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Die neuen Regeln unter der Lupe
Die Entscheidungen des FIA-Weltrats geben der Formel 1 Planungssicherheit - Jean Todt emanzipiert sich von seinem Amtsvorgänger Max Mosley
(Motorsport-Total.com) - Der FIA-Weltrat trat in der vergangenen Woche in Monaco zusammen, um über diverse Regeländerungen für 2011 und darüber hinaus zu beraten. Zwei Entscheidungen sorgten in der medialen Nachlese für die größte Aufmerksamkeit: die Abschaffung des Teamorder-Verbots und die Einführung einer neuen Motorenformel. Während Stallregie in der Formel 1 bereits ab 2011 wieder erlaubt sein wird, gilt das neue Motorenreglement, das bislang nur in Grundzügen definiert wurde, erst ab 2013.
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Jean Todt setzt als FIA-Präsident neue Schwerpunkte in der Formel 1
Dass sich die Regelhüter des Automobil-Weltverbands bereits jetzt, rund zwei Jahre vor dem Auslaufen des aktuellen Concorde-Agreements, auf ein neues Motorenkonzept für die "Königsklasse" geeinigt haben, ist alles andere als selbstverständlich. Zwar müssen bedeutende Änderungen des Reglements grundsätzlich 24 Monate im Voraus beschlossen und verkündet werden, doch die Formel 1 war in der Vergangenheit berühmt dafür, Regeln auch sehr kurzfristig abändern zu können.
Diese Praxis beschrieb ein Insider schon einmal so: Langfristig zu planen bedeute in der Formel 1 nicht mehr, als "zu wissen, welchen Flughafen man als nächstes anzusteuern hat". Nun steht aber bereits fest, dass in der Formel 1 ab 2013 1,6-Liter-Vierzylinder-Motoren mit einer festgelegten Höchstdrehzahl von 12.000 Umdrehungen pro Minute zum Einsatz kommen werden.
Diese Änderung, weg von den seit 2006 verwendeten 2,4-Liter-Achtzylinder-Saugmotoren und zu kleineren, womöglich sparsameren Turbo-Triebwerken, ist offenbar auf Druck der Automobilhersteller zustande gekommen. Es ist kein Geheimnis, dass sich vor allem der Volkswagen-Konzern seit langem eine derartige Motorenformel gewünscht hat. "Viele deutsche Firmen sehen den Motorsport wieder als gute Plattform", sagt auch VW-Motorsportrepräsentant Hans-Joachim Stuck.
Formel 1 als Vorreiter für die Industrie
Laut FIA-Vizepräsident Enrico Gelpi sollen durch das neue Motorenreglement zudem Kosten gesenkt werden. Der Motorsport könne außerdem wieder eine Vorreiterrolle für die Serienproduktion einnehmen. "Motorsport war schon immer ein Sammelbecken für positive Lösungen, was Sicherheit, Kraftstoffverbrauch und Leistung angeht", erklärte der Italiener gegenüber '422race.com'.
"Ich denke, dass wir mit dieser neuen Technologie viel relevanter werden", sagte Lotus-Teamchef Tony Fernandes gegenüber 'Reuters'. "Ich finde es großartig, dass die Formel 1 nun eine Führungsrolle in Sachen Umwelttechnologie einnimmt." Vor allem FIA-Präsident Jean Todt habe darauf stets besonders viel Wert gelegt, ergänzte Gelpi.
Todt distanziert sich von Mosley
Der ehemalige Ferrari-Teamchef unterscheidet sich insofern von seinem Amtsvorgänger Max Mosley. Der Brite hatte sich gegen Ende seiner Amtszeit erfolgreich für Todt als neuen FIA-Präsident stark gemacht. Doch während sich der von Mosley dominierte Weltrat einst dem Vorwurf ausgesetzt sah, Automobilhersteller wie Honda, BMW und Toyota aus der Formel 1 vertrieben zu haben, bemüht sich das Gremium unter der Führung des Franzosen wieder um eine größere Nähe zur Industrie.
Dieser Strategiewechsel ist allerdings nicht die einzige kürzlich beschlossene Regeländerung, mit der Todt auf Distanz zu Mosley geht. Die faktische Abschaffung des Teamorder-Verbots zeigt vielleicht noch deutlicher, dass Todt nicht daran denkt, das Amt ausschließlich in Mosleys Sinne weiterzuführen. Zur Erinnerung: Mosley hatte nach Ferraris Platztausch in Hockenheim eine harte Bestrafung gefordert, der langjährige Ferrari-Teamchef Todt rechtfertige eine vergleichsweise harmlose Geldstrafe und schaffte die Regel anschließend gleich ganz ab.
Zu große Nähe zu Ferrari?
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Große Nähe: Für Jean Todt war Michael Schumacher einst "wie ein Sohn" Zoom
Dass sich Todt damit dem Verdacht aussetzt, womöglich eine zu große Nähe seinem ehemaligen Arbeitgeber zu pflegen, ficht ihn nicht an. Vizepräsident Gelpi macht dagegen keinen Hehl daraus, wer ein besonders großes Interesse an der Abschaffung des Teamorder-Verbots hatte. "Die Regel musste geändert werden und wir aus Italien haben ihre Abschaffung beantragt", sagte Gelpi.
In Monaco wurde allerdings auch eine Regeländerung beschlossen, mit der Todt auf Distanz zu einem seiner ehemaligen Weggefährten geht. Artikel 20 des Sportlichen Reglements besagt jetzt: "Manöver, die andere Fahrer behindern, wie mehr als ein Spurwechsel, um eine Position zu verteidigen, absichtliches Abdrängen eines Autos über den Fahrbahnrand hinaus, oder jeder andere anomale Spurwechsel, sind nicht erlaubt."
Die Ausweitung dieser Regel nimmt eindeutig Bezug auf Michael Schumachers grenzwertiges Manöver gegen Rubens Barrichello beim diesjährigen Grand Prix von Ungarn. Genoss der FIA-Weltrat früher den Ruf, Schumachers zuweilen sehr harte Fahrweise stillschweigend zu dulden, scheint nun die sportliche Disziplin im Vordergrund zu stehen. Ein klares Statement von Todt, der Schumacher während ihrer gemeinsamen Zeit bei Ferrari "wie einen Sohn" behandelte.