Radaufhängungs-Streit: Wie sich die FIA-Richtlinie auswirkt
Warum die neue FIA-Richtlinie im Aufhängungsstreit nicht nur für Klarheit sorgt, wie die Überprüfungen ablaufen und welche Auswirkungen ein mögliches Verbot hätte
(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat auf Drängen von Ferrari das Aufhängungsreglement klargestellt. Damit soll verhindert werden, dass manche Teams vernetzte Fahrwerke einsetzen, die vorwiegend die Aerodynamik des Boliden verbessern sollen. Doch hat das etwas gebracht? "Das macht die Sache definitiv klarer", findet Toro-Rosso-Technikchef James Key.
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Noch setzt Toro Rosso auf ein konservatives Fahrwerkssystem Zoom
Laut dem Briten versuche jedes Team, die Gratwanderung so gut wie möglich hinzukriegen, die Aufhängung auch aerodynamisch effektiv einzusetzen, aber nicht dem Reglement zu widersprechen. "Und da es sich um so ein komplexes Thema handelt, gibt es natürlich Grauzonen. Die Klarstellung hat die Grenzen etwas klarer abgesteckt."
Das sehen nicht alle so wie Key. Vor allem die Vorgabe, es dürfe keine direkte Verbindung zwischen den Fahrwerks-Elementen geben, die Rollsteifigkeit und Rollverhalten kontrollieren, sorgt bei manchen Teams für Unmut. "Die sind bei jedem Auto verbunden", argumentiert Force-India-Technikchef Andy Green gegenüber 'auto motor und sport'. Die FIA entgegnet aber, dass das nur gelte, sollte die Aufhängung Zwecke erfüllen, die eigentlich nicht ihre Aufgabe sind.
Übernimmt Toro Rosso die Red-Bull-Aufhängung?
Die Regelhüter haben bereits bei den Barcelona-Tests damit begonnen, die unterschiedlichen Systeme unter die Lupe zu nehmen. Vor allem Mercedes und Red Bull stehen im Verdacht, der Konkurrenz in Sachen Fahrwerk einen Schritt voraus zu sein, doch beide Teams beteuern, dass ihre Aufhängungen von der FIA als legal befunden wurden. Ein namentlich nicht genanntes Team wurde hingegen gebeten umzubauen.
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Theoretisch dürfte Toro Rosso die Aufhängung bei Red Bull beziehen Zoom
Auch Toro Rosso scheint nicht gemeint zu sein. Key beschreibt, wie die Kommunikation mit den Regelhütern läuft: "Wir wurden von der FIA gefragt, was wir am Auto haben und wie unsere Pläne aussehen. Wir haben sie daraufhin um Klarstellung gebeten, ob sie mit dem zufrieden sind, was wir machen."
Auch die kleine Truppe aus Faenza hat die Aufhängung längst als Entwicklungsbereich erkannt. "Wir arbeiten derzeit an vielen neuen Teilen", erklärt Key. "Sieben davon stehen in Verbindung mit der Radaufhängung, also wollen wir mit der FIA wirklich vorher klären, ob das in Ordnung geht." Theoretisch könnte man sogar das Red-Bull-System übernehmen, doch wegen der neuen Regeln sei eine Abstimmung zwischen den beiden Teams nicht so einfach gewesen. "Aber ab 2018, wenn das Reglement bereits ein Jahr lang stabil ist, könnte das möglich sein", meint der Toro-Rosso-Technikchef.
Welche Auswirkungen ein Verbot hätte
Die Mannschaft von Carlos Sainz und Daniil Kwjat verwendet zwar eine innovative Vorderradaufhängung, auf "spezielle Tricks" setze man allerdings nicht. "Wir verwenden ein Standard-System", sagt Key. Man würde also nichts verlieren, wenn es zu einem Verbot kommen würde.
Doch würde das andere Team hart treffen oder wären diese mit einem konservativen Aufhängungssystem genauso konkurrenzfähig? "Das hängt auch davon ab, ob man das Auto um dieses System designt hat", erklärt Key. "Das würde einen dann schon treffen. Wenn es nur eine Zusatzvorrichtung ist, dann wäre es nicht so schlimm."