Kimi Räikkönen exklusiv: "Mehr Wahrheit, weniger Mist!"
Das große Interview mit Kimi Räikkönen: Warum er eigentlich keine Lust mehr auf die Formel 1, aber trotzdem einen neuen Vertrag bei Sauber unterschrieben hat
(Motorsport-Total.com) - Er heißt nicht umsonst "Iceman". Ron Dennis hat ihn einst, vor inzwischen 17 Jahren, so getauft. Aber im Spätherbst seiner Karriere taut das Eis ein wenig auf. Kimi Räikkönen öffnet sich. In einem von ihm autorisierten Buch, das dieser Tage auch in einer deutschen Fassung erscheint. Und im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com'.
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Kimi Räikkönen empfängt zur Privataudienz in der Ferrari-Hospitality Zoom
Noch vor seinem möglicherweise letzten Sieg in Austin hatten wir die Gelegenheit, Räikkönen in der Ferrari-Hospitality zum Gespräch zu bitten. Und wir waren verblüfft darüber, wie ausführlich er unsere Fragen beantwortete.
Das hatten wir auch schon ganz anders erlebt: Vor ein paar Jahren, Räikkönen fuhr noch Lotus, stand er nach drei von 15 mit dem PR-Mann vereinbarten Minuten einfach auf und fragte rotzig: "Sind wir fertig?"
Nein, waren wir eigentlich nicht. Aber das interessierte ihn nicht. Und der PR-Mann konnte auch nicht mehr tun, als mit den Schultern zu zucken. So ist er halt. Classic Kimi.
In unserem Interview anno 2018 erleben wir den Finnen ganz anders: gesprächsbereit, freundlich, gut gelaunt. Auch wenn er mit seinen Antworten jedes Kimi-Klischee bedient, das man sich nur vorstellen kann. Etwa, wenn er sagt, dass er "meistens" gar keine Lust hat, zum nächsten Rennen zu fliegen. Oder den Medien vorwirft, dass sie viel zu viel Unsinn schreiben.
Aber lesen Sie selbst!
Räikkönen bedauert Weggang von Dave Greenwood
Frage: "Kimi, viele sind der Meinung, dass 2018 die beste Saison Ihres zweiten Ferrari-Kapitels ist. Würden Sie dem zustimmen?"
Kimi Räikkönen: "Jedes Jahr ist anders. Insgesamt, stimmt, läuft es gerade gut. Hängt auch immer davon ab, ob das Auto gut ist oder nicht. Das war dieses Jahr von Anfang an so. Und ich habe gerade eine gute Gruppe an Leuten um mich herum. Schade, dass Dave Greenwood nicht mehr da ist, mit dem ich gut gearbeitet habe."
"In der ersten Saisonhälfte war er noch da, und so hatten wir eine gute Grundlage und wussten, in welche Richtung wir gehen müssen. Wir hatten auch ein paar unglückliche Rennen, in denen wir nicht ins Ziel gekommen sind. Ist halt so. Zumindest waren wir vorne dabei. So macht's natürlich mehr Spaß als anders."
Frage: "Was fehlt Ferrari noch, um Mercedes regelmäßig schlagen zu können?"
Räikkönen: "Ich denke, wir waren meistens schnell genug, um sie zu schlagen! Es war sehr eng, aber an den Wochenenden diktieren manchmal Kleinigkeiten, in welche Richtung es geht."
"Die letzten paar Rennen vor Austin waren schwierig, aber insgesamt war es eine gute Saison. Uns hat nicht viel gefehlt. Es geht halt darum, alles zusammen zu bekommen und keine großen Fehler zu machen, auch von uns Fahrern her."
"Früher konntest du dich drauf verlassen, dass es viele Ausfälle gibt, aber das ist heutzutage nicht mehr so. Du kannst nicht mehr sagen: 'Okay, ich bin jetzt mal ausgeschieden, aber das passiert den anderen ja auch.' Das war mal. Letzten Endes sind es Kleinigkeiten, die zu einem Ausfall führen, oder auch kleine Fehler, die sehr schnell passieren. Das ändert gleich viel."
