• 16.03.2016 10:03

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Neues Qualifying: Zwischen Adrenalin und Blockade

Wichtige Frage vor dem Start der Formel-1-Saison 2016: Wie wird sich das neue Qualifyingformat am Rennwochenende in Melbourne darstellen?

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2016 beginnt am kommenden Wochenende mit dem Grand Prix von Australien in Melbourne. Mit Spannung blicken die Fans auf die neuen Autos, das neue US-Team Haas oder auch die Rookies wie beispielsweise Pascal Wehrlein. Die Vorfreude auf den Start ins neue Formel-1-Jahr ist groß, die Vorbehalte bezüglich des neuen Qualifyingmodus aber ebenso. "Wenn ich meinen Opa vor den Fernseher setze und Formel 1 anmache, versteht er gar nichts mehr", kritisiert Carlos Sainz.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Genau wie zuvor: Im Qualifying werden die Piloten weiterhin ans Limit gehen Zoom

Der Toro-Rosso-Pilot hält die Änderungen an der Qualifikation, die neuerdings als eine Art "Reise nach Jerusalem" ablaufen wird, für überflüssig - ebenso denken viele weitere Fahrer. "Es wird alles viel zu kompliziert", so der Spanier. "Es kann ja sein, dass das neue Format den Samstag etwas spannender gestalten wird, aber ich habe die Sorge, dass es alles viel zu komplex ist, um es den Fans überhaupt schlüssig erklären zu können."

"Der Modus setzt die Teams unter Druck", erklärt 'Sky'-Experte Marc Surer. "Man muss in den ersten sieben Minuten eine Zeit setzen und 22 Autos versuchen dann, eine freie Runde ohne Verkehr zu erwischen. Damit sind vor allem im Q1 Chaos und Ärger programmiert. 'Impeding' (Behinderung; Anm. d. Red.) wird wohl zum Unwort des Formel-1-Jahres, weil sich alle gegenseitig behindern werden", vermutet der Schweizer einigen Ärger am Grand-Prix-Horizont.

Das Boot Formel 1 kaum noch steuerbar?

"Es sind so viele schlaue Leute in der Formel 1, dass wir sicherlich kein Problem haben werden, mit den neuen Abläufen zurecht zu kommen", meint Fernando Alonso. "Ein optimaler Fahrplan für das Qualifying lässt sich durchaus berechnen. Und für uns Fahrer ändert sich kaum etwas. Wir setzen unsere schnelle Runde genau dann, wenn es von uns erwartet wird. Allerdings wird es von außen anfangs schwierig zu verstehen sein. Es wird ein paar Rennen brauchen, bis es nachvollziehbar für alle ist."

"Trotzdem bin ich der Ansicht, dass es überflüssig war, diese Änderungen vorzunehmen", erklärt der spanische McLaren-Honda-Star. "Die Formel 1 ist ohnehin schon schwierig zu verstehen, weil sie so komplex ist. Das Qualifying war immer etwas, das man durchaus einfach begreifen konnte. Und genau das haben wir nun geändert. Mal sehen, ob sich die Leute schnell daran gewöhnen", sagt er. "Das alles geht, meiner Meinung nach, am Thema vorbei. Das Qualifying-Format war nicht das Problem", meint auch Gerhard Berger in der 'Tiroler Zeitung'.


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Der Österreicher ergänzt: "Ich will nicht das neue Qualifying schlechtreden, das könnte schon für zusätzliche Spannung sorgen. Aber das Problem ist ganz ein anderes: Die Formel 1 ist in sich und in ihren Agreements (Ab­machungen; Anm. d. Red.) gefangen. Die Verträge gelten bis 2020. Das bedeutet, es können nur technische Veränderungen kommen, wenn alle zustimmen. Dass alle Teams auf einen gemeinsamen Nenner kommen, das gibt es nicht. Das ist ein Boot, das nicht richtig gelenkt werden kann."

Zu den Kritikern des neuen Qualifyingformats gehören nahezu alle Piloten der aktuellen Formel 1. Unterschiedlich ist allerdings deren Umgang mit der neuen Situation. "Das Fahren mit den schnellsten Autos der Welt ist das, was mir Spaß macht", sagt Nico Hülkenberg. "Immer besser werden, immer schneller werden, den Kitzel, die Nonplusultra-Runde im Qualifying hinzubekommen. Die Formel 1 ist immer noch geil, und sie ist nun mal die Königsklasse im Motorsport. Dass ich einer der Fahrer in dieser Serie bin, ist immer noch ein Privileg."