Rennvorschau Monza: Hamilton-Kurs fordert Nico Rosberg
Vielleicht zum letzten Mal auf dem alten Layout: Wieso Monza ein Hamilton-Kurs ist, wo die Mercedes-Achillesferse liegt und wie Ferrari beim Heimspiel glänzen will
(Motorsport-Total.com) - In Monza geht der Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg von Neuem los. Die Sommerpause endete zwar schon vergangene Woche, doch durch Lewis Hamiltons doppelten Motorenwechsel in Spa gehen nun beide Mercedes-Piloten ohne Strafen in die verbleibenden acht Grands Prix. Und der Vorteil liegt auf Seiten Hamiltons: Der Brite führt dank des glücklichen Rennverlaufs in Belgien nun mit neun Punkten Vorsprung auf Nico Rosberg in der WM.
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Nico Rosberg muss alles dafür tun, dass Hamilton in der WM nicht entwischt Zoom
Und der malerische Kurs im königlichen Park von Monza ist eine Hamilton-Strecke. Das hat die Vergangenheit bewiesen: Während Rosberg abgesehen von einem zweiten Platz im Jahr 2014 nie besser als Fünfter wurde und nur einmal in der ersten Startreihe stand, feierte der dreimalige Weltmeister im Highspeed-Mekka bereits drei Siege und vier Pole-Positions.
Rosberg ist nach dem Alleingang in Spa und seinem insgesamt 20. Grand-Prix-Sieg bewusst: "Lewis wird dieses Wochenende wieder in den Kampf um den Sieg eingreifen. Das wird ganz sicher spannend."
Enormer Druck bei Ferrari: Motorenupdate als Lösung?
Auf der Motorenstrecke schlechthin, die 2017 zum Verdruss aller Puristen umgebaut werden soll, sind die Silberpfeile haushoher Favorit, auch wenn die leidenschaftlichen Tifosi ihr Ferrari-Team nach vorne peitschen werden. Doch die Statistik spricht klar gegen die Scuderia: Sebastian Vettel stand an den vergangenen fünf Rennwochenenden nicht auf dem Podest. Und der Druck wird vor dem Heimspiel immer größer.
Vettel sei zuletzt "nervös und ungenau" gewesen, kritisiert die einflussreiche Sportzeitung 'Gazzetta dello Sport'. Für die Leistung in Spa strafte man ihn sogar mit einem "Nicht Genügend" ab. Dabei gab es in Belgien durchaus ermutigende Signale aus dem Ferrari-Lager, auch wenn die sich einmal mehr nicht im Ergebnis widerspiegelten. "Wir konnten einen Schritt nach vorne machen", lobt der viermalige Weltmeister. "Der Speed ist da, das Auto ist schnell."
Unter normalen Umständen wird man es gegen Mercedes trotz eines Motorenupdates, für das drei Token draufgehen, schwer haben, doch die Silberpfeile hatten in Belgien überraschende Probleme mit den Reifen. Ein Phänomen, das sich in Monza wiederholen könnte, denn Pirelli bringt erneut die Mischungen Supersoft, Soft und Medium.
Mercedes-Reifenprobleme von Spa könnten sich wiederholen
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Die Tifosi fordern von Ferrari einen Angriff auf die Silberpfeile Zoom
Die Belastungen für die Pneus sind zwar nicht so hoch wie in Spa, aber das Herausbeschleunigen aus den langsamen Kurven wird den Reifen auch in Monza zusetzen. Und die Temperaturen dürften wie in Spa um die 30 Grad erreichen.
Wenn es wie in Spa läuft, dann könnte Mercedes vor allem im Qualifying angreifbar sein, denn auf der Supersoft-Mischung konnte Rosberg nur ein paar Zehntelsekunden schneller fahren, während die Konkurrenz um eine Sekunde zulegte. Das Problem: Der F1 W07 baut zu viel Abtrieb für die Supersoft-Mischung auf.