"Ich sehe keinen magischen Schlüssel, sondern du musst halt hart arbeiten und dich darauf konzentrieren, die vielen Kleinigkeiten hinzubekommen. Grundsätzlich hat sich die Formel 1 in den letzten 20 Jahren nicht groß verändert. Es sind immer noch die gleichen Dinge, die ein Auto schnell machen, wie früher. Du musst gar nicht die großen Innovationen entwickeln. Es reicht auch, wenn du das, was du hast, optimal ausschöpfst."
Scharfe Kritik an Pirelli: Michelin war besser
Frage: "Aber vor 20 Jahren hat zum Beispiel niemand über die Reifen geredet. Das ist heute anders."
Räikkönen: "Das ist sicher schlechter geworden. Ich finde ehrlich gesagt, dass die Reifen nicht gut sind. Es sind keine guten Reifen. Früher hatten alle die gleichen Reifen, und die waren gut. Ich sage nicht, dass sie scheiße sind. Aber sie sind nicht auf dem gleichen Niveau wie zur Zeit von Bridgestone oder Michelin."
"Da haben wir gegeneinander gefightet, und die Qualität der Reifen war viel besser. Wir konnten diktieren: 'Wir wollen solche Reifen oder solche.' Und die haben sie gebaut. Das war natürlich auch viel teurer - da wurde viel Geld ausgegeben. Heute bauen sie einen Reifen, der ist entweder gut oder schlecht, aber es gibt keinen Konkurrenzkampf mehr. Also gibt es auch keinen Bedarf mehr, um teures Geld den besten Reifen der Welt zu bauen. Und das wirkt sich auf die Qualität aus."
"Die Qualität ist heute nicht so, wie sie sein sollte. Und so sind wir damit beschäftigt, uns mit einem Haufen Kleinigkeiten auseinanderzusetzen, mit den Reifen herumzuspielen. Reine Zeitverschwendung. Ist nicht toll, aber ist halt so. Damit müssen wir leben."
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Unser erstes Interview: Dieter Rencken und Kimi Räikkönen im Jahr 2001 Zoom
Frage: "Sie haben in der Zeit, die Sie ansprechen, jede Woche getestet. War das besser?"
Räikkönen: "Vielleicht nicht jede Woche. Es lag an den Teams, so viel auszuprobieren oder nicht. Aber wenn ich mir anschaue, wie viel Geld heute in die Simulatoren investiert wird, dann wäre es vielleicht sogar billiger, auf der Strecke zu testen. Nicht dass wir jeden verdammten Tag zwischen den Rennen testen müssen. Aber wenn wir dann und wann testen, wäre das sicher billiger als die ganze Zeit im Simulator. Da bin ich mir sicher."
Frage: "Sie wechseln 2019 zu Sauber. Bedeutet das, dass Sie unbedingt weiter Formel 1 fahren wollen, koste es, was es wolle?"
Räikkönen: "Das würde ich so nicht sagen wollen (lacht; Anm. d. Red.)! Ich meine: Ja, ich will Rennen fahren - aber ich will nicht um jeden Preis in der Formel 1 sein. Das Rennfahren macht mir Spaß. Der Rest nicht."
"Es ist eine komplizierte Situation, aber im Wesentlichen ist es so: Ich habe Spaß am Rennfahren und ich hatte aus mehreren Gründen das Gefühl, dass ich zu Sauber gehen möchte. Sie sind ein tolles Team, das noch viel erreichen kann. Viel hat sich geändert, seit sie es vor ein paar Jahren richtig schwer hatten. Und die Fabrik ist nicht weit weg von meinem Zuhause."
