"Es ist bizarr!": Doornbos analysiert Red Bulls Problem mit zweiten Fahrern

Robert Doornbos warnt: Red Bull sollte nicht zu lange warten, um eine Entscheidung über Liam Lawson zu treffen - Der Experte übt deutliche Kritik am Team

(Motorsport-Total.com) - Robert Doornbos ist der Meinung, dass Red Bull nicht zu lange warten sollte, um eine Entscheidung über Liam Lawson zu treffen, falls sie feststellen, dass der Neuseeländer im RB21 nicht in der Lage ist, Leistung zu zeigen.

Titel-Bild zur News: Liam Lawson

Nach nur zwei Grands Prix sitzt Liam Lawson schon auf dem Schleudersitz Zoom

Die ersten beiden Rennwochenenden der Formel-1-Saison 2025 waren katastrophal für Liam Lawson, der als neuer Teamkollege von Max Verstappen zu Red Bull Racing gestoßen ist. Beim Saisonauftakt in Australien qualifizierte sich der Neuseeländer nur für den 18. Startplatz und schied im Rennen aus.

Beim Sprintwochenende in China war er in beiden Qualifikationssitzungen Letzter, was ihm letzten Endes keine Chance ließ, Punkte in einem der Rennen zu holen.

Ex-Formel-1-Pilot Robert Doornbos war anfangs positiv, was Lawson bei Red Bull leisten könnte. "Ich hatte ein langes Gespräch mit Liam während der Tests in Bahrain, und er war immer noch voller Begeisterung", sagt er gegenüber Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com.

"Aber bei den Tests ist man nie zur gleichen Zeit auf der Strecke oder unter den gleichen Bedingungen, sodass der Vergleich mit Max nicht so intensiv war", weiß er. "Das ändert sich jedoch an Rennwochenenden. Und im Moment ist es einfach schmerzhaft zu sehen, wie es Liam nicht schafft, abzuliefern."

Doornbos: Lawson ist talentiert, aber ...

"Er ist definitiv ein talentierter Fahrer", fügt der ehemalige Red Bull-Fahrer hinzu. "Schau dir an, wie er letztes Jahr eingesprungen ist und sofort Punkte geholt hat. Damals war alles positiv. Aber jetzt ist er der schlechteste Fahrer im Feld."

"Und warum ist das so? Er hat nicht plötzlich sein Talent verloren. Was er jedoch verloren hat, ist ein großes Stück seines Selbstvertrauens - wenn nicht sogar alles."


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Lawson scheint unter dem Druck zu zerbrechen, analysiert Doornbos. "Sicher, auch bei den Racing Bulls gab es Druck", spricht er dessen Zeit im B-Team an, "aber neben einem viermaligen Weltmeister zu fahren, ist eine andere Hausnummer. Und dazu kommt, dass das Red Bull ein sehr schwieriges Auto zu fahren ist."

Doornbos glaubt, dass Red Bull nicht zu lange warten sollte, um zu handeln. "Ich würde Liam nach nur zwei Wochenenden nicht austauschen. Aber sie können auch nicht zu lange warten, um eine Entscheidung zu treffen", meint der Niederländer.

"Ich würde ihm definitiv nicht bis zur Sommerpause geben. Denn wenn man sieht, dass er einfach nicht mit diesem Auto zurechtkommt - und ich bekomme diesen Eindruck, wenn ich den Teamfunk höre -, dann wird es weiterhin ein Kampf bleiben."

"In Australien könnte man noch argumentieren, dass die Bedingungen schwierig waren. Aber in China war nichts Besonderes los, und es ist eine Strecke, auf der man wirklich aus den Daten und dem Teamkollegen lernen kann", fährt Doornbos fort.

"Aber er ist einfach nie in Fahrt gekommen. Und sobald dein Selbstvertrauen weg ist, wird eine Strecke wie Suzuka zu einer noch größeren Herausforderung. Es wäre schmerzhaft, wenn er nach nur zwei oder drei Wochenenden aus dem Team genommen wird, aber andererseits: Das ist die Formel 1, das ist Spitzensport."

