klarkam. Bei den folgenden Rennen fielen wir wegen technischer Defekte, Fahrfehlern oder Kollisionen mit anderen Piloten aus."

"Das Team musste im Verlauf des letzten Winters einen Schritt nach vorn tun. Wir müssen immer noch daran arbeiten, dass das Team optimal operiert. Noch sind wir nicht soweit, dass wir auf einem Level agieren, der uns erlaubt, in der Formel 1 erfolgreich zu sein. Aber wir haben einige sehr gute Ideen. Ich glaube, dass wir bis Saisonende einen Schritt weiter sind. Im kommenden Jahr werden wir unseren Zielen wesentlich näher kommen, was den gesamten Einsatz des Teams betrifft."

Frage: "Bist du mit Blick auf das Budget happy?"
Tost: "Wir verfügen über eine solide Basis. Aber so etwas wie genug Geld gibt es in der Formel 1 nicht. Wir müssen die Infrastruktur ebenso verbessern wie die Leistung des Teams insgesamt. Natürlich kann man das mit zusätzlichem Geld leichter erreichen, deshalb sehen wir uns nach Sponsoren um."

Intaktes Verhältnis zu Red Bull

Frage: "Ist das Team die arme Verwandtschaft von Red Bull Racing?"
Tost: "Nein, absolut nicht. Wir sind positiv mit Red Bull Technology verbunden, und unser Verhältnis zu Red Bull Racing ist ebenfalls gut."

"Wir haben uns zuletzt um drei, vier Zehntelsekunden pro Runde steigern können." Franz Tost

Frage: "Du sprachst von Fortschritten, die gemacht wurden. Weshalb ließen die sich nicht in Resultate umsetzen?"
Tost: "Weil sich die anderen ebenfalls vorwärts bewegt haben. Wir haben uns zuletzt um drei, vier Zehntelsekunden pro Runde steigern können. Aber unsere direkten Gegner, wie beispielsweise Williams oder Honda, haben sich auch steigern können. Wenn ich zurückblicke, dann waren wir zu Beginn des Jahres wohl zweieinhalb Sekunden weg von der Musik. Eine solche Lücke zu schließen, ist sehr schwierig. Um erfolgreich zu sein, muss man vom ersten Rennen an ausreichend vorbereitet sein und im Verlauf der Saison anschließend ein normales Entwicklungsprogramm durchziehen."

Frage: "Wie läuft die Zusammenarbeit mit Ferrari?"
Tost: "Wir haben ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Ferrari, das wir im nächsten Jahr fortsetzen werden. Während der Rennwochenenden traten keinerlei Motorschäden auf. Über die Zusammenarbeit sind wir sehr glücklich."

Frage: "Abschließend noch einige Worte zu den immer wiederkehrenden Gerüchten, das Team stehe zum Verkauf..."
Tost: "Die Gerüchte waren ärgerlich, weil es für unsere Angestellten nicht angenehm ist, solche Sachen in den Zeitungen zu lesen. Die Gerüchte sind unwahr. Sie sind das Produkt von Wichtigtuern, Witzbolden und Journalisten mit zu viel Fantasie!"

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