"Es gibt viele Dinge, die dafür sprechen, und ich glaube, dass wir den einen oder anderen überraschen werden. Natürlich wird es - gerade am Anfang - nicht leicht. Aber das erwarten wir auch gar nicht. Es ist eine ganz andere Herausforderung, und deswegen wollte ich hin. Und weil es Spaß machen wird!"
Noch zwei Jahre: Kein Zwist mit Minttu
Frage: "War Ihre Familie schon darauf eingestellt, dass Sie nächstes Jahr zu Hause sein werden?"
Räikkönen: "Nein, meine Frau ist einverstanden. Außerdem werde ich auch so viel mehr zu Hause sein."
Frage: "Maurizio Arrivabene hat gesagt, dass Sie professionell darauf reagiert haben, als er Ihnen Ferraris Pläne für 2019 mitgeteilt hat, und dass es Ihre Leistung auf der Strecke nicht beeinflussen wird. Hat er recht?"
Räikkönen: "Das gehört dazu. Ich bin schon lange in diesem Sport, habe viel erlebt. Es ist völlig egal, ob du einen Vertrag hast oder nicht - am Ende läuft's vielleicht sowieso auf das Gleiche raus."
"Ich wollte halt wissen, was sie vorhaben, weil jeder wissen will, wie es mit ihm weitergeht. Aber vor allem wollte ich Bescheid wissen - ob ich bleiben darf oder nicht, war dabei zweitrangig -, weil ich mein eigenes Leben selbst bestimmen will, und daher war es gut, als die Entscheidung endlich raus war. Ich bin sehr aufgeregt und freue mich auf Sauber."
"Um auf die Frage zu kommen: Nein, das wird mich nicht bremsen. Das Rennfahren ist deswegen ja nicht anders."
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Unser Redakteur Roberto Chinchero im Interview mit Kimi Räikkönen Zoom
Frage: "Die noch ausstehenden Rennen sind wahrscheinlich Ihre beste Chance, noch Grands Prix zu gewinnen. Mit Sauber wird das schwierig."
Räikkönen: "Ja, aber man weiß nie. Wenn ich kein Rennen mehr gewinne, dann halt nicht (Interview wurde vor dem Rennen in Austin geführt; Anm. d. Red.). Ich habe schon ein paar Siege auf meinem Konto. Ich mache mich deswegen nicht verrückt."
"Klar wollen wir gewinnen, deswegen sind wir hier. Aber es wird mein Leben nicht verändern, ob ich weitere Formel-1-Rennen gewinne oder nicht. Die Leute trauen Sauber nicht zu, Rennen zu gewinnen. Aber als ich damals mit Lotus zurückgekehrt bin, hat man uns auch nichts zugetraut. Wir werden unser Bestes geben und hoffentlich die bestmöglichen Ergebnisse erzielen. Dann sieht man eh, wohin das führt."
Große Lust auf Racing im Mittelfeld
Frage: "Sind die drei Topteams und die Teams im Mittelfeld inzwischen zwei voneinander getrennte Disziplinen?"
Räikkönen: "Finde ich nicht. Es ist der gleiche Sport. Ich bin schon für ein paar Teams gefahren. Natürlich ist jedes Team ein bisschen anders. Englische Teams, italienische Teams, Schweizer Teams - da gibt es unterschiedliche Ansätze. Aber die Ziele unterscheiden sich nicht. Wenn du im Mittelfeld dabei bist, hast du mehr Zweikämpfe. Ich finde das aufregender als ganz vorne. Je weiter vorne du fährst, desto schwieriger ist es, echte Rad-an-Rad-Duelle auszutragen."
Frage: "Zieht man die drei Topteams einmal ab, gibt es sechs Fahrer mit fast gleich vielen Punkten ..."
Räikkönen: "Eben. Ist doch viel spannender! Da vorne ist die Sache nach den Boxenstopps meistens gegessen. Schwierig zu überholen. Im Mittelfeld haben sie viel mehr echtes Racing."