Und das Qualifying könnte zum Knüller werden, denn laut Statistik ist die Startaufstellung in Monza sogar wichtiger als in Monaco, wo Überholmanöver so gut wie unmöglich sind: In 13 der vergangenen 17 Grands Prix in Monza startete der spätere Sieger von der Pole. In Monaco war das im gleichen Zeitraum nur zehn Mal der Fall.
Trotz Supersoft: Monza bleibt wohl Einstopprennen
Das liegt auch an der Strategie: Monza gilt als klassisches Einstopprennen. Sieger Hamilton wechselte im Vorjahr in der 26. von 53 Runden die Pneus. "Im Vorjahr haben sich die meisten Piloten für eine Einstoppstrategie entschieden, aber da wir dieses Jahr auch den Supersoft-Reifen bringen, könnten zwei Stopps nun attraktiver als bisher sein", glaubt Pirellis Motorsportchef Paul Hembery.
Williams-Technikchef Pat Symonds liefert aber ein Gegenargument: "Durch die lange Boxengasse neben einer sehr schnellen Geraden verliert man an der Box sehr viel Zeit." Das zwinge die Teams beinahe dazu, es mit nur einem Stopp zu versuchen. Bei den Reifen-Nominierungen gibt es dieses Mal nur kleine Unterschiede zwischen den Teams: Aus der Reihe tanzen Nico Hülkenberg mit nur zwei Reifensätzen der Mischung Soft sowie die beiden Haas-Piloten, die es wie gewohnt mit neun Supersoft-Sätzen besonders weich anlegen.
In der Vergangenheit war das Überholen in Monza besonders schwierig, die Einführung von DRS hat dies aber etwas entschärft. Um nicht mit stumpfen Waffen zu kämpfen, werden die Teams spezielle Aerodynamikpakete mit besonders wenig Luftwiderstand bringen - auf keiner Strecke sind die Flügel so klein und flach wie in Monza.
Meistert Red Bull auch die Herkulesaufgabe Monza?
Besonders gespannt darf man auf Red Bull sein. Die österreichische Truppe mit Sitz in Milton Keynes schlug sich trotz des Motorennachteils schon auf der Highspeed-Strecke in Spa besser als erwartet. "Wir kommen auch gut vorbereitet nach Monza, wollen aber nicht zu viel erwarten", zeigt sich Daniel Ricciardo, der in Belgien starker Zweiter wurde, vorsichtig. "Ein Podium in Monza wäre für uns wie ein Sieg."
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Auf keiner Strecke sind die Flügel so klein und flach wie in Monza Zoom
Hinter Red Bull tobt das Duell Williams gegen Force India um Platz fünf in der Konstrukteurs-WM: Beide Teams verfügen über die starken Mercedes-Antriebseinheiten, doch der Williams-Bolide verursacht weniger Luftwiderstand und müsste daher nach der Papierform besser funktionieren. "Wir haben aber auch gedacht, dass es in Spa schwierig wird", spielt der stellvertretende Force-India-Teamchef Robert Fernley darauf an, dass man mit den Plätzen vier und fünf Williams in der Gesamtwertung überholt hat.
Auch im Duell um Platz sechs gab es in Belgien einen Positionswechsel: McLaren hat Toro Rosso überholt. Beide Teams werden sich aber auf der Motorenstrecke in Monza schwer tun und müssen auf Punkte hoffen.
Für einen Piloten wartet die erste Hürde diesmal schon vor dem Rennwochenende: Kevin Magnussen. Der Renault-Pilot muss den FIA-Ärzten nach seinem Horrorunfall in der Eau Rouge am Sonntag beweisen, dass er nur eine Woche später fit genug für eine Rückkehr ins Renncockpit ist. Er selbst hat daran keine Zweifel: " Ich hatte schon diverse Checks und bin sicher, dass ich im Auto sitzen werde."