Schumacher: "War neugierig, ob ich eingerostet bin"
Während die Tifosi von einem Comeback Michael Schumachers träumen, gibt der Ferrari-Pilot immerhin zu, dass er das Fahren "ein wenig vermisst" hat
(Motorsport-Total.com) - Als Michael Schumacher nach seinem sensationellen Kurz-Comeback entspannt und mit strahlendem Gesicht über seine Eindrücke plauderte, war fast alles wie früher. Kamera-Teams, Fotografen und Journalisten bildeten eine große Menschentraube in Barcelona, wo sich der Rekord-Weltmeister 387 Tage nach seinem letzten Formel-1-Rennen bei seinen ersten offiziellen Testfahrten für Ferrari standesgemäß mit der Bestzeit zurückgemeldet hatte.
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Wie in alten Zeiten: Michael Schumacher im Gespräch mit einem Ingenieur
"Bevor ich ins Auto stieg, war ich wirklich etwas nervös", gab Schumacher nach seiner Rückkehr in die "rote Göttin" zu: "Aber das hat sich dann schnell gelegt. Ich war neugierig, wie sehr ich eingerostet bin." Nicht sonderlich, wie die Rundenzeiten des 38-Jährigen zeigten.#w1#
"Es hat super Spaß gemacht. Nach zwei Runden war ich wieder drin, das war kein Problem. Ein bisschen gefehlt hat mir das Fahren schon", räumte Schumacher ein, aber an die generelle Rückkehr in die Königsklasse denkt er nicht: "Das steht überhaupt nicht zur Diskussion. Wir haben doch genug gute deutsche Fahrer."
In Italien hatten die Tifosi nach Schumachers Gala-Vorstellung am Dienstag bereits vom Comeback des siebenmaligen Weltmeisters geträumt. Die Gazetten im Ferrari-Land überschlugen sich mit Lobeshymnen für den schnellsten "Früh-Rentner" der Welt.
"Er ist wie ein König auf die Rennstrecke zurückgekehrt", titelte die 'Gazzetta dello Sport'. "Er ist kein Rentner, er ist immer noch der alte Meister", schrieb 'Tuttosport': "Er ist immer noch Kaiser Schumi. Für ihn vergeht die Zeit nicht, weil er die Zeit besiegt." Und nicht nur die 'La Repubblica' stellte die Frage nach einem "echten" Comeback: "Er hat nicht das Image eines Rentners, sondern eines Meisters, der der Formel 1 noch viel geben könnte."
Für Schumacher waren die beiden Testtage in Barcelona, wo er sechs seiner insgesamt 91 GP-Siege geholt hat, aber neben Spaß vor allem "Amtshilfe" für Ferrari. Da er im Gegensatz zu Weltmeister Kimi Räikkönen und Felipe Massa aus früheren Tagen Erfahrung mit Formel-1-Autos ohne Traktionskontrolle hat, stieg der heutige Ferrari-Berater wieder ins Cockpit.
Ab der kommenden Saison sind solche elektronischen Hilfen in der Königsklasse wieder verboten, und nicht nur für Ferrari begann in Barcelona mit den ersten Tests die neue "alte" Zeit. "Ich glaube, dass ich dem Team einen guten Input geben konnte. Insofern hat es gut zusammengepasst: meine Freude am Fahren und die Hilfe fürs Team", sagte der Kerpener.
"Das Gefühl für das Auto ohne Traktionskontrolle ist tatsächlich schlechter als 2000, denn nun haben wir andere Motoren", so der Deutsche gegenüber 'GPUpdate.net'. "Davor hatte man die Zehnzylinder und mit diesem Motor konnte man mit den Gängen spielen, was nun unmöglich ist. Am schwierigsten sind die langsamen Kurven."
Der 38-Jährige erwartet, dass die Rennen kommendes Jahr nicht nur für die Fahrer, sondern auch für die Fans ohne Traktionskontrolle spannender sein werden: "Die Rennen können nur spektakulärer sein, aber das kann für das Team zu einem kleinen Vorteil werden, so wie wir das jetzt gesehen haben. Ich gehe davon aus, dass dieselben Top-Teams weiterhin die Rennen gewinnen werden."
Wie konkurrenzfähig Schumacher noch ist, erfreute alte Kollegen und Weggefährten. "Dass er es nach einem Jahr noch hundertprozentig kann, überrascht mich nicht", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Er ist immer noch der schnellste Fahrer der Welt. Es war, als wäre er einen Tag weg gewesen und nicht ein Jahr", sagte Ferrari-Testpilot Luca Badoer, seit Jahren ein guter Kumpel des Kerpeners. Auch Formel-1-Neuling Roldan Rodriguez war beeindruckt: "Ich bin ein paar Mal auf ihn getroffen und habe versucht, ihm zu folgen, aber ich hatte keine Chance."
Und selbst der schottische Red-Bull-Pilot David Coulthard - in früheren Jahren nicht gerade ein Freund Schumachers - hatte nur Lob parat. "Wer an Michaels Qualitäten auch nur eine Minute gezweifelt hatte, der ist nicht von dieser Welt. Er hat nichts verloren und würde in der Formel 1 sofort wieder ganz nach vorne fahren", sagte "DC" der 'Bild'-Zeitung und verglich Schumacher sogar mit Ex-Beatle Paul McCartney. Der habe "auch nie verlernt, gute Musik zu machen. Michael wird nie verlernen, verdammt schnell Auto zu fahren".
Coulthard empfahl Schumacher sogar - wie zuvor schon einmal Williams-Mitbesitzer Patrick Head - seinem Ex-Team McLaren-Mercedes als Nachfolger von Fernando Alonso. Das hatte Schumachers Manager Willi Weber aber schon vor geraumer Zeit als "völlig absurd und abwegig" bezeichnet. Wenn es wirklich ein Comeback gäbe, wonach es nicht aussähe, sagte Weber dem 'sid', dann nur bei Ferrari. Mit den Testfahrten erfülle man derzeit lediglich den Vertrag mit Ferrari.