Frage: "Die Rennkommissare sind in den vergangenen Jahren viel strenger geworden, nicht wahr?"
Räikkönen: "Ich würde nicht 'viel strenger' sagen."
Frage: "Aber es gibt mehr Strafen."
Räikkönen: "Nicht strenger. Die Strafen sind so wahllos, dass man nicht sagen kann, sie sind strenger geworden. Wenn sie die richtigen Dinge hart bestrafen, dann müssten sie sonst nicht viel eingreifen, glaube ich. Ich finde, wenn sie die wirklich dummen Dinge hart bestrafen, dann müssen wir nicht für jeden kleinen Scheiß eine Strafe aussprechen."
"Manchmal hat eine Strafe einen guten Grund, manchmal nicht - aber es kommt mir oft wahllos vor. Wenn sie jetzt aber in den wirklich wichtigen Dingen wirklich streng wären, dann wäre alles anders, denn dann würde keiner mehr Dummheiten begehen. Dann hätten wir die ganzen Fünf- oder Zehn-Sekunden-Strafen nicht mehr."
"Ich glaube, wenn man die großen Vergehen wirklich hart bestraft, regeln sich die kleineren Dinge von selbst. Momentan sehen die Strafen manchmal ein bisschen blöd aus. Denn du machst dies und jenes und kassierst dafür eine Strafe, und dann macht ein anderer genau das Gleiche, aber der bekommt keine. Stattdessen müsste man die Wurzel allen Übels, wo die Dinge anfangen, gleich hart sanktionieren. Das würde meiner Meinung nach besser funktionieren."
Letzter Ferrari-Champion: Kimi ist es egal
Frage: "Was bedeutet es Ihnen, bis heute der letzte Ferrari-Weltmeister zu sein?"
Räikkönen: "Darüber denke ich nicht nach. Vielleicht denke ich eines Tages, wenn ich aufgehört habe: 'Schön, dass ich auf Ferrari Weltmeister geworden bin.' Aber es ist mir egal, ob ich Ferraris letzter Weltmeister bin oder nicht. Auch wenn mich die Leute ständig dran erinnern. Mal sehen, was dieses und nächstes Jahr passiert."
Frage: "Sie haben aufgrund von Teamorder ein paar Siege verloren."
Räikkönen: "So ist das Leben. Kleinigkeiten hier und da, dann hätten wir sicher ein paar Rennen mehr gewinnen können. Ist halt so."
Frage: "Was für ein Verhältnis hatten Sie zu Sergio Marchionne?"
Räikkönen: "Immer ein gutes. Wir sind immer sehr direkt miteinander umgegangen. Die Italiener neigen halt dazu, viel zu schreiben - egal ob es stimmt oder nicht, sie schreiben es. Aber ich habe das Verhältnis immer als direkt empfunden."
Frage: "Würden Sie in der Formel 1 bleiben, wenn es keine Medien gäbe, man Ihnen dafür aber nur noch zehn Prozent Ihres Gehalts bezahlen würde?"
Räikkönen: "Nein. Da würde doch jeder abhauen! Aber ich glaube nicht, dass die Medien unser Gehalt machen. Verstehen Sie, was ich meine? Die beschweren sich doch immer darüber, dass die Formel 1 so langweilig ist, warum sich die Menschen nicht mehr dafür interessieren. Aber wenn ich mir anschaue, wie viel Mist von den Medien geschrieben wird, wie viele Gerüchte und Spekulationen ..."
"Wenn man das reduzieren würde, wäre alles viel besser. Wenn du heute wieder was liest, denkst du nur: 'Ah, schon wieder irgendeine Geschichte.' Es wird so viel Unsinn geschrieben, dass es anfängt, der Formel 1 zu schaden. Es wäre viel besser für die Formel 1, wenn mehr die Wahrheit geschrieben werden würde und weniger Mist."
