Ex-Teamkollege von Jos Verstappen erinnert sich: Es herrschte Funkstille

Enrique Bernoldi war 2001 Teamkollege von Jos Verstappen und berichtet von einem angespannten Verhältnis samt einer kuriosen Begegnung mit Sohn Max

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Verstappen auf der anderen Seite der Box hat man es als Teamkollege nicht leicht. Davon kann auch Enrique Bernoldi ein Lied singen. Der Brasilianer war in der Formel-1-Saison 2001 Teamkollege von Jos Verstappen, Vater von Max Verstappen, bei Arrows und erinnert sich an einige angespannte Momente.

Titel-Bild zur News: Enrique Bernoldi, Jos Verstappen

Enrique Bernoldi und Jos Verstappen traten 2001 für Arrows in der Formel 1 an Zoom

"Ich bin mit (Helmut) Markos Unterstützung zu Arrows gekommen", berichtet Bernoldi im exklusiven Interview mit der brasilianischen Edition von 'Motorsport.com'. "Er fragte mich: 'Was willst du?' Ich sagte, dass ich Weltmeister werden will."

"Er sagte: 'Wenn (Jos) Verstappen dich besiegt, bist du raus.' Eine klare Ansage. Wenn der Kerl Weltmeister werden will, kann er nicht von Verstappen geschlagen werden. Also kam ich mit dem Gedanken an, ihn in jeder Session zu schlagen. Und das ist mir zu Beginn des Jahres (in der Vorsaison; Anm. d. R.) auch gelungen."

Von Anfang an "in einem Spannungsfeld"

Doch Jos Verstappen, deutlich erfahrener als Bernoldi, machte die Fronten schnell klar. "Er konnte nicht gegen einen Rookie verlieren. Aber ich hatte Marko im Ohr und konnte nicht gegen Verstappen verlieren. Wir waren also schon in einem Spannungsfeld", erinnert sich der heute 42-Jährige an die Teamkonstellation.

"Im ersten Rennen sagte Jos vor Marko zu mir: 'Du bist mein zweiter brasilianischer Teamkollege. Ich hatte ein ganzes Jahr lang einen (Ricardo Rosset) und ich habe ihn in den Qualifyings 16:0 geschlagen'. Da hat auch Marko nicht schlecht geschaut."

"Das erste Mal, dass ich mich vor ihm qualifizierte, war in Brasilien. Dann Imola, Barcelona, Österreich und er begann, sich zu 'verlieren'. Er begann nervös zu werden, weil ich mich immer vor ihm qualifizierte. Dann, in Magny-Cours, im Freitagstraining, drehte er sich und fuhr ins Kiesbett", erinnert sich Bernoldi.

Bernoldi im Nachteil - und trotzdem schneller

"Als ich das sah, habe ich gefeiert. Man will immer besser sein als sein Teamkollege. Wenn er nicht gefahren ist, war es besser für mich, weil er das Auto nicht richtig abstimmen konnte. Aber als ich an die Box kam, sagte das Team: 'Steig aus dem Auto aus.'"


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Sie gaben Verstappen Bernoldis Auto: "Er fuhr mein Auto und ich fuhr nicht. Diese Situation ist zweimal passiert. Einmal wegen dieses Drehers und das andere Mal wegen des Motors. So konnte ich nur für das Qualifying ins Auto zurückkehren. Und ich benutzte Brembo-Bremsen, Jos hingegen die von Hitco, die sehr hart waren."

"Ich kehrte also in ein Auto zurück, das mir fremd war, und musste gleich in der ersten Runde schnell sein, was nicht ideal war. Aber die beiden Male, als er mein Auto fuhr, war ich im Qualifying schneller. Also habe ich ihm gesagt: 'Fahr nicht mehr mein Auto, ich bin sowieso schneller als du.' Ich war sehr sauer."

Kuriose Begegnung mit dem kleinen Verstappen

Ansonsten vermied Bernoldi jeden Austausch mit Verstappen. "Mein Renningenieur war Italiener, mein Motoringenieur war Franzose und sprach italienisch, mein Dateningenieur war Belgier und sprach italienisch, also unterhielten wir uns immer auf italienisch, sodass er nicht wissen konnte, worüber wir sprachen", erzählt er.

"Ich habe nicht mehr mit ihm geredet, sondern mit Sophie (Ehefrau), nur um ihn zu provozieren." Die Fehde blieb auch dem damals noch jungen Max Verstappen nicht verborgen.

"Einmal, vor einem Rennen, kam Max zum Wohnmobil von Arrows und starrte mich an. Er hat wahrscheinlich gehört, wie sein Vater zu Hause schlecht über mich gesprochen hat, also hat er mich angestarrt." Doch die Begegnung wurde noch kurioser.

"Er ging ins Badezimmer und hatte einen Plastikstiefel an. Ich hörte Geräusche und sah nach. Da war er in die Toilettenschüssel getreten und der Stiefel steckengeblieben. Ich holte ihn und übergab ihn seiner Mutter. Der Stiefel steckte noch, sie musste ihn mitnehmen. Das ist die einzige Geschichte, die ich mit Max habe."