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Blaues Auge: Gasly verliert trotz missglücktem VSC-Poker keinen Platz
AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly bügelt auf der Rennstrecke im Olympiapark von Sotschi den Strategiefehler seiner Mannschaft wieder aus - Daniil Kwjat zufrieden auf P8
(Motorsport-Total.com) - AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly versuchte es im Grand Prix von Russland mit einer Zweistoppstrategie. Er wollte den Vorteil des Virtuellen Safety-Car (VSC) ausnützen, sein Poker ging jedoch nicht auf. Am Ende kann er sich über Platz neun freuen. (F1 2020 live im Paddock-Ticker!)
© Motorsport Images
Pierre Gasly wird mit zwei Stopps noch Neunter Zoom
"Ja, das war ein Risiko", muss der Franzose nach dem Rennen angesprochen auf seinen zweiten Boxenstopp zugeben. Bis zur 42. Rennrunde lag er solide auf dem neunten Rang. Seinen ersten Reifenwechsel absolvierte er in Runde 18 (von Soft auf Hart). Im Mittelstint musste er sich im Verkehr erst wieder in die Top 10 arbeiten.
"Besonders der Start des Rennens war gut, ich lag vor Charles. Wenn ich mir jetzt anschaue, wo er gelandet ist, dann denke ich, haben wir im Mittelteil des Rennens zu viel Zeit verloren durch die Zweikämpfe", analysiert der Monza-Sieger. "Generell war unsere Pace ziemlich gut." Daher hat er sich ein wenig mehr erhofft.
Gasly: "Hatte mich auf Duell um Platz 7 gefreut"
Sein Team glaubte in Runde 42 eine Chance für einen zweiten Boxenstopp zu erkennen, als die Rennleitung das VSC wegen Arbeiten an der Strecke einsetzte. Zu jenem Zeitpunkt befand sich Gasly in Kurve 13 - drei Ecken von der Boxengassen-Einfahrt entfernt. "Stoppen wir jetzt?", fragte er bei seinem Renningenieur nach, der bejahte.
Bevor er allerdings überhaupt an seinem Standplatz für den Stopp angekommen war, wurde das VSC wieder aufgehoben. "Hätte die Phase nur ein wenig länger gedauert, hätte es sich bezahlt gemacht", glaubt Gasly im Nachhinein. "Aber sobald ich reingefahren war, ging es wieder auf Grün."
Das Timing sei "unglücklich" gewesen, gibt er zu. Durch den Stopp wurde er auf Platz elf zurückgeworfen. Auf frischen Medium-Reifen griff er in den letzten zehn Runden Alexander Albon und Lando Norris vor ihm an. "Lass uns das zurückholen, was wir verdienen", funkte sein Renningenieur.
In einem spannenden Duell der drei Nachwuchshoffnungen konnte sich Gasly mit zwei sehenswerten Manövern durchsetzen. Red-Bull-Rivalen Albon schnappte er sich am Ausgang von Kurve 12, McLaren-Fahrer Norris eine Runde später in Kurve 2.
"Das Auto fühlte sich gut an, da wäre heute mehr drin gewesen." Gasly gibt zu, über Rang neun ein wenig enttäuscht zu sein. "Ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Pace des Autos besser war. Als ich an Kimi im zweiten Stint vorbei war, konnte ich schnell auf Daniel und Ocon aufholen. Ich hatte mich schon auf ein schönes Duell in den letzten Runden um Rang sieben gefreut."
Mit zwei Stopps reiht er sich 21 Sekunden hinter seinem Teamkollege Daniil Kwjat ein. Der Russe wurde beim Heimspiel Achter. "Ehrlich gesagt bin ich sehr glücklich. Das war ein hartes Rennen, ich musste pushen, was ich natürlich gerne mache. Ich hatte einen tollen ersten Stint, war sehr stark unterwegs."
Chefingenieur: "Hätten Pierre früher stoppen sollen"
Kwjat ging von Startplatz elf ins Rennen, konnte nach der Safety-Car-Phase schnell Plätze aufholen und landete vor seinem ersten Stopp durch die Reifenwechsel der Konkurrenz auf Zwischenrang vier. In Runde 30 steuerte er auf gebrauchten harten Reifen die Box an, mit neuen Mediums nahm er seinen zweiten Stint in Angriff.
"Wir konnten die Strategie umsetzen, das macht mich glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis und meiner Leistung. Wir haben einen guten Job gemacht und ein paar Punkte für das Team geholt." Mit sechs weiteren Zählern liegt AlphaTauri nun auf WM-Platz sieben - 15 Punkte hinter Ferrari.
"Leider hat Ferrari heute mehr Punkte gemacht", bedauert Kwjat zwar, dennoch ist er mit seinem Sonntag zufrieden. "Die Pace war da. Hoffentlich können wir so weitermachen, denn ich fühle mich nun mit jedem Rennen wohler im Auto."
Mit den Rängen acht und neun ist auch die Teamführung grundsätzlich zufrieden. "Aber wir hatten das Gefühl, dass unsere Pace zu einem besseren Ergebnis gereicht hätte. Schon vor dem Rennen haben wir erwartet, dass der Start in den Top 10 auf dem Soft ein Nachteil sein würde, genau das haben wir bei Pierre gesehen", schildert Jonathan Eddolls, der Chefingenieur.
Dadurch musste Gasly früher an die Box geholt werden für seinen ersten Stopp, wodurch er im Verkehr wieder auf die Strecke zurückkam. "Zu jenem Zeitpunkt waren die Reifen noch gut, aber plötzlich fallen sie ab. Im Nachhinein betrachtet wäre es wohl klüger gewesen, ihn schon ein paar Runden früher reinzuholen."
Das hätte aber wohl das Endergebnis nicht verändert. "Dann kam das Virtuelle Safety-Car raus, das bedeutete einen freien Stopp für frische Reifen. Das VSC endete aber deutlich schneller als erwartet, was unser Leben ein wenig erschwerte. Pierre hat aber einen tollen Job gemacht, indem er die beiden Positionen wieder aufgeholt hat."
Tost: "Hätten mehr rausholen können"
Auch mit der Pace von Kwjat war der Chefingenieur zufrieden: "Das Auto hatte eine fantastische Pace, speziell im ersten Stint bei freier Fahrt, wo er wirklich schnell war. Nach dem Stopp kam er hinter Ocon raus, leider war der schneller im letzten Sektor. Daher konnten wir nicht nahe genug ranfahren."
"Unser Rennen war moderat", fasst Teamchef Franz Tost den Russland-Grand-Prix aus seiner Sicht zusammen. "Ich denke, wir hätten noch mehr rausholen können." Mit 45 Zählern liegt Gasly aktuell als besser platzierter AlphaTauri-Pilot auf Platz zehn in der Fahrer-WM, Kwjat mit 14 Punkten auf Platz 14.
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