Neu auf Instagram: Kimi ist es egal
Frage: "Sind die sozialen Netzwerke für Sie nur ein Spiel oder ist Ihnen der direkte Draht zu Ihren Fans auf einmal tatsächlich so wichtig?"
Räikkönen: "Es ist toll für die Fans. Es gibt keinen bestimmten Grund dafür, warum ich das mache. In Zukunft werden wir sehen, ob etwas dabei rauskommt."
Frage: "Gab es das schon mal, dass Sie keine Lust hatten, zu einem Rennwochenende zu reisen?"
Räikkönen: "Schon oft! Meistens eigentlich. Ich hasse die Reiserei. Wenn ich von zu Hause aus mit dem Auto zum Rennen fahren kann, ist mir das viel lieber. Ich bin kein Fan davon, so viel Zeit im Flieger und auf Flughäfen zu verbringen. Das tut mir richtig weh. Da sind mir die Rennen in Europa mit kurzen Wegen viel lieber. Außerhalb Europas habe ich ehrlich gesagt meistens keine Lust."
Frage: "Das schreiben wir natürlich nicht genau so, wenn wir das Interview veröffentlichen, oder?"
Räikkönen: "Das ist mir egal. Ich könnte ja auch zu Hause bleiben. Aber ich mag das Rennfahren. Der ganze Rest, die Reiserei, das ist nicht meins. Macht keinen Spaß. Aber es gibt keine Sache im Leben, die nicht auch irgendwo einen Nachteil hat. Es gibt fast nichts, was keine Schattenseiten hat, sondern perfekt ist. Generell im Leben, meine ich."
Frage: "Wenn ich das so höre, wäre ein Grand Prix in der Schweiz ja perfekt für Sie."
Räikkönen: "Das wäre auch nicht ideal, denn da wäre der Rummel um mein Haus wahrscheinlich unerträglich. Mein Sohn kommt jetzt in das Alter, wo er die ganze Zeit an meinem Bein hängt. Es nervt manchmal ziemlich, wenn ich ihm dann sagen muss: 'Papa kommt erst in zwei Wochen wieder nach Hause.' Und bei meiner Tochter wird es langsam auch so."
"Noch bekommen sie es nicht so mit. Aber wenn ich nächsten Januar dann wieder fast ein halbes Jahr weg bin, tut es am Anfang schon weh. Mit der Zeit wird es leichter. Aber ich muss schon zugeben, dass ich mir manchmal denke: 'Verflucht, was mache ich hier eigentlich?' Wenn ich müde bin zum Beispiel. Ich könnte genauso gut zu Hause sein. Aber so ist es halt."
Stunden im Flieger: "Besser, nicht zu zählen"
Frage: "Sie verbringen schätzungsweise 600 Stunden im Jahr in der Luft."
Räikkönen: "Besser, gar nicht erst zu zählen. Tu ich nicht. Manchmal werde ich gefragt, wie viele Tage im Jahr ich unterwegs bin. Ich zähle das nie, weil ich mich sonst ärgern würde. Ist besser so."
Frage: "Was wird passieren, wenn Sie ihr Sohn eines Tages darum bittet, ein Kart fahren zu dürfen?"
Räikkönen: "Er fragt schon! Keine Ahnung, wo er das her hat, aber er will es probieren. Bis jetzt kamen wir noch nicht dazu. Es war vor etwa einem Monat, da kam ich nach Hause und er meinte: 'Papa, ich will ein Go-Kart fahren!' 'Eines Tages', antwortete ich."
"Ehrlich gesagt reizt ihn Motocross mehr. Einmal waren wir schon an einer Kartbahn, aber da war er noch so klein, dass er sich glaube ich nicht mehr erinnert. Irgendwann wird es passieren. Was er tun will, werde ich ihn tun lassen. Ob es dann ein Hobby wird oder ob er in 20 Jahren auch Rennfahrer ist, werden wir sehen."
