Pierre Gasly enttäuscht: Topteams noch mehr in eigener Liga als zuvor

Pierre Gasly hatte große Hoffnungen in das neue Formel-1-Reglement gesteckt, doch 2022 sind selbst starke Qualifying-Positionen nicht mehr für ihn drin

(Motorsport-Total.com) - Die größten Regeländerungen der vergangenen Jahre in der Formel 1 haben bei vielen Fans die Hoffnung genährt, mal andere Namen an der Spitze lesen zu können. Doch dass sich die üblichen Spitzenteams Red Bull, Ferrari und Mercedes noch deutlicher vom Mittelfeld abgesetzt haben, enttäuscht Pierre Gasly.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz, Pierre Gasly, Fernando Alonso

Der Abstand vom Mittelfeld nach ganz vorne scheint größer zu sein Zoom

Der Franzose galt im Vorjahr als große Überraschung und konnte die großen Teams vor allem im Qualifying immer wieder ärgern. In 16 von 22 Rennen konnte Gasly in die ersten drei Startreihen fahren - das ist ihm 2022 aber noch kein einziges Mal gelungen.

Der AlphaTauri-Pilot gibt zu, dass er erwartet habe, dass das Feld enger zusammenrücken wird. Das hat laut ihm zwar im Mittel- und Hinterfeld geklappt, die drei Topteams seien aber "in einer anderen Welt", wie er sagt.

Im vergangenen Jahr habe er immer wieder Ferrari, Red Bull und auch einen Mercedes im Qualifying schlagen können. "Die Top 3 waren definitiv schneller, aber sie waren nicht in einer anderen Liga, sodass man sie manchmal ärgern konnte. Aber in diesem Jahr? Keine Chance!"

Für Gasly ist der Schritt nach vorne aktuell zu groß: "Nur [Valtteri] Bottas kann sie manchmal herausfordern, während wir im Grunde um Platz sieben kämpfen. Das ist traurig, denn das Ziel war, dass wir näher dran sein würden", so der Franzose.

Nur ein Außenseiter auf dem Podest

Ein Blick in die Zahlen zeigt: Nur zweimal starteten in diesem Jahr andere Autos außer Ferrari und Red Bull aus den ersten beiden Startreihen. Das war einmal McLarens Lando Norris als Vierter in Melbourne, als Carlos Sainz seine Runde im Qualifying aufgrund einer roten Flagge nicht beendet hatte, und Mercedes-Pilot George Russell als Vierter in Barcelona, wo er Sergio Perez ganz knapp schlagen konnte.


Fotostrecke: Die letzten 20 Siegfahrer der Formel 1

"Wenn du einen Ferrari oder einen Red Bull fährst, kannst du dich in einer Kurve komplett vertun und fährst trotzdem noch in die Top 6", sagt Gasly. "Aber wenn du einen Fehler machst, solltest du eigentlich ganz hinten sein."

Im Rennen ist die Bilanz ähnlich: Norris ist der einzige Pilot außerhalb der Top-3-Teams, der es in diesem Jahr auf das Podest geschafft hat - als Dritter in Imola. Im gleichen Zeitraum im Vorjahr gab es bereits vier Podestplätze abseits von Mercedes, Red Bull und Ferrari: Lando Norris in Imola und Monaco, sowie Sebastian Vettel und Pierre Gasly in Baku.

Seidl: Es braucht ein bisschen Zeit

McLaren-Teamchef Andreas Seidl hat derweil eine andere Meinung als Gasly und sieht das Mittelfeld durchaus näher an die Topteams herangerückt. Und er bittet um Geduld: "Es braucht noch Zeit, bis alles, was auf der technischen Seite an Regeln, aber auch auf der Seite der Budgetobergrenze aufgestellt wurde, gleiche Bedingungen schafft", sagt er.


Tappt Ferrari in die gleiche Falle wie 2010?

Ferrari hat sich in Monaco, so sieht es zumindest Formel-1-Experte Marc Surer, auf den falschen Gegner konzentriert. Genau wie in Abu Dhabi 2010. Weitere Formel-1-Videos

"Es braucht einfach ein bisschen mehr Zeit, um sich auszuwaschen und dann den vollen Effekt zu sehen. Wir sollten nicht vergessen, dass die Teams, die derzeit in der Meisterschaft vor uns liegen, ihre Organisationen, ihre Infrastruktur, vor vielen, vielen Jahren aufgebaut haben", so der Deutsche.

"Sie sind voll und ganz darauf bedacht, ihre Infrastruktur bestmöglich zu nutzen. Sie sind etablierte Organisationen, auch was ihre Mitarbeiter und Talente angeht. Und das ist etwas, wovon sie immer noch profitieren und wo sie einfach einen außergewöhnlichen Job machen und einen besseren Job als wir."