• 12.10.2012 08:12

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Whitmarsh: "Amerika braucht uns nicht"

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh plädiert für einen Fünfjahres-Plan in den USA, damit die Formel 1 dort erst zum Thema und dann etabliert werden kann

(Motorsport-Total.com) - Formel 1 in den Vereinigten Staaten. Das war in der jüngeren Vergangenheit alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Denn es gelang der Meisterschaft trotz eines Grand Prix in Indianapolis nicht, in den USA wirklich Fuß zu fassen. Vielmehr zog sich die Formel 1 nach einigen Saisons wieder aus dem nordamerikanischen Land zurück, um in diesem Jahr einen neuen Versuch zu starten.

Titel-Bild zur News: USA-Flagge

Formel 1 unter dem Sternenbanner: Im November gastiert man erstmals in Austin

Schauplatz für das USA-Comeback der Rennserie ist aber nicht etwa ein bestehender Kurs wie der "Nudeltopf" von Indianapolis, sondern der brandneue Circuit of The Americas bei Austin in Texas. Dort will die Formel 1 die Grundlagen für eine erfolgreiche Präsenz in den Vereinigten Staaten schaffen. Was laut McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh allerdings keine einfache Aufgabe darstellen wird.

Der Brite bringt es auf den Punkt: "Amerika ist wichtig für uns, aber Amerika braucht uns nicht. Das muss uns klar sein", sagt Whitmarsh vor dem ersten Formel-1-Rennen in Austin. Deshalb sollte die Meisterschaft erst einmal zurückhaltend agieren. "Im Wissen, dass wir in der Vergangenheit nicht die beste Arbeit für die Formel 1 geleistet haben." Dies habe jedoch verschiedene Ursachen gehabt.

Vor allem mit dem "Reifenfiasko" in Indianapolis 2005 habe man sich nicht viele Freunde gemacht, meint Whitmarsh. Außerdem habe man bisher zu viele verschiedene Schauplätze gehabt und sei zu inkonstant aufgetreten. "Wenn wir jetzt antreten, brauchen wir ein ordentliches Fünfjahres-Programm, das sich darauf konzentriert, die Menschen zu begeistern", erklärt der Teamchef von McLaren.

"Je mehr man über unseren Sport weiß und je besser man ihn versteht, desto großartiger ist er. Wenn man im ersten Jahr hinkommt und erwartet, dass das alle intus haben, liegt man daneben. Wir müssen hart daran arbeiten - vielleicht härter als in jedem anderen Markt", meint Whitmarsh. Einfach aus dem Grund, dass in den USA nur eine geringe Fanbasis bestehe, die es weiter auszubauen gelte.

In Europa, in Südamerika und in Teilen von Asien gebe es bereits eine gewisse Fangemeinde. "Da fällt es uns leicht", sagt Whitmarsh und merkt an: "In Amerika haben sie viele tolle Sportarten, viele Unterhaltungsmöglichkeiten. Es wird ein paar Jahre dauern, bis der Funke wirklich überspringt, aber die Faszination für das Auto ist in Amerika vorhanden. Die Formel 1 ist ein fantastischer Sport für sie."


Fotos: Baufortschritt am Circuit of The Americas


Genau dies will man in Austin noch einmal unterstreichen. "Ich selbst war noch nie dort, aber jeder, der mir davon erzählt, beschreibt sie als pulsierende, junge Stadt", meint der McLaren-Teamchef. "Das sollte gut sein." Jenson Button pflichtet Whitmarsh in diesem Punkt bei. "Genau das brauchen wir: junge Fans für den Sport. In Austin zu fahren, ist großartig, denn es ist eine sehr junge Stadt."

Dass eigens für die Formel 1 ein Rennplatz errichtet wurde, begrüßt Button ebenfalls. "Ich finde es gut, dass wir jetzt eine spezielle Strecke für die Formel 1 haben. In Indianapolis mussten wir gegen IndyCar und NASCAR um die gleichen Fans kämpfen. Und das halte ich für sehr schwierig", meint der Ex-Champion und fügt hinzu: "Wir alle sind sehr gespannt darauf, wieder in die Staaten zu reisen."

Vor allem, wie Lewis Hamilton ergänzt, weil man den Circuit of The Americas bisher nur aus einer virtuellen Umgebung kenne. "Die Strecke sieht fantastisch aus", sagt Hamilton. "Zumindest auf dem Computer hat man den Eindruck, dass dort ganze Arbeit geleistet wurde. Und es ist großartig, wieder in die Vereinigten Staaten zurückzukehren. Es ist sicherlich ein wichtiger Markt für die Formel 1."

"Es gibt dort so viele Menschen, die wir zur Formel 1 bringen und denen wir zeigen müssen, dass unsere Rennen besser sind als viele von denen, die sie sich sonst anschauen", meint Hamilton, während Whitmarsh auf einen raschen Ausbau der USA-Präsenz hofft: "Hoffentlich kommt New Jersey zustande, damit wir mindestens zwei Rennen in den Staaten haben." Man wird sehen.