Rückblick: 40 Jahre Sauber
Peter Sauber engagiert sich seit 40 Jahren im Motorsport - Zeitreise von den ersten Sportwagenerfolgen bis zum Formel-1-Projekt
(Motorsport-Total.com) - Für Autos hatte sich Peter Sauber nicht besonders interessiert und schon gar nicht für den Rennsport. Dass Peter Sauber 2010 das 40-jährige Bestehen von Sauber Motorsport feiern konnte, hatte in der frühen Phase vor allem mit Zufall, dann aber mit ausgeprägtem Durchhaltewillen und später mit viel Arbeit und Geschick zu tun.
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Peter Sauber blickt auf 40 spannende Jahre im Motorsport zurück
Peter Saubers Vater besaß ein Unternehmen für elektrotechnische Anlagen mit rund 200 Mitarbeitern, deren Räumlichkeiten sich in Zürich sowie an der Wildbachstrasse in Hinwil befanden. Der Weg von Peter Sauber schien vorgezeichnet. Er absolvierte eine Ausbildung als Elektromonteur mit dem Ziel, sich weiterzubilden und dann in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Die Lust am Basteln
Doch es kam alles anders. 1967 fuhr Peter Sauber mit einem VW Käfer zur täglichen Arbeit. Bis ihn ein Freund dazu überredete, diesen tunen zu lassen. Damit beteiligte sich Peter Sauber 1967 dann zum Spaß an ein paar Club-Rennen. Was aber viel wichtiger war: Seine Lust am Basteln wurde geweckt. Er veränderte den Käfer so stark, dass dieser letztlich die Straßenzulassung verlor.
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Durch einen VW Käfer fand Peter Sauber in den 1960ern zum Motorsport Zoom
Das führte zum nächsten Schritt. 1970 entschied Peter Sauber, sich mit dem Bau von offenen, zweisitzigen Rennsportwagen als selbstständiger Unternehmer zu etablieren. Im Keller des Elternhauses in Zürich entstand der Sauber C1. Als Typenbezeichnung wählte Sauber den ersten Buchstaben des Vornamens seiner Ehefrau Christiane.
Noch im gleichen Jahr gründete er die PP Sauber AG und bezog die eigens dafür gebaute Werkstatt auf dem Firmenareal seines Vaters an der Wildbachstrasse in Hinwil. Mit dem C1 gewann er 1970 den Schweizer Meistertitel bei den Sportwagen, beließ es dann aber bald bei vereinzelten Auftritten als Rennfahrer. 1974 stülpte er den Helm zum letzten Mal über und verlegte sich nun ganz aufs Konstruieren. Das "C" als Markenzeichen wurde beibehalten.
Erste Achtungserfolge
Sauber hatte sich keine einfache Aufgabe gestellt. In der Schweiz vom Bau von Rennsportwagen zu leben, schien ein Ding der Unmöglichkeit. Aber das war für Sauber noch lange kein Grund, aufzugeben. Er biss sich durch. Arbeitstage endeten oft spät in der Nacht. Das Geld war knapp.
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Mit dem C5 (vorne) und dem C4 (hinten) machte sich Sauber einen Namen Zoom
Internationale Beachtung fand Sauber durch den C5, mit dem Herbert Müller 1976 die damals prestigeträchtige Interserie gewann. Es folgten erste Einsätze in Le Mans. Sauber Motorsport hatte mittlerweile vier Mitarbeiter. 1981 gewannen Hans-Joachim Stuck und Nelson Piquet auf einem von Sauber gebauten BMW M1 nach Gruppe-5-Reglement das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring.
Das folgende Jahr war ein entscheidendes für Peter Sauber: Er erhielt vom Schweizer Kunststoffunternehmen Seger & Hoffmann den Auftrag, ein Fahrzeug für die Sportwagen-Weltmeisterschaft (Gruppe C) zu bauen. Es wurde der Sauber C6. In dieser Zeit entstand der Kontakt zu Ingenieuren bei Mercedes, die sich für das Thema Rennsport interessierten. Ganz privat natürlich, denn beim Stuttgarter Automobilhersteller war internationaler Motorsport seit dem schweren Unfall in Le Mans 1955 tabu.
Die Mercedes-Ära
Ab 1985 verwendete Sauber in seinen Rennsportwagen Mercedes-Motoren und rückte damit Stuttgart noch ein bisschen näher. Bereits ein Jahr später gewannen Henri Pescarolo und Mike Thackwell auf einem Sauber C8 das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Weitere Erfolge kamen hinzu, was letztlich Mercedes zur Rückkehr in den internationalen Motorsport bewog.
