• 10.10.2024 12:01

  • von Juan Felipe Munoz

Motor1 Numbers: Wie sieht die Zukunft von Seat aus?

Trotz der PR-Kampagnen und aller Beteuerungen zeigen die Fakten, dass die Marke Seat weiter an Glanz verliert

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Vor einem Jahr, Anfang September 2023, teilte VW-Markenchef Thomas Schäfer der Presse auf der Münchener IAA mit, dass Seat den Verkauf von Autos einstellen wird, sobald der Lebenszyklus der aktuellen Baureihen beendet ist. Diese sehr wichtige Nachricht wurde sofort von vielen Analysten, Journalisten und Autoenthusiasten auf der ganzen Welt kommentiert.

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Das Aus für Seat, die 1950 gegründete spanische Automarke? Die unmittelbare Reaktion des Unternehmens auf diese Äußerungen bestand darin, zu erklären, dass die Marke eine neue Rolle innerhalb des Volkswagen-Konzerns einnehmen und überleben werde, indem sie sich von der traditionellen Automobilproduktion wegbewege und zu einem Mobilitätsunternehmen werde.

Was ist seither geschehen?

Trotz der PR-Kampagne und der Erklärungen zeigen die Fakten, dass die Marke Seat innerhalb des deutschen Konzerns weiter an Glanz verliert. Im vergangenen Jahr wurden keine neuen Autos vorgestellt, zuletzt der Seat Leon im Januar 2020. Das älteste Modell im Programm ist der Ateca, der im März 2016 präsentiert wurde, gefolgt vom Ibiza im Januar 2017, dem Arona im Juni 2017 und dem Tarraco im September 2018.

Obwohl es nichts Neues von der spanischen Marke gibt, waren die Verkäufe in diesem Jahr recht gut. Laut Daten von JATO Dynamics und anderen Quellen hat Seat zwischen Januar und August 2024 rund 220.000 Neuwagen verkauft, was einem Anstieg von 12 Prozent gegenüber den ersten acht Monaten des vergangenen Jahres entspricht.

Dies ist kein schlechtes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass die europäische Industrie schwierige Zeiten durchlebt. Hinzu kommt, dass Seat im Gegensatz zu den anderen Marken des Volkswagen-Konzerns kein Elektroauto im Programm hat und daher nicht von den rückläufigen Verkaufszahlen dieser Fahrzeuge betroffen ist. Im vergangenen Jahr lieferte Seat 288.500 Fahrzeuge aus, was einem Wachstum von 24 Prozent gegenüber 2022 entspricht.


Fotostrecke: Seat Leon (2024)

In Anbetracht dieser zweistelligen Wachstumsraten könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Marke eine Zukunft hat. Schließlich ist der Verkauf von rund 300.000 Fahrzeugen pro Jahr keine Kleinigkeit. Andere Mainstream-Marken wie Dodge oder Chrysler haben weniger verkauft.

Cupra wächst schneller

Das Hauptproblem für die Zukunft von Seat scheint Cupra zu sein. Obwohl diese Marke zum selben Teilkonzern innerhalb von Volkswagen gehört, entwickelt sich Cupra zum natürlichen Nachfolger von Seat.

Zwischen 2020, als Seat die Einführung neuer Autos einstellte, und heute hat Cupra drei Serienfahrzeuge auf den Markt gebracht: den Born im Mai 2021, den Tavascan im April 2023 und den Terramar im vergangenen Monat. Hinzu kommen der Leon, der Ateca und der Formentor, sodass die Cupra-Palette sieben Modelle umfasst (wenn man die Karosserietypen des Leon aufteilt), während es bei Seat sechs sind.

Es ist klar, dass der Konzern mehr in Cupra investiert. Aus welchem Grund? Der durchschnittliche Verkaufspreis eines Cupra lag in Deutschland im August 2024 um 43 Prozent höher als der eines Seat. Ein Cupra Ateca kostet im Schnitt 33 Prozent mehr als sein Seat-Zwilling; der Cupra Leon kostet 29 Prozent mehr als der Seat Leon. Dabei haben sie fast alles gemeinsam und ihre Produktionskosten sind fast gleich. Warum also nicht die Marke fördern, die am meisten Geld einbringt?

Preisvergleich der Modelle

Leon
Cupra: 43.950 Euro
Seat: 34.064 Euro

Ateca
Cupra: 50.076 Euro
Seat: 37.743 Euro

Durchschnittspreis der gesamten Produktpalette
Cupra: 48.227 Euro
Seat: 33.663 Euro

Quelle: JATO

Der Autor des Artikels, Felipe Munoz, ist Spezialist für die Automobilindustrie bei JATODynamics.

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