Sauber: WM-Millionenregen aus formellen Gründen?

Millionen für den neunten WM-Platz, ohne tatsächlich Neunter geworden zu sein? Für das Sauber-Team könnten sich auf formellem Weg neue Möglichkeiten auftun...

(Motorsport-Total.com) - Drei Rennen vor Ende der Formel-1-Saison 2014 ist das Sauber-Team Zehnter der Konstrukteurs-WM. Die Schweizer haben im schlechtesten Jahr der Teamgeschichte noch keinen einzigen Punkt geholt und liegen dank zweier elfter Plätze von Adrian Sutil in Melbourne und Budapest zwar vor Caterham (nur ein elfter Platz von Marcus Ericsson in Monte Carlo), aber hinter Marussia (zwei Punkte dank Platz neun von Jules Bianchi, ebenfalls in Monte Carlo).

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Für Juristin Monisha Kaltenborn könnte es ein Hintertürchen zu Platz neun geben Zoom

Doch weil Marussia und Caterham aufgrund finanzieller Turbulenzen zumindest beim US-Grand-Prix in Austin nicht am Start sind, hat es Sauber selbst in der Hand, den anvisierten neunten Rang in der Konstrukteurs-WM auf sportlichem Weg zu erzwingen. Dafür würde in Austin, Sao Paulo oder Abu Dhabi ein neunter Platz ebenso reichen wie zweimal P10, denn bei Punktgleichheit entscheidet das nächstbeste Ergebnis - und da stehen zweimal P11 bei Sauber gegen zweimal P13 bei Marussia.

Aber Teamchefin Monisha Kaltenborn weiß, dass es dafür einen ähnlichen "Lucky Punch" braucht, wie er Bianchi in Monte Carlo gelungen ist - unabhängig davon, ob Marussia oder Caterham bei den letzten drei Rennen am Start sind: "Wir befinden uns dieses Jahr in der Situation, dass wir aus eigener Kraft eindeutig nicht in die Punkte fahren können. Aus verschiedenen Gründen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Abwesenheit dieser beiden Teams wirklich unsere Chancen verbessert."

Ist Platz neun zehn Millionen wert?

Doch theoretisch könnte sich ein Hintertürchen öffnen, um den neunten Platz auf formellem Weg zu erzwingen - und angesichts der rund zehn Millionen Euro Unterschied, die laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' zwischen P9 und P10 liegen, darf man wohl davon ausgehen, dass Sauber diesbezüglich alle Möglichkeiten ausschöpfen würde. "Wir müssen uns die Konsequenzen anschauen, wenn auch am Saisonende nur neun Teams übrig sind", deutet Kaltenborn an.

Denn Artikel 13.2.f des Sportlichen Reglements der FIA besagt, dass jedes teilnehmende Team zumindest den Versuch anstellen muss, "für jedes Rennen" der Saison zu nennen. Marussia und Caterham sind jedoch nicht zur Technischen Abnahme in Austin erschienen und haben laut Interpretation der FIA-Rennkommissare gegen diese Regel verstoßen. Kurzfristige Strafe gibt es keine; mit etwaigen längerfristigen Strafen muss sich FIA-Präsident Jean Todt auseinandersetzen.

"Wenn Sie an der Weltmeisterschaft teilnehmen, dann müssen Sie laut diesen Regeln für jede Veranstaltung nennen. Das ist hier nicht der Fall", erklärt Kaltenborn. "Ich kenne die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, nicht - das hat die FIA zu entscheiden. Und dann hat es finanzielle Konsequenzen, wenn Sie eine Veranstaltung auslassen. Das ist ein anderer Bereich. Aber es ist in diesem Bereich erlaubt, eine bestimmte Anzahl von Rennen auszulassen."

Komplexe Materie: Juristen müss(t)en entscheiden

Was Kaltenborn damit meint: Ein Auslassen von Rennen stellt einen Verstoß gegen das FIA-Reglement dar, der möglicherweise Konsequenzen (vielleicht bis hin zum nachträglichen WM-Ausschluss?) nach sich ziehen könnte. Dann würde Sauber für die FIA auf Platz neun vorstoßen. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es auch die von der FOM für Platz neun vorgesehenen Preisgeld-Millionen regnen würde, denn die Geldverteilung wird nicht von der FIA geregelt.

Jules Bianchi, Esteban Gutierrez

Rein sportlich gesehen liegt Sauber momentan hinter dem Marussia-Team Zoom

Sondern in den Einzelverträgen, die Bernie Ecclestone mit den elf Teams geschlossen hat. In denen steht laut Informationen von 'Motorsport-Total.com', dass jedes Team bis zu drei Saisonrennen innerhalb von zwölf Monaten auslassen darf, ohne seine Formel-1-Lizenz zu verlieren. Mit der Frage, ob das Preisgeld tatsächlich nach dem von der FIA anerkannten WM-Stand oder nach den eigenen Kriterien der FOM vergeben wird, müssten sich im Fall der Fälle wohl Juristen herumschlagen.

"Wir müssen zuerst sehen, was bis Saisonende passiert. Dann gibt es verschiedene Vorschriften, die solche Sezessionsereignisse regeln", sagt Kaltenborn. "Man muss sich anschauen, was es bedeutet, WM-Neunter zu sein - und dann muss man sich die Regeln genau anschauen. Aber dafür müssen wir abwarten, bis wir wissen, was bis Saisonende passiert." Daher könnte Sauber möglicherweise erst nach Abu Dhabi erfahren, ob es für die Millionen von Platz neun gereicht hat oder nicht...