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Der Start in Le Mans 1989: Zwei Sauber C9 führen das Feld an Zoom
Ab 1988 war Sauber offiziell Werksteam von Mercedes. Professor Werner Niefer, damals Vorstandsvorsitzender von Mercedes, entschied 1989, die Rennwagen silbern zu lackieren. Es war die Wiedergeburt der Silberpfeile. Höhepunkt dieser Partnerschaft war dasselbe Jahr, 1989, in dem man nicht nur die Sportwagenweltmeisterschaft für Fahrer und Teams gewann, sondern auch beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans einen Doppelsieg feierte. Ein Jahr später konnte der Gewinn der Weltmeistertitel wiederholt werden. Sauber Motorsport war auf rund 50 Mitarbeiter angewachsen.
In diese Zeit fiel auch die Gründung des Junior-Teams, eine Idee des damaligen Sauber-Geschäftspartners Jochen Neerpasch. Die Wahl fiel auf Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger. Allen dreien hat Peter Sauber den Einstieg in die Formel 1 ermöglicht.
Das Abenteuer Formel 1
Weil der Stern der Sportwagen-WM zu sinken begann, orientierte sich Mercedes in Richtung Formel 1. Im Sommer 1991 wurde sie zum gemeinsamen Projekt erhoben, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Sauber baute auf dem Firmengelände in Hinwil eine neue Fabrik.
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JJ Lehto holt beim Grand Prix in Südafrika 1993 Platz fünf für Sauber Zoom
Doch bereits im November kam die Hiobsbotschaft. Wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds entschied sich der Mercedes-Vorstand gegen einen werksseitigen Einstieg in die Formel 1. Sauber hatte zwei Optionen: Sich mit einer finanziellen Abfindung zurückzuziehen oder diese als Startkapital für die Formel 1 zu nutzen.
Im Januar 1992 entschied er sich zum Sprung ins kalte Wasser. Im Herbst fanden die ersten Testfahrten mit dem C12 statt, der von einem Ilmor-Triebwerk befeuert wurde. Knapp 70 Mitarbeiter zählte das Unternehmen damals.
Am 14. März 1993 standen in Kyalami wie geplant zwei Sauber C12 für Karl Wendlinger und JJ Lehto am Start zum Grossen Preis von Südafrika. Mit dem fünften Rang des Finnen und zwei WM-Punkten wurde die Premiere ein gefeierter Erfolg. Verträge mit Red Bull und Petronas bildeten ab 1995 ein solides Fundament und erlaubten dem Schweizer Team, sich als feste Größe in der Formel 1 zu etablieren.
Erste Formel-1-Erfolge
In den Jahren 1995 und 1996 war Sauber Werksteam von Ford, ab 1997 fuhr man mit Ferrari-Motoren, die den Namen des Titelsponsors Petronas trugen. Der Durchbruch ließ noch auf sich warten.
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2001 beendete Sauber auf einem sensationellen vierten Platz Zoom
Dann aber folgten 2001 drei Höhepunkte in der Teamgeschichte Schlag auf Schlag: die Partnerschaft mit der Schweizer Großbank Credit Suisse, der Mitte Oktober feststehende vierte Rang in der Konstrukteurs-WM und wenige Tage später der erste Spatenstich zum eigenen Windkanal.
In dieser Zeit brachte Peter Sauber auch frisches Blut in die Formel 1: Er holte Kimi Räikkönen und Felipe Massa in sein Team und empfahl später den Verantwortlichen bei BMW auch Robert Kubica. Im Jahr 2005 suchte Peter Sauber nach einem neuen Motorenpartner. Mittlerweile über 60 Jahre alt, hatte er auch nichts dagegen, sein Lebenswerk in starke Hände zu geben.
Die BMW-Übernahme
Ein Angebot von BMW schien die Lösung. Der Automobilhersteller, der seit der Saison 2000 mit Williams am Start war, wollte ein eigenes Werksteam. Am 22. Juni 2005 verkündete BMW die Übernahme von Mehrheitsanteilen am Team.
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Jubelstimmung in Montreal: Erster Sieg für Sauber-BMW durch Robert Kubica Zoom
Das dritte Jahr des BMW-Sauber-Teams, die Saison 2008, wurde zum nächsten Höhepunkt der Teamgeschichte. Mittlerweile war der Ausbau in Hinwil abgeschlossen, der Personalstand betrug nun über 400 Mitarbeiter. Für 2008 hatte man sich den ersten Sieg zum Ziel gesetzt. Es wurde gleich ein Doppelsieg. Robert Kubica gewann in Kanada vor Nick Heidfeld.
