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Interview: Wolfgang Dürheimer auf der IAA
Sehr zur Freude von Porsche-Vorstand Wolfgang Dürheimer bleiben Emotionalität und Performance Themen, die die Autofahrer beschäftigen
(Motorsport-Total.com) - Umweltschutz und Ökoeffizienz nehmen in der Automobilbranche immer wichtigere Positionen ein, doch Sportwagenhersteller wie Porsche haben dennoch weiterhin ihre Berechtigung. 'Motorsport-Total.com' traf sich auf der IAA in Frankfurt mit dem Porsche-Vorstand für Forschung und Entwicklung, Wolfgang Dürheimer. Im Interview sprach er über verschiedene Themen.

© Porsche
Wolfgang Dürheimer kündigt eine Hybridisierung der V8-Baureihen an
Frage: "Was ist als Autoenthusiast Ihr persönlicher Eindruck von der IAA, Herr Dürheimer?
Wolfgang Dürheimer: "Die IAA bietet wie jedes Jahr eine Vielfalt an Neuentwicklungen, auch an neuen Fahrzeugkonzepten. Und was mir besonders gefällt, ist, dass der Trend zu sportlichen, leistungsstarken Fahrzeugen anhält: Auch in Zeiten von 'Green Challenge', von Kraftstoffverbrauchsreduzierung und Elektromobilität sind die Themen Emotionalität und Performance weiterhin das Thema, das die Menschen beschäftigt. Das macht uns bei Porsche natürlich ganz besonders glücklich."#w1#
Frage: "Waren Sie schon auf dem Volkswagen-Stand?"
Dürheimer: "Ja, selbstverständlich habe ich vorbeigeschaut. VW hat eine riesige Modellpalette. Das ist sicherlich der Hersteller, an dem sich die großen Wettbewerber messen müssen. Da kann man nur sagen: Kompliment, was VW auf die Beine gestellt hat."
Chance für Porsche und VW
Frage: "Was ist Ihrer Meinung nach die Konsequenz aus der Fusion mit dem Volkswagen-Konzern, technisch gesehen?"
Dürheimer: "Wir sehen in der Gemeinsamkeit sehr viele Chancen für Porsche, aber natürlich auch für VW. Wenn wir die Ingenieure und die Techniker zusammenspannen und gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft entwickeln lassen, werden sich positive Effekte für beide Unternehmen, Synergien und noch bessere Entwicklungen einstellen, als wir heute allein in der Lage sind zu leisten."

© Porsche
Elektronik, Elektromotor mit Kupplung, Kupplungsaktuator, NiMH-Batterie Zoom
Frage: "Vorstandschef Michael Macht hat angekündigt, dass Porsche in naher Zukunft ein Elektroauto entwickeln wird. Ist ein Elektro-911er denkbar?"
Dürheimer: "Wir beschäftigen uns intensiv mit dieser Frage. Wir geben auch nächstes Jahr bereits eine Antwort: Der Cayenne Hybrid, der mit einem Vollhybrid ausgestattet sein wird, geht nächstes Jahr in Serie. Mit einem Fahrzeug dieser Gewichtsklasse ist es bei Porsche-typischen Fahrleistungen möglich, mit einem Verbrauch von unter acht Litern unterwegs zu sein, was aus unserer Sicht ein sensationeller Wert ist."
"Die Hybridisierung wird vorerst unseren großen V8-Baureihen vorbehalten sein - dem Cayenne und danach auch dem Porsche Panamera. Wie die Elektrifizierung unserer Sportwagen ausschaut, daran wir noch gearbeitet. Aber nachdem, was ich derzeit erkennen kann, wird auch hier der Motorsport wieder Trendsetter sein für die Dinge, die später in Serie erscheinen."
Frage: "Ist ein Porsche 911 mit Dieselmotor denkbar?"
Dürheimer: "Das würde ich momentan eher ausschließen. Beim 911 sind wir mit den derzeitigen Benzinmotoren entweder als saugmotorische Variante mit Drehzahlen bis 8.500 Umdrehungen pro Minute beziehungsweise mit dem Biturbo im 911 Turbo ganz gut aufgestellt. Hier schaffen wir es, unter Effizienzgesichtspunkten in der Leistungsklasse Effizienzbenchmark zu sein. Daher wird meiner Meinung nach der Dieselmotor derzeit nicht benötigt."
Frage: "Leistung ist ja nicht nur beim 911 ein wichtiges Thema, sondern auch beim Supersportwagen Carrera GT. Ein Dortmunder Tuner hat kürzlich einen Porsche Carrera GT auf über 900 PS getunt und damit den Geschwindigkeitsrekord des Bugatti Veyron geschlagen. Fehlt Ihnen unter diesem Gesichtspunkt nicht etwas in der Porsche Produktpalette?"
Dürheimer: "Nein, der Meinung sind wir nicht. Wir haben die Kunden, die sich für einen der 1270 Carrera GT entschieden haben, sehr glücklich gemacht."
Konzeptharmonie im Vordergrund
"Bei Porsche legen wir großen Wert auf Konzeptharmonie, das heißt dass die Fahrzeuge rundherum in allen Disziplinen einen soliden Eindruck hinterlassen müssen. Bei einem Supersportwagen wie dem Carrera GT war dies auch uneingeschränkt der Fall. Wir streben nicht nach individuellen Höchstleistungen in einzelnen Disziplinen, zum Beispiel in puncto Endgeschwindigkeit oder die ultimativste Beschleunigung zu haben."

© Porsche
Ferdinand "Ferry" Porsche mit dem ersten Porsche GT 928 Zoom
"Für uns ist es relevant, dass wir auf Strecken, die sehr fordernd sind, wie beispielsweise die Nordschleife, eine solide Overallperformance bieten. Wir freuen uns natürlich, wenn Veredler sich mit unseren Autos beschäftigen und auf das, was wir serienmäßig bieten, noch mal eine Schippe drauflegen. Das zeigt, unsere Fahrzeuge bieten dafür eine gute Basis."
Frage: "Der Name Panamera ist im Laufe dieses Gesprächs schon gefallen. Der Viertürer wird von Enthusiasten schon von Beginn an als 928-Nachfolger gehandelt. Welche Parallelen sehen Sie zwischen dem Porsche 928 und dem Porsche Panamera und was sind die essentiellen Unterschiede?"
Dürheimer: "Das Bedürfnis, sportlich unterwegs zu sein - sehr sportlich unterwegs zu sein - und trotzdem mehr als zwei Personen über längere Distanzen befördern zu können, hatte schon Ferry Porsche."
"In der damaligen Zeit sind schon erste Konzeptstudien und Prototypen entwickelt worden, die allerdings aufgrund Ihrer Preissituation und den damaligen Absatzprognosen nie den Sprung zur Serienreife geschafft haben. Wir haben zu einem neuen Schlag ausgeholt und diesmal mit einem weißen Blatt Papier begonnen. Wir haben einen kompromisslosen Porsche-Viersitzer mit vier Türen entwickelt und der Möglichkeit, auch vier Personen und ordentlich Gepäck mitzunehmen."
"Insofern ist der Grundgedanke der gleiche, aber die Ausführung des Gedankens extrem konsequent. Der Panamera ist sowohl Performance, als auch Effizienzbenchmark, und wir sind sicher, dass wir damit viele Kunden finden können, die sich einen zusätzlichen Porsche in die Garage stellen möchten oder jetzt auf Porsche umschwenken."

