Formel-1-Struktur: Verderben zu viele Köche den Brei?
Pat Symonds von Williams ist der Meinung, dass die Formel-1-Teams nicht so viel Macht haben sollten - Zustimmung erhält er von Christian Horner und Helmut Marko
(Motorsport-Total.com) - Die Piloten sind nicht die einzigen Personen aus dem Formel-1-Umfeld, die die Strukturen in der Königsklasse kritisieren. Die Fahrer haben ihren Unmut über die aktuellen Zustände in einem offenen Brief am Mittwoch öffentlich gemacht. Auch viele Offizielle der Teams sind nicht glücklich darüber, wie in der Formel 1 momentan Entscheidungen getroffen werden - oder auch nicht getroffen werden. Denn die Teams haben aktuell genug Macht, um beispielsweise geplante Regeländerungen zu blockieren.
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Einige Teams in der Formel 1 verfolgen häufig nur eigenen Interessen Zoom
"Teil des Problems ist, dass die Teams zu sehr involviert sind", erklärt Williams-Technikchef Pat Symonds und liefert ein Beispiel: "Wenn man im Fußball die Teams nach einer neuen Regel fragen würde, dann würde das Team mit dem schlechten Torhüter sagen: Warum macht ihr das Tor nicht so und so breit? Das andere Team hat einen Spitzenkeeper und würde einen anderen Vorschlag bringen."
Für ihn ist damit klar: "Die Teams sollten nicht gefragt werden. Die Formel 1 hatte eine solide Richtung, als die Teams nur gefolgt sind." Doch diese Zeiten sind mittlerweile vorbei. Sowohl in Strategiegruppe als auch in Formel-1-Kommission sind die Teams vertreten. Die Königsklasse ist also auf eine Zusammenarbeit aller Beteiligten angewiesen - doch die haben häufig nur eigene Interessen im Blick.
"Wir sollten nicht sagen, dass alles falsch ist", stellt Symonds klar und ergänzt: "Auch wenn ich sage, dass die Teams nicht so stark involviert sein sollten, haben wir es die meiste Zeit gemacht, seit ich in der Formel 1 bin. Es ist nicht zwingend fürchterlich, aber mit einem professioneller werdenden Sport gibt es auch Meinungen, die weiter auseinanderdriften. Einige Teams mit viel Geld wollen gewisse Regeln haben, andere Teams an der Existenzgrenze wiederum andere. Die stärkeren gewinnen."
Zustimmung erhält der Williams-Technikchef aus dem Red-Bull-Lager. Teamchef Christian Horner erklärt ohne Umschweife: "Die Teams sollten den Sport nicht leiten." Und auch Motorsportberater Helmut Marko erklärt bei 'Sky': "Es sind einfach zu viele Leute, die mitreden." Seiner Meinung nach müsse die Formel 1 "von einer zentralen Organisation" gesteuert werden.
Auch der Österreicher zieht Vergleiche zu anderen Sportarten und erklärt: "Wo kommen wir hin, wenn der Skiläufer sagt, er hätte das Tor anders gesteckt, und der Fußballer sagt, er möchte das Tor weiter links? So geht es momentan bei uns zu." Die jüngste Änderung des Qualifyings, die nun offenbar doch beibehalten werden soll, bezeichnet er in diesem Zusammenhang als "Panikreaktion" und "negativen Höhepunkt" dieser Entwicklung.