"Wackelflügel": Whiting nimmt Red Bull in Schutz
Seit Sebastian Vettels Boxenstopp in Abu Dhabi schaut die Konkurrenz ganz genau auf den Frontflügel von Red Bull, die FIA sieht aber kein Problem
(Motorsport-Total.com) - Was früher die "Flexiwings" waren, ist dieses Jahr der "Wackelflügel" von Red Bull. Stardesigner Adrian Newey ist offensichtlich auf ein Schlupfloch im Reglement gestoßen, sodass sich der Frontflügel des RB8 nicht in sich verbiegt, um auf den Geraden weniger Luftwiderstand zu generieren, sondern unter Belastung komplett über die Horizontalachse nach hinten kippt.
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In Abu Dhabi schauten die Teams ganz genau auf Red Bulls neuen Frontflügel Zoom
Die Konkurrenz hat den Technischen Delegierten der FIA, Charlie Whiting, inzwischen auf ein Video aufmerksam gemacht, das in Abu Dhabi bei Vettels Wechsel der Frontpartie an der Box entstanden ist. "Charlie sieht sich die Sache an", bestätigt McLaren-Technikchef Paddy Lowe. "Es ist schwierig für uns, irgendetwas aus der Distanz zu machen, denn wir haben nicht mehr als dieses Video, das uns viele Leute immer wieder schicken."
Lowe erklärt, dass ein solches Phänomen bei McLaren nicht auftreten könnte, und hütet sich davor, Red Bull konkret einen Regelverstoß zu unterstellen. Aber: "Ich weiß, dass Charlie darauf aufmerksam gemacht wurde, und ich weiß, dass es eine Änderung geben wird, wenn es nicht akzeptabel ist", meint er im Hinblick auf 2013. "Abgesehen von einer allgemeinen Verbesserung des Anpressdrucks" bringe der "Wackelflügel" ohnehin "nichts Spezielles".
Zudem nimmt Whiting Red Bull ausdrücklich in Schutz: "Wenn die Kameras bei einem anderen Auto an der gleichen Stelle montiert gewesen wären, hätte das Bild wahrscheinlich ähnlich ausgesehen", glaubt der FIA-Chefinspektor. "Das Red-Bull-Auto ist in dem Bereich nicht flexibler als irgendein anderes Auto. Es war ein merkwürdiges Phänomen, das zu sehen niemand erwartet hatte, aber es gibt eine absolut logische Erklärung dafür."
Trotzdem reagiert die FIA und führt für nächstes Jahr einen neuen Test ein. Statt den Frontflügel wie bisher nur an einem Punkt zu belasten, wird das Gewicht ab 2013 an zwei Punkten angesetzt - einmal vor und einmal hinter der fraglichen Horizontalachse. "Was derzeit ein Test ist, werden in Zukunft zwei Tests sein", nickt Lowe. "Der vordere und der hintere Teil des Flügels werden überprüft, damit kein Spiel im Hinblick auf Drehung und Flexibilität entstehen kann."
Das könnte für den Designprozess der 2013er-Autos "durchaus" etwas ändern, vermutet der Brite und sieht eine neue technische Herausforderung auf die Ingenieure zukommen: "Es könnte in Wahrheit sehr schwierig werden, einen Flügel zu bauen, der diese Tests besteht, selbst wenn man kein Spiel hat. Es ist nämlich eine ziemliche Herausforderung, eine Struktur zu bauen, die so steif ist", gibt Lowe zu Protokoll.