Bottas hat 2018 abgehakt: "Werde dieses Jahr alles auf eine Karte setzen"

Mercedes-Pilot Valtteri Bottas hat sich von einer enttäuschenden Saison 2018 im kalten Finnland erholt - Ein klärendes Gespräch mit Toto Wolff hat geholfen

(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas erlebte in der Saison 2018 einen Rückschlag nach dem anderen. Der Finne wurde als Lewis Hamiltons "Wingman" abgestempelt und musste mitansehen, wie ihm gleich drei Siege - in China, Aserbaidschan und Russland - durch die Finger glitten. Als einziger Topfahrer schaffte er es nicht aufs oberste Treppchen, zuletzt gewann 2012 ein Mercedes-Pilot kein Rennen - Michael Schumacher. Bottas hat sich vor Beginn seiner dritten Mercedes-Saison eine neue Herangehensweise überlegt.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas will 2019 die Kurve kriegen Zoom

"Ich habe nur ein Ziel: Die Weltmeisterschaft zu gewinnen", stellt er im Interview mit 'The National' klar. Der 29-Jährige befindet sich an einem kritischen Punkt in seiner Karriere. Platzt 2019 nicht der Knoten, könnte Esteban Ocon ihm sein Cockpit bei den Silberpfeilen streitig machen. Nicht zum ersten Mal steht er unter großem Druck.

Schon 2018 hätte Bottas um Siege und den WM-Titel mitfahren sollen. Doch während Teamkollege Hamilton elf Triumphe feierte, musste sich der Finne mit sieben zweiten Plätzen zufriedengeben. "Die größte persönliche Herausforderung war die Anzahl an Enttäuschungen. Als Team haben wir alles gewonnen, daher bin ich sehr stolz, ein Teil davon zu sein. Allerdings musste ich für mein persönliches Ziel in der Saison viele Rückschläge einstecken - manchmal gleich ein paar auf einmal."

Bottas: "Wut und Ärger bringen dich nicht weiter"

In Baku hatte Bottas bis zur Schlussphase des Rennens geführt, als er über ein Trümmerteil fuhr und sich seinen Hinterreifen aufschlitzte. Auf seiner Paradestrecke im russischen Sotschi sollte er für Hamilton Platz machen. Bottas befolgte die Teamorder und stand wieder nur als Zweiter auf dem Podium. "Danach wieder aufzustehen, war nicht immer so einfach. Das wird mich aber besser und stärker machen. Ich habe sehr viel daraus gelernt, was mir in Zukunft helfen kann."


Shakedown Mercedes W10 Silverstone

Gefühle zeigte der kühle Blonde nur Hinter den Kulissen. Nach seiner bitteren Baku-Niederlage brachen alle Dämme. "Nachdem ich ins Hotel zurückgekehrt war, brach ich völlig zusammen. Ich bin auf meine Knie gefallen und habe geweint wie ein Kleinkind", gab der Finne wenig später zu. Allerdings sei das eine Ausnahme gewesen. Normalerweise behält er selbst in unangenehmen Situationen kühlen Kopf.

"So bin ich eben. Vielleicht hat das etwas mit meiner Herkunft zu tun. Leute sind es gewohnt, Gefühle zu verbergen. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir keine haben", spielt er auf die finnische Mentalität an, die auch seine Kollegen Kimi Räikkönen oder Mika Häkkinen an den Tag legten. "Ich bin mir selbst immer treu geblieben und ich durfte in meiner Karriere lernen, dass einen zu viel Wut und Ärger nicht weiterbringen." Deshalb möchte er mit einer ruhigen, sachlichen Herangehensweise die Kurve 2019 kriegen.

Toto Wolff: Hatte "gutes Gespräch" mit Bottas

In den Wintermonaten verbrachte Bottas viel Zeit in seiner nordischen Heimat, um unter anderem bei der Arctic Lapland Rallye den Kopf freizubekommen. "Valtteri verbrachte zunächst einige Zeit mit seiner Familie in Finnland, aber er saß bei der Arctic Rallye schon bald wieder in einem Rennauto. Nach der Pause hatten wir ein gutes Gespräch", verrät Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Bottas befindet sich, laut dem Österreicher, in einer "guten" Verfassung. Klirrende Kälte und Schnee seien ein "großartiges Umfeld", um sich auf die kommenden Rennen vorzubereiten, ergänzt Bottas.


Fotos: Präsentation Mercedes W10


"Er konnte sich nach einer für ihn nicht immer einfachen Saison komplett erholen. Valtteri weiß, dass er die volle Unterstützung des Teams genießt, um erfolgreich sein zu können, und er kann es kaum noch erwarten, wieder hinter dem Steuer zu sitzen und seinen Kritikern zu zeigen, was er drauf hat", betont Wolff. Er freut sich bereits auf einen "harten Wettkampf" zwischen seinen beiden Piloten und dem Rest des Feldes.

"Werde dieses Jahr alles auf eine Karte setzen." Valtteri Bottas

"Ich werde dieses Jahr alles auf eine Karte setzen", gibt sich Bottas entschlossen am Rande der Mercedes-Präsentation. "Im Vorjahr gab es zeitweise recht viel Kritik, aber das war für mich etwas Positives, weil es mir einen zusätzlichen Schub gibt!", versucht er, optimistisch zu bleiben. Am Mittwoch wurde ihm die Ehre zuteil, den neuen Mercedes W10 zum ersten Mal in Silverstone auszufahren.

Hamilton: "Habe das Gefühl, dass 2019 noch besser wird"

Teamkollege Lewis Hamilton musste währenddessen zusehen. Der fünffache Weltmeister kommt aus einer entspannten Winterpause zurück: "Ich konnte eine Weile komplett abschalten und Abstand zum Rennsport gewinnen. Dabei habe ich versucht, mich auf mich selbst zu konzentrieren und hart für die neue Saison zu trainieren. 2018 war ein großartiges Jahr, aber ich habe das Gefühl, dass 2019 noch viel besser werden kann", tönt der Brite. Er möchte mehr erreichen und weiterhin pushen.


Fotostrecke: Präsentation Mercedes W10: Die besten Fotos

Der 34-Jährige startet 2019 in seine siebte Saison mit dem deutschen Team. 52 Siege und 57 Pole-Positionen konnte er bislang mit Mercedes einfahren. "Ich freue mich sehr auf den nächsten Abschnitt auf meiner gemeinsamen Reise mit Mercedes, in dem wir erreichen wollen, was noch niemandem zuvor gelungen ist", schickt er bereits eine kleine Kampfansage Richtung Konkurrenz. Mit dem sechsten WM-Titel in Serie könnte die Mannschaft tatsächlich einen neuen Rekord aufstellen.

"Es ist mein siebtes Jahr mit dem Team und die Energie sowie die Entschlossenheit innerhalb der Mannschaft sind wirklich inspirierend." Mit neuem Schwung begibt sich der Titelverteidiger in das neue Jahr. "Ein neues Auto zu fahren ist wie jemanden zum ersten Mal kennenzulernen - du möchtest so schnell wie möglich alles darüber erfahren, bevor ihr euch auf die gemeinsame Reise begebt."

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