Sebastian Vettel: "Hätte ich eine Runde früher gestoppt..."
Ferrari kann den Japan-Grand-Prix auf den Plätzen drei und vier abschließen - Sebastian Vettel steht die Strategie im Weg, Kimi Räikkönen profitiert von seiner
(Motorsport-Total.com) - Nicht so gut wie nach Singapur erhofft, nicht so schlecht, wie nach dem Trainingsauftakt befürchtet - so in etwa könnte man den Grand Prix von Japan für Ferrari zusammenfassen. Die 53 Runden von Suzuka wurden für die Scuderia vor allem zur strategischen Herausforderung. Sebastian Vettel verliert dabei den am Start herausgefahrenen zweiten Platz hinter Lewis Hamilton an Nico Rosberg. Kimi Räikkönen gewinnt durch seinen Reifenwechsel den vierten Rang von Valtteri Bottas.
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Ferrari konnte sich in Japan zumindest mit einem Mercedes messen Zoom
"Es ist toll, hier wieder auf dem Podium zu stehen", ist Vettel nach dem Rennen mehr erfreut, als verärgert. "Es ist mein Lieblingsrennen - ich liebe die Strecke, die Fans und die Trophäen. Leider habe ich heute keine größere bekommen. Es war eng mit Nico - ich denke wir hatten eine Chance. Aber rückblickend ist das natürlich immer einfach gesagt."
Nach dem verregneten Trainingsauftakt war die in Singapur noch durcheinander gebrachte Hackordnung schwer einzuschätzen. Nach dem Samstags-Trainings und Qualifying wirkte es, als würde Ferrari nicht nur Probleme bekommen, an Mercedes dran zu bleiben, sondern auch, sich gegen Williams zu verteidigen. Von Startplatz vier aus konnte sich Vettel aber schon in der ersten Runde gut positionieren, indem er sich an Bottas und Rosberg vorbei schob.
Von Rosbergs Runde überrascht
Den Abstand zu seinem Landsmann im Mercedes konnte der viermalige Weltmeister dann lange halten, bis es zu der zweiten Runde im Reifenwechsel-Karussell kam und Ferrari dem sogenannten "Undercut" zum Opfer fiel. Rosberg kam zuerst an seine Box.
"Wir waren überrascht, wie stark Nico auf seiner Runde nach dem Stopp war", erklärt Vettel. "Den Speed haben wir etwas unterschätzt und er hatte dann die Nase vorn. Wenn wir eine Runde früher rein gekommen wären, wäre der zweite Platz drin gewesen. Aber hätte, hätte Fahrradkette... Alles in allem war es ein gutes Rennen für uns und ein richtig gutes Ergebnis mit dem dritten und vierten Platz. Das war besser, als es gestern Morgen noch ausgesehen hat."
Die knapp zwei Sekunden, die er ihm vorher voraus hatte, kam Vettel am Ende hinter Rosberg ins Ziel. Für einen eigenen Strategie-Poker waren Ferrari die limitierten Trainingsmöglichkeiten in die Quere gekommen. "Wir haben überlegt, ob wir vorher oder nachher rein kommen", so Teamchef Maurizio Arrivabene. "Aber wir hatten nicht viele Daten über die Reifen von Freitag. Das Risiko war zu hoch, um eine aggressive Strategie zu fahren."
Räikkönen gelingt "Undercut" gegen Bottas
Dabei ging der das Reifen-Wechsel-Dich-Spielchen auf der anderen Garagenhälfte prima auf. Denn einen "Undercut" probierte auch Räikkönen gegen Bottas - mit Erfolg. "Ich denke, von wo wir gestartet sind, war es das Beste, was wir heute erreichen konnten", so der Finne, der es von Startplatz sechs auf Rang vier geschafft hat. "Unser Speed war okay, aber wenn man Autos vor sich hat, ist es hier schwierig zu überholen. Wir haben es hinbekommen, die richtigen Reifen zur richtigen Zeit aufzuziehen, hatten einen guten Boxenstopp und konnten so an ihm vorbei."
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Im Finnen-Duell setzt sich Räikkönen gegen Bottas durch Zoom
Zu dem erhofften, verschobenen Machtverhältnissen ist also nicht gekommen. Zu den befürchteten Ferrari-Absturz aber auch nicht. "Kurz nachdem ich die Ziellinie überquert habe, war ich ein bisschen... na ja, nicht enttäuscht", räumt Vettel ein. "Aber der zweite Platz war vielleicht in Reichweite. Wir können trotzdem glücklich sein. Die Pace war sehr gut. Als Nico hinter uns war, konnten wir den Abstand halten."
"Wir wollen natürlich immer mehr als Platz vier", kann auch Räikkönen nicht verleugnen. "Aber nach den Ergebnissen gestern und unseren heutigen Resultat sieht man, dass wir noch immer Fortschritte machen können. Wir haben in diesem Jahr gesehen, dass sich das von Ort zu Ort ändern kann. Wir sind vielleicht nicht ganz glücklich mit den Plätzen drei und vier, aber wir haben auch nicht erwartet, dass das unser stärkstes Rennen wird. Dafür war es ganz gut."
Ferrari durch geschmolzenes Abstände motiviert
In den Gesamtständen liegt Ferrari nun 169 Punkte hinter Mercedes. Vettel fehlen 59 Zähler auf Hamilton und nun elf auf Rosberg. In den verbleibenden fünf Rennen sind noch 125 Punkte für den Fahrer und 215 fürs Team zu holen. Für Ferrari zumindest ein Grund, bis zum Ende der Saison nicht auf die Bremse zu treten, sowie Suzuka kein Grund ist, den Kopf hängen zu lassen.
"Es hat noch nicht gereicht, um eine echte Bedrohung - vor allem für Lewis - zu sein", so Vettel. "Aber ich denke wir hatten schon schlechtere Rennen. Wenn man sich das Gesamtbild anschaut, gab es keine Safety-Cars oder ähnliches und wir waren schon viel näher dran als zuvor auf dieser Art Strecken. Es gibt also viele Gründe, um zufrieden zu sein."
Auch Arrivabene zieht ein positives Fazit: "Wenn man bedenkt, wie viele Probleme wir noch am Freitag hatten und dass das hier nicht wirklich unsere Strecke ist, ist das für Sebastian wieder eine sehr gute Podiumsplatzierung. Es war ein gutes Rennen und Sebastian hat das toll gemacht. Mehr wäre unmöglich gewesen."