Das sagen die Daten: Kann Max Verstappen noch gewinnen?
Max Verstappen steht beim Formel-1-Grand-Prix von Saudi-Arabien eine große Aufholjagd bevor: Kann er das Rennen gewinnen und wer kommt auf das Podium?
(Motorsport-Total.com) - Wie bereits 2022 wird Sergio Perez auch 2023 von der Poleposition in den Großen Preis von Saudi-Arabien der Formel 1 gehen. Auf dem Papier sieht es für den Mexikaner wie ein leichtes Rennen aus. Der Red Bull RB19 ist mit Abstand das schnellste Auto in Dschidda und sein größter Konkurrent, Teamkollege Max Verstappen, wird nur von Platz 15 ins Rennen gehen.
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Alle Augen auf Max Verstappen: Der Niederländer muss in Dschidda eine Aufholjagd von P15 hinlegen Zoom
Doch obwohl der Niederländer nach seinem Schaden an der Antriebswelle in Q2 weiter hinten losfahren wird, könnte er im Rennverlauf eine ernsthafte, und auch die einzige Bedrohung für Perez werden. Bereits im vergangenen Jahr in Belgien startete Verstappen von P14, um schließlich schon in Runde 12 von 44 die Führung des Rennens von seinem Teamkollegen zu übernehmen, ehe er den Sieg dominant nach Hause schaukeln konnte.
Verstappen dürfte sich am Sonntag ziemlich leicht durch das Feld pflügen können. Der Red Bull ist mit viel Sprit in Dschidda drei bis fünf Zehntel pro Runde schneller als der nächste Verfolger Aston Martin. Zudem war der RB19 das mit Abstand schnellste Auto auf den Geraden, was das Überholen erleichtern sollte. Gegenüber Ferrari und Mercedes sind es 9 km/h und gegenüber Alpine und Aston Martin ganze 12 km/h.
"Alles ist möglich auf dieser Strecke", sagt Verstappen mit Blick auf das Rennen. "Wir haben viele verrückte Dinge gesehen, aber wir müssen auch realistisch bleiben. Es wird schwierig werden, aber wir haben eine gute Pace. Wir werden sicherlich nach vorne kommen."
Welche strategischen Optionen hat Verstappen?
Es gilt als ziemlich sicher, dass - wie in den vergangenen beiden Jahren zuvor - eine Einstoppstrategie von Medium auf Hard die schnellste Variante im Rennen sein wird. In den Longruns am Freitag legte Verstappen jedoch einen Stint von 14 Runden mit dem Soft-Reifen hin, der nicht nur unfassbar schnell war, sondern auch das Reifenmanagement war beeindruckend.
Am Ende des Stints war der Niederländer schneller als am Anfang, während sich einige Konkurrenten schon mit dem Medium-Reifen abmühten, die Rundenzeiten der ersten Runden halten zu können. Der Soft-Reifen könnte daher für Verstappen eine Chance sein, um sich schneller durch das Feld zu kämpfen.
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Der prognostizierte Rennverlauf in Dschidda anhand der Longrun-Daten vom Freitag - Max Verstappen kann um den Sieg kämpfen Zoom
Einerseits könnte er auf der weichen Mischung starten, um im ersten Stint noch schneller überholen zu können, andererseits könnte Red Bull einen großen Overcut im Sinn haben.
Während wir mit den ersten Boxenstopps ab Runde 15 wie in den Vorjahren rechnen können, könnte der Niederländer auf dem Medium-Reifen einen langen ersten Stint fahren, um sich um Runde 30 herum die Soft-Reifen aufzuschnallen. Nach dem Q2-Aus hat er davon noch einige frische Sätze im Repertoire.
Wer schnappt sich den Platz auf dem Podium?
Sollte das Rennen normal ohne Safety-Car-Phasen und Unfälle ablaufen, so sollte ein Doppelsieg von Red Bull mehr als machbar sein. Die große Frage ist jedoch: Welcher Fahrer hat die besten Chancen auf den letzten Podiumsplatz?
Die beste Ausgangslage hat zweifelsohne Fernando Alonso. Nicht nur wird der Spanier von P2 starten, denn wie bereits in Bahrain hatte Aston Martin auch am Freitag in Dschidda die zweitbeste Longrun-Pace. Sollte der Start für Alonso dieses Mal glatt laufen, ist er zudem nicht gezwungen, die anderen Teams wie in Bahrain mit der Strategie zu schlagen, sodass er von Anfang an seine volle Pace fahren kann.
