• 22.02.2017 21:00

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Force India stellt klar: Kein Protest gegen "Wunderfahrwerke"

Aufhängungen von Mercedes und Red Bull, die vermeintlich aerodynamisch wirken, interessieren Force India wegen der Kosten nicht - Protest könnte dennoch kommen

(Motorsport-Total.com) - Force India wird beim Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne nicht zu den Teams gehören, die gegen eine vermeintliche Wunderaufhängung von Mercedes und Red Bull protestieren. Wie Technikchef Andrew Green im Rahmen der Präsentation des VJM10 verkündet, hätte seine Mannschaft kein Interesse an einem Streit um die Legalität eines möglichen FRIC-Nachfolgers. "Wir schauen uns einfach an, wie die Sache sich entwickelt. Dann reagieren wir entsprechend", winkt der Brite cool ab.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Mercedes soll eine Wundertechnik in petto haben, Force India will nicht protestieren Zoom

Die Gelassenheit hat einen Grund. Force India muss mit knappem Budget haushalten und kann sich keine Experimente mit einer Aufhängung leisten, die aerodynamisch wirkt. "Aus unserer Sicht gibt es in dem Bereich nur marginale Performancevorteile für einen hohen Preis", erklärt Green. Um ein Verbot zu erwirken, ist aber massiver juristischer Aufwand erforderlich. Denn es ist naturgegeben, dass eine Aufhängung in gewissem Rahmen Bewegung zulässt, wenn sich das Auto selbst bewegt.

Das hat automatisch Auswirkungen auf die Aerodynamik. Die zwei Bereiche lassen sich nicht trennen, weil sie direkt miteinander zusammenhängen. Die Frage ist: Wie sehr darf dieses Zusammenspiel aktiv beeinflusst werden? "Das lässt sich kaum in Grenzen fassen", legt Green die Stirn in Falten und appelliert an die FIA, für mehr Klarheit im Technik-Reglement zu sorgen: "Es gibt zu viele Grauzonen. Mehr Klarheit wäre schön, aber der Bereich ist eben extrem schwierig zu definieren."


Force India präsentiert den VJM10

Dennoch glaubt der Force-India-Mann, dass beispielsweise Ferrari auf die Barrikaden ginge, um die Konkurrenz zu schwächen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es Proteste geben wird", blickt er voraus. Seine Truppe aus Silverstone zieht es vor, sich auf die eigenen Befindlichkeiten zu konzentrieren: "Wir selbst haben uns verschiedene Varianten der Kinematik erarbeitet. Wir schauen, wie sich die Reifen verhalten. Gibt es Schwachpunkte, nehmen wir eine unserer Ideen, um dort anzusetzen."

Denn eine flexible Aufhängung hätte den Vorteil, dass sie die Pneus schonen und härtere Überfahrten hoher Randsteine erlauben könnte. Green, der nach eigener Aussage keine Ahnung von den Aktivitäten bei Mercedes und Red Bull hat, verspürt wenig Lust auf komplizierte Technik: "Muss so etwas wirklich sein?", fragt er. "Einem Fan ist es egal, ihm fällt so etwas gar nicht auf. Ich hätte mir gewünscht, dass man so etwas frühzeitig unterbindet und es gar nicht so weit gedeihen lässt."