Kritik an der Fahrerpolitik von Red Bull

Doornbos findet es "unverständlich", dass Red Bull weiterhin so viele Probleme mit seinen zweiten Fahrern hat und erinnert an das Schicksal von Sergio Perez: "Vergiss nicht, sie haben einen Fahrer am Ende des letzten Jahres mit 17 Millionen Pfund Abfingdung nach Hause geschickt, weil seine Leistungen so schlecht waren."

"Und dann holen sie einen Fahrer, der genauso schlecht - oder sogar schlechter - abschneidet." Das sei ein "ernsthaftes Problem" für das Team aus Milton Keynes.


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"Es ist bizarr, wie Red Bull weiterhin mit seinem zweiten Fahrer kämpft. Sie haben Perez viel Zeit gegeben, und dann - nach reiflicher Überlegung - haben sie Liam ins Auto gesetzt, anstatt Yuki Tsunoda, was im Nachhinein die falsche Entscheidung war."

"So wie es jetzt läuft, ist es inakzeptabel. Man kann nicht jedes Wochenende nur auf einen Fahrer angewiesen sein", urteilt der ehemalige Formel-1-Pilot.

Dem Vernehmen nach könnte Lawson bereits für das nächste Rennen in Japan durch Tsunoda ersetzt werden. Laut Doornbos hat der japanische Fahrer in den ersten Rennen gezeigt, dass er bereit ist, einen Platz bei Red Bull zu bekommen.

"Yuki ist sehr entspannt", sagt der Niederländer, der für Ziggo Sport als Formel-1-Experte fungiert. "Und er ist voller Selbstvertrauen. Ich habe ihn in Melbourne vor dem Rennen interviewt, in der Hospitality über den Boxen. Es war das erste Rennen der Saison, es regnete, und wir waren auf einem Straßenkurs."

"Aber Yuki, der sich den fünften Platz in der Qualifikation gesichert hatte, sagte ganz locker: 'Ich werde heute ein Podium holen!' Es kam anders, wie bei den meisten Fahrern, aber es war die Art, wie er es sagte ... Er ist eindeutig in einer guten Verfassung."

Hinzu kommt, dass Tsunoda nun in seiner fünften Saison bei dem in Faenza ansässigen Team ist. "Wie lange muss man für das Juniorteam fahren, bevor man die Chance bekommt, an der Seite von Max zu fahren? Es ist definitiv an der Zeit, ihn zu befördern."

Tsunoda-Beförderung eine "Win-Win-Situation"

Für Tsunoda könnte eine Red-Bull-Beförderung auch seine letzte Chance sein, über 2025 hinaus in der Formel 1 zu bleiben. "Er hat nicht mehr die Unterstützung von Honda, also wenn er mit seiner neuen Management-Mannschaft keinen Platz für sich sichern kann, ist seine Formel-1-Karriere vorbei", glaubt Doornbos.

"Ein Wechsel mitten in der Saison zu Red Bull könnte für ihn eine Win-Win-Situation sein, weil es einfach nicht genug ist, einen Rookie-Teamkollegen bei Racing Bulls zu schlagen, um einen Platz woanders zu bekommen", blickt der Experte voraus.

Unterdessen sieht Doornbos ein noch größeres Problem auf Red Bull Racing zukommen. "Es steht fest, dass Max nicht bleiben wird. Er wird nächstes Jahr für Mercedes fahren", hält er fest - eine Vorhersage, die er schon mehrfach gemacht hat.

Dass Verstappen ruhig bleibt, während Red Bull Schwierigkeiten hat, Pace zu finden, sagt laut Doornbos viel aus. "Die Entscheidung ist bereits gefallen."

"Max sieht, wie das Red-Bull-Team auseinanderfällt", sagt er und verweist auf Adrians Neweys Wechsel zu Aston Martin und verweist auch auf den Abgang von Jonathan Wheatley. "Er war eine sehr wichtige Figur an der Boxenmauer."

"Sicher, sie werden sagen, sie haben jemanden, der ihn ersetzt, aber so einfach ersetzt man solche Leute nicht nach 20 Jahren. Nein, ich denke, Christian Horner sollte sich darauf vorbereiten, dass Max nicht bleiben wird", ist sich Doornbos sicher.