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Die Longruns des zweiten Freien Trainings: Red Bull vor Alonso vor Alpine Zoom
Alonso sollte sich aber schleunigst von seinen Verfolgern absetzen, da der Aston Martin ein leichtes Opfer auf den Geraden werden könnte. Der AMR23 war im Qualifying das schnellste Auto im kurvenreichen ersten Sektor, doch das ging zu Lasten des Topspeeds. In der Geschwindigkeitsmessung erreichte Alonso 325 km/h, womit er ganze 12 km/h langsamer als die Red Bulls war.
Alonso glaubt zudem nicht, dass Aston Martin eine Chance hat, mit Red Bull um den Sieg zu kämpfen: "Ich weiß nicht [ob wir Perez schlagen können] - ich denke, wir sind noch nicht in dieser Position", sagt er nach dem Qualifying. "Was die reine Pace angeht, denke ich, dass Red Bull in einer anderen Liga fährt, und ich denke, wir müssen uns mehr auf die Teams dahinter konzentrieren."
Warum Alpine im Kampf dahinter gute Chancen haben könnte
Hinter dem Spanier dürfte sich ein sehr enger Kampf zwischen den drei Teams Mercedes, Ferrari, Alpine sowie seinem Aston-Teamkollege Lance Stroll abspielen. In den Longruns am Freitag waren diese drei Teams nahezu gleichauf, mit leichten Vorteilen für Alpine, die zudem auch das beste Reifenmanagement vorweisen konnten.
Die Franzosen könnten also selbst mit den Startplätzen sechs und neun von Esteban Ocon und Pierre Gasly strategisch eine große Gefahr werden, da man sowohl den Under- als auch Overcut einsetzen kann. Sollte sich früh im Rennen ein Undercutfenster bilden, so könnte man die Konkurrenten zu einem frühen Stopp zwingen oder die Chance selbst wahrnehmen.
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Mercedes zeigt sich mit Startplatz drei für George Russell aber auch zuversichtlich. "Ich denke, dass wir mit Ferrari und Aston Martin auf Augenhöhe sind, was den Longrun betrifft", so Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Und ich glaube, wir können um ein Podium fahren."
Wie weit geht es für Charles Leclerc nach vorne?
Die große Unbekannte dürfte Ferrari sein. Im Longrun konnten Charles Leclerc und Carlos Sainz zunächst gute Rundenzeiten fahren, doch nach etwa sieben Runden machte sich der Reifenverschleiß wieder bemerkbar. Die Longrun-Stints am Freitag sind zudem viel kürzer als ein Stint im Rennen, weshalb sich das Problem am Sonntag verschlimmern könnte, es sei denn, die Scuderia hat sich von Freitag auf Samstag mit dem Set-up verbessert.
Die Ausgangslage für Leclerc ist nach der Startplatzstrafe aber denkbar ungünstig. Von Platz zwölf wird er Mühe haben, sich weit nach vorne zu kämpfen, da Ferraris Pace-Delta im Vergleich zu den anderen Teams davor nicht groß ist oder man mit viel Sprit an Bord sogar langsamer sein könnte.
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"Für mich dürfte es [von Startplatz zwölf] etwas schwieriger werden", meint der Monegasse. "Vor allem, sobald ich auf die Topautos stoße. Die Rennpace ist da bei allen doch sehr ähnlich. Ich weiß auch nicht, wie schwierig es auf dieser Strecke sein wird, andere Autos zu überholen. Das Mittelfeld scheint unheimlich eng zu sein. Und wenn du in einen DRS-Zug kommst, wird es schwierig."
Wer hat im Mittelfeldkampf die Nase vorn?
Für Oscar Piastri auf Startposition 8 dürfte es schwierig werden, seine ersten Formel-1-Punkte zu holen. Zum einen kommen mit Verstappen und Leclerc zwei schnellere Piloten von hinten und zum anderen hat der McLaren ein großes Problem auf den Geraden.
Der MCL60 hat einen so immensen Luftwiderstand, dass Piastri in Q3 ganze 17 km/h auf den Red Bull fehlten. Damit ist man das langsamste Team auf den Geraden, womit man natürlich leicht überholt werden kann.
Für Alfa Romeo und Haas dürfte es gemessen an den Longrun-Daten eher nach hinten gehen, wobei beim Schweizer Team ein Fortschritt von Freitag auf Samstag zu erkennen war. Das amerikanische Haas-Team hatte mit viel Gewicht jedoch wieder einmal Mühe und Nico Hülkenberg betonte nach dem zweiten Training ebenfalls, dass die Rennpace noch die größte Baustelle für das Team ist.
Williams und AlphaTauri waren im Schnitt etwas besser unterwegs, haben aber einen Nachteil durch die schlechteren Qualifying-Positionen. Für Lando Norris im McLaren dürfte es von P19 nach vorne gehen, wobei Punkte gemessen an der starken Pace der fünf Spitzenteams unrealistisch erscheinen.
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