Vettel: "Ich sehe mich als Torjäger"
Sebastian Vettel und die Parallelen zwischen Formel 1 und Fußball: "Das Paket muss stimmen, damit am Ende der Pokal gewonnen werden kann"
(Motorsport-Total.com) - In der Boxengasse gibt es nicht nur netten Motorensound, den Geruch von Gummi, die Vibrationen von Formel-1-Power. Hier und da rollt manchmal ein Fußball. Viele der Starpiloten sind Fußballfans. In der "Nazionale Piloti" treten die Vollgasartisten in Stadien an, spielen für den guten Zweck. Michael Schumacher ist für seine Fußball-Leidenschaft bekannt, Sebastian Vettel geht es kaum anders.
© xpb.cc
Sieht so aus, als würde Sebastian Vettel einen Holländer stehen lassen
Der Weg vom schnellen Boliden zum runden Leder sei ohnehin nicht weit, sagt der Red-Bull-Pilot: "Es gibt durchaus Ähnlichkeiten. Ein guter Fahrer in einem schlechten Auto kann keine Rennen gewinnen, eine Meisterschaft schon gar nicht. Wie im Fußball muss das ganze Paket stimmen, damit am Ende der Pokal oder die Schale gewonnen werden kann." Die Formel 1 sei mit vielen Technikern und Fachleuten im Hintergrund auch eine Mannschaftssportart.#w1#
"Auf der Strecke sehe ich mich als Torjäger in Form des Elfmeterschützen", sagt Vettel im 'Bundesliga Magazin'. Und weiter: "Das Team hat diese große Chance durch Training und starkes Spiel gemeinsam herausgeholt. Aber ich bin dann derjenige, der den Elfmeter verwandeln muss." Vettel ist im Spiel Formel 1 allerdings nicht auf eine Position festgelegt, sondern kann überall eingesetzt werden: Tor, Abwehr, Mittelfeld, Angriff.
"Es gibt Situationen für die Rolle eines Spielführers, der auch noch mit Autorität ausgestattet ist. Zum Beispiel, wenn es nicht so gut läuft und auch mal auf den Tisch gehauen werden muss", gibt Vettel einen Einblick in das Red-Bull-Leben. "Und manchmal ist man auch der Torwart, der versucht, von hinten das Spiel zu dirigieren. Unser Vorteil ist, dass bei uns vieles hinter verschlossenen Türen passiert. Denn ich kann auch schon mal heftig werden."
¿pbvin|512|2515||0|1pb¿Vettel kann in solchen Situation auch schon mal die verbale Blutgrätsche auspacken, ohne jedoch verletzend zu sein. Das fußballerische Hand- oder Fußwerkszeug lernte der Heppenheimer im Alter von sechs Jahren. "Aber ich war wohl nicht gut genug. Außerdem begann für mich zu dieser Zeit schon das intensivere Kartfahren. Später, ich glaube in der B-Jugend, hatte ich noch mal einen Spielerpass bei der TSV Hambach, einem Vorort von Heppenheim. Heute spiele ich in meiner Freizeit aber so oft es geht."
Wenn zwischen Trainingssession und Medientermin ausreichend Zeit ist, holt Red Bull auch mal die Kugel heraus. Dabei spielt Vettel oft gegen Kollegen aus Österreich. "Bei dem Spiel stehe ich ganz klar zu Deutschland", so der Youngster, der als klarer Verfechter des Videobeweises auftritt. "Den zweiten Platz gönne ich den Österreichern. Aber nur den zweiten." Voraussichtlich wird sich schon bald auch Michael Schumacher wieder am Straßenfußball im Fahrerlager beteiligen.
© xpb.cc
Auch Michael Schumacher tritt gut und gerne gegen die Kugel Zoom
"Michael hat viel, viel mehr Erfahrung als ich. War er nicht schon live 1954 in Bern dabei?", scherzt Vettel in seiner typischen Art. "Machen wir uns nichts vor: Hätten wir beide genug Talent gehabt, würden wir jetzt nicht mit unseren Rennautos um die Ecken fahren." In den Profibereich haben es andere geschafft. Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Lukas Podolski zum Beispiel, die allesamt in Vettels Traumelf auftauchen.
Der junge Red-Bull-Star geht sogar ab und zu ins Stadion. Für Eintracht Frankfurt schlägt sein Herz. "Zuletzt war ich beim Derby gegen Mainz. Das ist wie Arsenal und Chelsea, nur halt ein bisschen kleiner", sagt Vettel, der die teuren Logen meidet und in den Fanblock geht. "In der Halbzeit stelle ich mich auch gerne in die Reihe, um eine Currywurst zu holen - wie alle anderen auch. An diesem Tag haben wir gewonnen und so trat ich sehr glücklich die Rückreise an. Um das geht es mir beim Sport."