Frage: "Gehen wir zurück in die Zeit, als Sie Formel Renault gefahren sind. Wie viele von den Träumen, die Sie damals hatten, sind wahr geworden?"
Räikkönen: "Weiß nicht. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht an viele Träume erinnern. Wenn du Kart fährst, träumst du vielleicht davon, eines Tages Formel 1 zu fahren. Aber andererseits habe ich damals nicht gedacht, dass nach dem Kartfahren noch etwas kommen könnte. Es war nie genug Geld da."
"Dann habe ich gute Leute gefunden, die mich unterstützt haben, und dann dachte ich: 'Vielleicht klappt's, vielleicht auch nicht.' Als ich in der Formel Renault war und dort Rennen gewonnen habe, ahnte ich schon, dass da eine Chance ist, Profi zu werden. Vielleicht nicht in der Formel 1, aber woanders."
"Dann hatte ich ein Angebot, in Japan Formel 3 zu fahren, für gutes Geld. Da dachte ich schon, dass ich damit mal meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Und dann ging alles ganz schnell."
Kimi macht sich nichts aus anderen Promis
Frage: "Erfolgreiche Sportler haben oft Möglichkeiten, die 'normale' Menschen nicht haben. Zum Beispiel, Helden aus der Jugend zu treffen. Gibt es da bestimmte Begegnungen, die Ihnen sofort einfallen?"
Räikkönen: "Sicher wird es da was gegeben haben, aber mit sowas beschäftige ich mich nicht. Ich hatte nie ein Formel-1-Rennen gesehen, als ich zum ersten Mal selbst in einem Formel-1-Auto saß. Ich hatte da keine großen Erwartungen."
"Meine Herangehensweise war eher: 'Schauen wir mal, wie das so ist.' Daher hatte ich auch kein Vorbild. Ich habe den Finnen die Daumen gedrückt, ja. Das ist denke ich normal, wenn man Finne ist. Aber ich habe nie zu einem bestimmten Fahrer aufgeschaut. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob dies und jenes mal möglich sein wird oder nicht. Ich habe immer von Tag zu Tag gelebt."
Frage: "In der Formel 1 gibt es viel Politik. Ist das notwendig oder nicht?"
Räikkönen: "Politik spielt eine große Rolle. Natürlich wäre es ohne Politik besser, aber wahrscheinlich ist es heutzutage in jedem Sport so, in dem viel Geld bewegt wird. Die Leute spielen Spielchen, und dann wird es halt so. Ich glaube nicht, dass das gut für den Sport ist, sagen wir mal so."
© Sutton
Teamkollegen und Freunde: Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel Zoom
Frage: "Eine gemeine Frage zum Schluss: Finden Sie, dass Sebastian Vettel dieses Jahr zu viele Fehler gemacht hat?"
Räikkönen: "Ich weiß nicht. Hat er das? In Deutschland hat er sich rausgedreht, aber das waren auch verflucht schwierige Bedingungen. Ich weiß nicht, ob das wirklich das Endergebnis in der WM diktiert hat."
"Die Leute wollen immer mit dem Finger auf dies und das zeigen und einfache Erklärungen suchen. Aber es sind Millionen von Kleinigkeiten, die sich auf das Endergebnis auswirken. Zu sagen, es war das und das, ist meistens zu einfach. Zehn Jahre danach kannst du zurückschauen und sagen: 'Hätte ich dies und jenes anders gemacht, wäre es anders gekommen.' Aber das bringt doch nichts."
Frage: "Wenn Sie sich noch einmal ins Jahr 2006 zurückbeamen könnten, als Sie für Ferrari unterschrieben haben, würden Sie dann mit dem Wissen von heute Italienisch lernen?"
Räikkönen: "Nein."
Frage: "Weil es zu schwierig ist?"
Räikkönen: "Ich bin Rennfahrer. Außerdem habe ich 2005 unterschrieben."
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