WRC Akropolis-Rallye 2024: Reifen-Dramen befallen Hyundai

Hyundai-Pilot Thierry Neuville führt am Samstagabend die Akropolis-Rallye an, aber Sebastien Ogier rückte wieder näher - Turboprobleme bei Toyota offenbar behoben

(Motorsport-Total.com) - Der zweite Tag des griechischen Laufs zur Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) war genauso brutal wie der erste. Fast auf jeder der fünf Wertungsprüfungen (plus einer Zuschauerprüfung auf einer Autobahn bei Athen am Samstagabend) gab es kleinere oder größere Dramen. Diesmal traf es vor allem das Hyundai-Lager. (Ergebnisse Akropolis-Rallye 2024)

Titel-Bild zur News: Thierry Neuville kam als einziger Hyundai-Pilot ohne Probleme durch den Samstag

Thierry Neuville kam als einziger Hyundai-Pilot ohne Probleme durch den Samstag Zoom

Schon auf der ersten Prüfung des Tages wurde die Dreifach-Führung der Koreaner angegriffen - Spitzenreiter Ott Tänak (Hyundai; 4.) musste gleich zwei Reifen wechseln, der erste war bereits nach fünfeinhalb Kilometern kaputt! "Der erste Reifen hat sich von der Felge gelöst, beim zweiten war die Felge selbst beschädigt", berichtet der Este nach vier Minuten Zeitverlust.

Damit übernahm sein Teamkollege Dani Sordo (Hyundai; 2.) die Führung. Der hatte mit einem ungewöhnlichen Problem zu kämpfen. Auf der Verbindungsetappe zur achten WP stieß er sich beim routinemäßigen Reifenwechsel den Kopf, weil er den Wagenheber nicht richtig ansetzen konnte. Zu seinem Glück zog er sich die Beule an einer Stelle (über dem rechten Auge) zu, an der der Helm nicht aufsitzt.

Doch schon auf der neunten Wertungsprüfung geriet er in noch größere Schwierigkeiten. In der enormen Hitze von weit über 30 Grad Celsius kam es zu einer Reifenablösung hinten rechts, bei der auch die Karosserie beschädigt wurde und Staub ins Cockpit eindrang. Sordo beendete die Prüfung auf drei Rädern und verlor eineinhalb Minuten. Sein Glück im Unglück: Nach WP9 stand ein Service an.

Sordo, der im Ziel der WP9 jeden Kommentar verweigerte, sprach am Ende der WP10 von einem eigenen Fehler: "Ich sehe dümmer aus, als ich bin, oder? Zum Glück haben wir die besten Mechaniker der Welt, sie haben alles repariert. Es tut mir so leid für sie. Wir sind kein Risiko mehr eingegangen, schließlich habe ich schon einen Fehler gemacht. Wir werden versuchen, es so zu beenden."

Neuville am Samstagabend vorn

Damit übernahm Thierry Neuville (Hyundai; 1.) die Führung, die er bis zum Abend behielt. Für Hyundai dürfte dies angesichts der WM-Situation ohnehin das gewünschte Ergebnis sein. Die 18 Punkte für die Tabellenführung nach dem Samstag sind ihm damit sicher, sofern er die drei Wertungsprüfungen am Sonntag übersteht.

Neuville ging auf Nummer sicher und fuhr den gesamten Tag auf harten Reifen, was sich auszahlte. "Ein unglaublicher Tag. Wir halten uns an unseren Plan, das Auto durch das Wochenende zu bringen und aus jeder Situation das Beste herauszuholen. Diesen Plan verfolgen wir seit gestern, das ist auch unsere einzige Wahl", so der deutschsprachige Belgier.

Dritter ist Sebastien Ogier (Toyota), der einen problemlosen Tag erlebte. Die wichtigste Nachricht war, dass Toyota das Turboproblem am Samstag in den Griff bekam, nachdem sowohl Ogier als auch sein Teamkollege Elfyn Evans (Toyota; 14.) am Freitag von Turboladerschäden betroffen gewesen waren.

Ogier witterte nach den Reifenproblemen von Sordo wieder Morgenluft, durfte aber auch nicht zu viel riskieren. "Wir versuchen einfach, den Tag zu beenden", sagte er am Mittag, gewann am Samstag aber dennoch drei Wertungsprüfungen.

Ogier klagte zwischenzeitlich, dass ihm die sandigen Prüfungen nicht gefallen ("Fahren wie am Strand"), doch am Ende des Tages meinte der achtmalige Weltmeister: "Ich habe alles gegeben und einige Abschnitte wirklich genossen. Versuchen wir, das morgen wieder zu genießen."

Evans überschlägt sich

Während Ogier problemlos durch den Tag kam, setzte sich für Elfyn Evans das bisherige Desaster der Akropolis-Rallye fort. Auf der elften und letzten "richtigen" WP des Tages legte er seinen Toyota Yaris Rally1 in einer Spitzkehre aufs Dach und musste aufgeben.

Am Sonntag dürfte er ein erhöhtes Risiko eingehen, wenn es am "Super Sunday" darum geht, möglichst viele WM-Punkte zu retten. Tänak hätte es ihm an gleicher Stelle beinahe gleich getan, landete aber auf dem vierten Platz.

Fünfter ist weiterhin WRC2-Spitzenreiter Sami Pajari (Toyota), der am Samstag seine WRC2-Führung verteidigen konnte. Ein Vorsprung von 28 Sekunden auf Robert Virves (Skoda; 6.) ist aber noch kein Polster zum Ausruhen.

Dahinter startete Gregoire Munster (M-Sport-Ford; 37.) in aussichtsreicher Position in den Tag, um angesichts der Dramatik vor ihm fleißig Punkte zu sammeln. Doch auf der neunten Wertungsprüfung warf er alles weg, als er in einen Graben rutschte. Insgesamt verlor er eine halbe Stunde. Damit fiel auch der letzte M-Sport-Pilot aus den Top 10.

Lokalmatador Jourdan Serderidis (M-Sport-Ford; 18.) erlebt bislang eine problemlose Rallye, doch der Herrenfahrer kämpft mit den schnellsten WRC3-Piloten. Die neugestarteten Adrien Fourmaux (M-Sport-Ford; 33.) und Takamoto Katsuta (Toyota; 45.) kamen am Samstag über die Runden und wollen am Super-Sonntag ebenfalls angreifen.

Am Finaltag stehen nur noch drei Sonderprüfungen auf dem Programm. Doch die Rallye hat sich bisher als so hart erwiesen, dass auf den 54,05 Kilometern noch allerhand passieren kann.

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