• 27.05.2018 23:26

  • von Dominik Sharaf

Siebter Platz: Reifen schonen leicht gemacht mit Pierre Gasly

Der Franzose erklärt, wie er die Hypersoft-Reifen dreimal so lange wie Lewis Hamilton um den Kurs trug und für eine faustdicke Toro-Rosso-Überraschung sorgte

(Motorsport-Total.com) - Wieder eine Galavorstellung von Toro-Rosso-Youngster Pierre Gasly beim Monaco-Grand-Prix am Sonntag: Obwohl der Franzose ergebnistechnisch nicht an den vierten Platz aus Bahrain anknüpfte, demonstrierte er bei seiner Fahrt zum siebten Rang wohl noch mehr von seiner individuellen Klasse - weitgehend abseits der Kameras, aber mit einer nicht für möglich gehaltenen Reifenstrategie.

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly

Pierre Gasly fuhr und fuhr und fuhr - so lange wie kein anderer Pilot Zoom

Gasly, der als Q3-Teilnehmer das Rennen auf gebrauchten Hypersoft-Reifen starten musste, wechselte die Pneus erst nach 39 Runden. Heißt: Er fuhr auf dem Satz mehr als dreimal so lange wie Mercedes-Star Lewis Hamilton, der sich schon weit vor seinem Boxenstopp im Funk lauthals über die Pneus beschwert hatte. "Unglaublich" findet sogar Gasly selbst seinen Mummut-Stint, den ihm keiner nachmachte. Nur Max Verstappen (30 Runden) war auf Hypersoft ähnlich lange unterwegs.

Clou: Gasly verschaffte sich so freie Fahrt, während seine Rundenzeiten nicht einbrachen. Er kassierte Carlos Sainz (Renault) und Sergio Perez (Force India) über die Taktik und profitierte vom Ausfall Fernando Alonsos (McLaren). "Mehr hätten wir uns nicht träumen lassen", staunt Gasly über drei Positionsgewinne in Monaco, wo Überholen selbst strategisch fast unmöglich ist.


Mit Pierre Gasly auf der Energy-Station

Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly führt eine Runde rund um die Energy-Station von Red Bull und Toro Rosso in Monaco. Ein Blick hinter die Kulissen Weitere Formel-1-Videos

"Vor dem Rennen war ich mir mit dem Abbau der Reifen überhaupt nicht sicher", denkt Gasly an seine Trainingseindrücke zurück. "Er war massiv, also habe ich versucht, die Pneus am Anfang zu schonen." Diese Geduld zahlte sich aus. Doch was war das Geheimnis des neuen Reifenflüsterers?

Gasly erklärt, wie in der Formel 1 Gummi gespart wird: "Man muss vorsichtig bremsen, darf die Räder nicht blockieren und muss so sanft wie möglich lenken, damit in der Kurvenmitte nicht zu viel Reibung auf der Vorderachse entsteht. Man muss sanft mit dem Gaspedal umgehen, aber schnell sein - das ist nicht einfach." Offenbar so schwierig, dass es Stars nicht hinbekommen.

In die Wiege gelegt war auch Gasly sein Fahrstil nicht. Ganz im Gegenteil. "In den kleinen Serien wie der GP2 war ich darin nicht gut. Ich musste es erst mit den Pirelli-Reifen lernen und ich habe meine Herangehensweise in den Rennen angepasst. An Tagen wie diesen zahlt es sich aus."

Hinzu kommt: Nicht nur Reifen schonen, auch Auto fahren beherrscht Gasly. Das bewies er, als er Nico Hülkenberg (Renault) nach dem Virtuellen Safety-Car in der Schlussphase hinter sich hielt, obwohl der Deutsche auf frischeren Hypersofts unterwegs war. "Ich hatte etwas Angst, weil meine Supersofts länger brauchten, um auf Temperatur zu kommen. Aber so ist Monaco - ich bin ein wenig in die Mitte der Strecke gefahren und wusste, dass er nichts würde tun können", sagt Gasly.

Dass Toro Rosso die fünfte Kraft im Feld wäre, wie es das Resultat vermuten lässt, will Gasly nicht behaupten - obwohl er von "großartigem Tempo" spricht und betont, dass er die Rundenzeiten von Renault und Mclaren locker hätte mitgehen können. "Aber Monaco ist eine sehr spezielle Strecke. Wir sollten daher vorsichtig sein", warnt er.

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