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Frank Williams spricht über Michelin
Sir Frank Williams, Teamchef des BMW-Williams-Team, über seine Eindrücke vom Michelin-Auftritt in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Sie haben als Erster für die Saison 2001 auf Michelin gesetzt. Aus welchem Grund?"
Williams: "Für Bridgestone waren wir ein ganz 'normaler' Partner. Bei ihrer technischen Entwicklungsarbeit konzentrierten sie sich vor allem auf Ferrari und McLaren. Ich kann das verstehen, denn das waren die zwei besten Teams der vergangenen beiden Jahre. Unsere Strategie bei Williams aber lautet, immer mit den bestmöglichen Partnern zusammenzuarbeiten - egal, ob es dabei um die Bremsen geht, den Motor oder die Reifen. Als ich hörte, dass Michelin mit einem Comeback in die Formel 1 liebäugelt, habe ich mich sofort mit Pierre Dupasquier in Verbindung gesetzt. Auch Gerhard Berger als Vertreter von BMW zeigte sich von dieser Möglichkeit begeistert. Für mich war das keinesfalls eine mutige Entscheidung, sondern eine Selbstverständlichkeit. Auch wegen des guten Rufs, den Michelin nach ihrem ersten Engagement in der Formel 1 noch immer besitzt. Sie haben damals klar dominiert."
© OnlineSport
Frank Williams ist mit der Arbeit von Reifenpartner Michelin zufrieden
Frage: "Hatten Sie vorher schon einmal mit Michelin zusammengearbeitet?"
Williams: "In der Formel 1 setzten wir 1981 für die ersten vier oder fünf Rennen auf Michelin, als Goodyear vorübergehend ausgeschieden war."
Frage: "Wie arbeitet Michelin heute?"
Williams: "Wir kannten Michelin schon von unserem Gemeinschaftsprojekt mit Renault in der Britischen Tourenwagenmeisterschaft (BTCC). Bei den Reifentests haben die Michelin-Techniker stets gezeigt, dass sie ihr Fach beherrschen. Sie gehen logisch und konsequent vor. Dank ihrer methodischen Arbeitsweise wissen wir sofort, wann ein erzielter Fortschritt einzig und allein auf den Reifen zurückzuführen ist. Außerdem beweist Michelin eine enorme Reaktionsschnelligkeit. Dort arbeiten keine Fachidioten. Die Michelin-Ingenieure können unverzüglich einen völlig neuen Weg einschlagen, wenn sie Zweifel haben, ob die Richtung stimmt. Diese geistige Beweglichkeit ist ein enormer Vorzug."
Frage: "Michelin steht in der modernen Formel 1 ganz am Anfang. Können Sie schon abschätzen, wie groß das Entwicklungspotenzial ist?"
Williams: "Das lässt sich schwer sagen. Aber Michelin ist seinem Konkurrenten - der schon seit vier Jahren Erfahrungen mit Rillenreifen sammeln konnte - schon jetzt dicht auf den Fersen. Wunder gibt es in der Formel 1 nicht. Erfolg ist immer das Ergebnis harter, geduldiger Arbeit. Die erforderlichen Formel-1-Erfahrungen mit diesen Rennreifen sammelt niemand in nur ein paar Wochen. Sie haben schon mehr als ein Jahr Entwicklungsarbeit hinter sich, das zeigen die Ergebnisse deutlich."
Frage: "War Ihnen bei Vertragsabschluss bekannt, dass Michelin auch mit anderen Teams zusammenarbeiten würde und nicht nur mit BMW-Williams?"
Williams: "Ja, natürlich. Dies war sogar unser ausdrücklicher Wunsch. Selbst mit der Ausrüstung von zwei Teams wäre es Michelin nicht möglich, ordentliche Entwicklungsarbeit an den Reifen zu leisten. Mit nur zwei Rennställen kann es leicht passieren, dass man den falschen Weg einschlägt und es erst merkt, wenn es zu spät ist. Heute kann sich Michelin auch auf Renault und Jaguar stützen, die ein enormes Potenzial haben."
Frage: "Wie groß ist Ihrer Meinung nach der Anteil der Reifen an den Erfolgen Ihres Teams?"
Williams: "Die Leistungsfähigkeit eines Formel-1-Wagens hängt von vier Faktoren ab, die ich hier in beliebiger Reihenfolge nenne: Motorleistung, Chassis/Aerodynamik, Fahrer, Reifen. Die schnellsten und spektakulärsten Zeitverbesserungen ergeben sich jedoch aus der Fortentwicklung der Pneus."
Frage: "Wie ist Ihr Verhältnis zu Pierre Dupasquier?"
Williams: "Ein amüsanter Typ. Völlig besessen vom Rennsport, von der Formel 1 und vor allem von Michelin. Er hat mir gut gefallen in seinem schwarzen Anzug bei der Pressepräsentation in Paris. Ich habe zu Flavio (Briatore) gesagt: 'Guck mal, er zieht in den Krieg!'"
Frage: "Auf welchem Gebiet muss Michelin noch besser werden?"
Williams: "Die Frage sollten Sie besser Patrick Head (Technischer Direktor von Williams) stellen. Selbst wenn ich die Antwort wüsste, würde ich Sie Ihnen sicher nicht sagen: Unsere Gegner könnten daraus ihre Schlüsse ziehen. Ich glaube, wir haben eine schöne Zukunft vor uns, zumindest was die nächsten fünf Jahre angeht und vielleicht auch darüber hinaus. Das ist natürlich ein Wink, der für Edouard Michelin bestimmt ist..."