Insgesamt schaffte das BMW-Sauber-Team 2008 elf Podestplätze. In Bahrain holte Kubica die erste Pole-Position, Heidfeld steuerte die ersten beiden schnellsten Rennrunden zur Statistik bei. Das Team wurde am Ende mit 135 Punkten WM-Dritter.
Nach einem schwierigen Start in die Saison 2009 folgte am 29. Juli eine schockierende Nachricht: BMW verkündete anlässlich einer Pressekonferenz in München den Ausstieg aus der Formel 1 zum Saisonende. Mit Platz sechs in der Weltmeisterschaft (36 Punkte) verabschiedete sich BMW aus der Formel 1.
Neubeginn
Am 27. November 2009 fand die nächste Pressekonferenz statt, diesmal in Hinwil. Peter Sauber hatte sich mit BMW geeinigt und sein Lebenswerk wieder zurückgekauft. Die Freude war getrübt, denn BMW hatte zuvor bereits entschieden, Personal abzubauen. Von zu jenem Zeitpunkt noch 388 Mitarbeitern wurde auf 260 reduziert. Mit diesem Personalbestand, mit Ferrari als Motorenpartner und den Piloten Kamui Kobayashi und Pedro de la Rosa nahm die Hinwiler Mannschaft die Saison 2010 in Angriff.
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Der Neubeginn 2010 war für das Sauber-Team nicht einfach Zoom
Die erste Saisonhälfte war von einer Vielzahl technisch bedingter Ausfälle geprägt, wie sie in der Teamgeschichte noch nie vorgekommen waren. In den ersten acht Rennen holte die Mannschaft nur einen einzigen WM-Punkt, bis zum Saisonende wurden es dann noch 44. Kobayashi sammelte davon 32 Zähler, De la Rosa und Heidfeld, der den Spanier für die letzten fünf Grand Prix ersetzte, trugen je sechs Punkte bei.
Zur Saison 2011 nahm das Team erneut einen Rookie auf: Der Mexikaner Sergio Perez kam an Bord, Kobayashi fiel damit in seiner erst zweiten Saison schon eine Führungsrolle zu. Das Jahr begann mit dem Kennenlernen der Reifen des neuen Alleinausstatters Pirelli, vielversprechenden Wintertests und einem ebenso starken wie letztlich frustrierenden Auftakt.
In Melbourne kamen Perez und Kobayashi auf den Plätzen sieben und acht ins Ziel, wurden aber wegen einer Ungenauigkeit am Heckflügelprofil aus der Wertung genommen. Das Team verlor zehn Punkte. Dennoch: Der Speed stimmte, es folgten starke Rennen. In Monaco hatte sich Perez gerade zum ersten Mal ins Top-Ten-Qualifying vorgearbeitet, als er ausgangs der schnellen Tunnelpassage die Kontrolle über den C30 verlor und brutal in die Leitschienen einschlug.
Angst um Perez
Er blieb reglos im Auto sitzen. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab es Entwarnung: Er war mit einer schweren Gehirnerschütterung davongekommen. Kobayashi bewies Nervenstärke und holte am Rennsonntag mit Platz fünf das beste Saisonergebnis für das Sauber-Team. Perez musste in Kanada ein weiteres Rennen auslassen, De la Rosa sprang kurzfristig ein.
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Schockmoment: Sergio Perez verunglückte 2011 in Moncao schwer Zoom
Nach einer guten ersten Halbzeit auf einem sicher scheinenden sechsten WM-Rang fiel die Formkurve des Teams ab. Die Ursachen lagen in einer umstrittenen Technologie: Diffusoren, die von Auspuffabgasen angeblasen wurden, und zwar dank ausgeklügelter Motorensteuerung auch dann, wenn der Pilot das Gaspedal gar nicht betätigte.
Die FIA kündigte ein Verbot dieser Finesse an, ließ sie aber doch wieder zu. Für den C30 war die Weiterverfolgung des Themas eingestellt worden, was sich als Nachteil erwies. Trotz dieses Handicaps von deutlich über einer Sekunde pro Runde erkämpfte sich das junge Fahrer-Duo noch weitere WM-Punkte.
Am Ende belegte das Sauber F1 Team mit 44 Zählern Rang sieben in der Konstrukteurswertung. 30 Punkte davon gingen auf Kobayashis Konto, 14 auf das von Perez. Bereits im Sommer waren beide Piloten für 2012 bestätigt worden, gemeinsam mit Esteban Gutierrez als Ersatzmann. Von 1993 bis einschließlich 2011 traten für das nach Ferrari, McLaren und Williams viertälteste Team der gegenwärtigen Formel 1 insgesamt 22 Piloten bei 326 Grands Prix an.