• 11.06.2020 09:39

  • von Stefan Leichsenring

Klimapaket: Doppelt so hohe Kfz-Steuer für schwere SUVs ab 2021?

Ab 2021 soll die CO2-Komponente der Kfz-Steuer steigen: Ein Gesetzentwurf deutet nun auf deutlich höhere Kosten für schwere SUVs hin

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Kfz-Steuer soll ab dem nächsten Jahr eine deutlich stärkere CO2-Komponente bekommen. Für Autos, die ab dem 1. Januar 2021 neu angemeldet werden, sollen die entsprechenden Steuern ab 95 Gramm pro Kilometer stufenweise steigen. In welchen Stufen und um wie viel, war bisher nicht bekannt.

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Auspuff (Doppelrohr) Zoom

FAZ.net berichtete nun über einen bislang nicht veröffentlichten Entwurf aus dem Finanzministerium, der erste Hinweise gibt. Nach unseren Berechnungen könnten die vorgeschlagenen Regelungen für schwere SUVs zu einer Verdopplung der Steuer führen.

Die Kfz-Steuer wird bisher und auch in Zukunft aus dem Hubraum sowie aus den CO2-Emissionen berechnet. Der zweite Teil machte bisher deutlich weniger aus. Bei Benzinern wurden ab einer Grenze von 120 Gramm pro gefahrenem Kilometer zwei Euro pro Gramm fällig, bei Dieseln sogar 9,50 Euro. 

Um die Lenkungswirkung dieser Komponente zu erhöhen, soll ihre Bedeutung künftig steigen. Dazu werden nach dem Referentenentwurf mehrere Stufen eingeführt:

bis 115 Gramm: 2 Euro Aufschlag für Benziner wie bisher
bis 135 Gramm: 2,20 Euro
bis 155 Gramm: 2,50 Euro
bis 175 Gramm: 2,90 Euro
bis 195 Gramm: 3,40 Euro
ab 195 Gramm: 4,00 Euro

Wie genau die Regelung sein wird, geht aus den Angaben bei FAZ.net allerdings nicht hervor. Doch man kann es sich aus den bisherigen Regelungen und den schon veröffentlichten Plänen erschließen.

Danach geht die schwarzrote Regierungskoalition vom EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm pro gefahrenem Kilometer aus. Dieser Wert soll offenbar künftig die 120-Gramm-Grenze ersetzen. Das hieße, dass schon ab einer niedrigeren Grenze für jedes Gramm CO2 ein Aufschlag gezahlt werden müsste. Dazu kommt, dass nicht mehr einheitlich zwei Euro pro Gramm verlangt werden, sondern je nach Ausstoß auch mehr - bis zu vier Euro pro Gramm.

Falls dieser Entwurf durchgeht und unsere Schlussfolgerungen stimmen, dann ergäbe sich für schwere SUVs und Sportwagen mit Benzinmotor eine Verdoppelung der bisherigen Kfz-Steuer. Wir haben es anhand des VW Touareg 3.0 V6 TSI durchgerechnet.

Die Hubraumkomponente bleibt unverändert. Sie errechnet sich aus den 2.995 ccm des V6-Benziners. Dabei kosten alle angefangenen 100 ccm jeweils zwei Euro, hier also 30 mal 2 gleich 60 Euro.

Zur Hubraumkomponente kommt die CO2-Komponente, bei der man von den Emissionen im WLTP-Zyklus ausgeht, nicht nach den in den Preislisten angegebenen NEFZ-Wert. Im Fall von VW sind die offiziellen WLTP-Werte im Internet aber leicht zu finden. Bei unserem Touareg-Modell liegt die WLTP-Emission danach bei 254 bis 232 Gramm. Wir gehen vom niedrigeren Wert aus.

Bisher zahlte man bis 120 Gramm nichts, für die restlichen 134 Gramm unseres Touareg wurden pro Gramm zwei Euro verlangt, also insgesamt 268 Euro. Zusammen mit der Hubraumkomponente ergaben sich so 328 Euro.

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Künftig bleiben offenbar nur die ersten 95 Gramm steuerfrei, danach zahlt man nach dem Entwurf 4 Euro pro Gramm, da der Touareg über 195 Gramm liegt. Das heißt, für die 159 Gramm über der steuerfreien Grenze sind insgesamt 636 Euro zu zahlen, mit der Hubraumkomponente also 696 Euro. Das wäre locker eine Verdopplung der bisherigen Steuer - zumindest, wenn unsere Vermutung stimmt und der Entwurf so durchgeht.

Da die neue Steuer erst ab 1. Januar gelten soll, würde das bedenkliche Anreize setzen: Wer sich noch dieses Jahr für ein Fahrzeug mit hohen CO2-Werten entschließt, müsste für das gesamte Autoleben noch die alte, niedrige Steuer zahlen. Also noch schnell einen Stinker kaufen? Die Regierungskoalition sollte sich überlegen, ob sie wirklich dieses Motto ausgeben will.

Quelle: FAZ.net via

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