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"Super-Seb" brilliert in Finnland: "Ein Traum wurde wahr"
Der souveräne Sieg in Finnland war ein Meilenstein in der Karriere des Sebastien Ogier - Vor allem der Rekord auf der "Ouninpohja" freut den Volkswagen-Piloten
(Motorsport-Total.com) - Bis zum Freitagmittag erlebten die Zuschauer bei der Rallye Finnland einen spannenden Kampf mehrerer Piloten um die Spitze, doch dann entwickelten sich die Dinge so, wie sie sich schon oft in dieser Saison entwickelt hatten. WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier (Volkswagen) zog nach kontrolliertem Beginn das Tempo an, enteilte seinen Verfolgern und fuhr am Ende kontrolliert zum Sieg. Mit seinem fünften Sieg beim achten Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft 2013 machte der 28-Jährige einen großen Schritt Richtung WM-Titel und feierte für seine Verhältnisse fast schon überschwänglich.
© Volkswagen
Sebastien Ogier und Beifahrer Julien Ingrassia feiern Saisonsieg Nummer fünf Zoom
"Ich bin sehr glücklich. Ein Traum wurde wahr. 2010 war ich schnell, konnte aber nicht um den Sieg kämpfen. Jetzt habe ich ihn", freut sich Ogier. "Das ist etwas, das ich wirklich zu meinen Erfolgen hinzufügen wollte. Es ist eine der besten Rallyes der Saison. Sie ist so schnell und schön zu fahren", jubelt der Franzose über seinen Sieg bei der schnellsten Rallye des Jahres. Auch für seinen Chef, Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito hat der Sieg in Finnland einen ganz besonderen Stellenwert.
"Es ist wirklich fantastisch. Wenn man die Teams und Fahrer oder selbst das Auto, wenn es sprechen könnte, fragen würde, bei welcher Veranstaltung sie siegen wollen, würden sie Finnland sagen", meint der Deutsche. Dabei war nicht von Anfang an klar, dass Ogier in Finnland gewinnen würde. Am Donnerstag kämpften insgesamt vier Fahrer um die Spitze, die regelmäßig wechselte. Perfektionist Ogier haderte zu diesem Zeitpunkt ein wenig mit der eigenen Leistung: "Mein Start war etwas schwierig, ich konnte nicht meine beste Pace finden und war unkonzentriert", sagt der Franzose.
Rekordfahrt auf der "Ouninpohja"
© Volkswagen
Kontrollierte Offensive war wieder einmal das Erfolgsrezept von Sebastien Ogier Zoom
Doch am Freitag drehte der WM-Führende dann auf. Ab dem Mittag zeigte Ogier der Konkurrenz, wo der Hammer hängt und legte mit sechs Wertungsprüfungs-Bestzeiten in Folge den Grundstein für den Sieg. "Auf der zweiten Etappe hatte ich mehr Vertrauen in meinen Aufschrieb. Ich machte Druck, blieb aber auf der sicheren Seite, denn es hat an einigen Stellen der Prüfungen geregnet und war deshalb sehr schwierig", beschreibt Ogier seine Taktik.
Dabei ging der Franzose jedoch nie volles Risiko, den Kampf um die Meisterschaft immer im Hinterkopf: "Ich wusste das mein ärgster Rivale (Teamkollege Jari-Matti Latvala, Anm. d. Red.) aus dem Rennen um die Punkte ausgeschieden war und sah die Gelegenheit, gute Punkte zu machen. Selbst wenn es im Moment wirklich gut aussieht, ist es am besten, sich so viele Punkte wie möglich zu sichern. Das wichtigste ist natürlich die Meisterschaft. Trotzdem wollte ich um den Sieg kämpfen und konnte ihn auch einfahren. Es ist also perfekt für die Meisterschaft und perfekt, dass ich den Sieg hier holen konnte."
Lediglich auf der legendären Wertungsprüfung "Ouninpohja", die mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 130 km/h die schnellste WP des gesamten Kalenders ist, schob Ogier den Gedanken an die Meisterschaft bei Seite. "Ich habe von Beginn der Rallye an gesagt, dass ich mich auf diese Prüfung freue und versuchen werde, schnell zu fahren. Ich bin sie zum ersten Mal im World-Rally-Car gefahren und war beim ersten Durchgang vom Tempo beeindruckt", sagt Ogier.
Perfektes Ergebnis für Ogier
"Selbst wenn man sich vorher ein Video angesehen hat und dem Aufschrieb hundertprozentig vertraut, schlägt das Herz ein wenig schneller. Als ich mir über den Aufschrieb sicher war, habe ich Druck gemacht und hatte eine Menge Spaß. Am Ende war es hart, weil die Reifen völlig durch waren - es war für die weichen Reifen zu heiß. Es war fantastisch, diese Prüfung zu fahren, und der Rekord ist ein kleiner Bonus", so der Franzose, der am Samstagnachmittag die 33,01 Kilometer in 15:08,9 Minuten absolvierte.
Nachdem auch noch die 23. und letzte WP absolviert war, durften Ogier, Beifahrer Julien Ingrassia und das gesamte Volkswagen-Team den Sieg feiern. "Mein Polo war perfekt und ich möchte Volkswagen für den Job gratulieren. Wir sind achtmal gestartet und siebenmal hatte ich ein perfektes Auto. Ich bin stolz darauf, was sie getan haben und wir werden ein bisschen feiern", sagt Ogier. Capito gab das Kompliment zurück.
"Seb und Julien waren nicht von dieser Welt - sie waren herausragend. Vor allem die Rückkehr von Julien und all die Vorbereitung, die notwendig war", so der Motorsport-Direktor. Ingrassia hatte sich beim Training an der Schulter verletzt und meldete sich erst kurz vor der Rallye Finnland, wo er einen speziellen Protektor trug, wieder gesund. "Ich weiß nicht, ob ich eine solche Leistung schon einmal gesehen habe", sagt Capito.
Folgt in Deutschland das Meisterstück?
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Erlösung nach der Zieldurchfahrt: Volkswagen feiert den Sieg Zoom
Doch eine Frage schwebt ständig über den Erfolgen Ogier: Was wäre, wenn Sebastien Loeb noch an allen WRC-Läufen teilnehmen würde? "Das weiß keiner. Man muss mich nicht immer mit ihm vergleichen", reagiert Ogier zunehmend genervt auf diese Frage. "Wir wissen, dass wir in Vergangenheit schöne Kämpfe mit ihm hatten. Es war immer eng, und vielleicht wird das in Frankreich auch wieder der Fall sein. Aber er war nicht hier, also kann ich darüber nicht nachdenken."
Rein rechnerisch kann Ogier nach seinem Sieg in Finnland nun schon bei der Rallye Deutschland in drei Wochen den Titel unter Dach und Fach bringen. Doch damit mag sich der 28-Jährige noch nicht beschäftigen. "Mathematisch ist es möglich, aber es wird schwierig. Wichtig ist, dass es passiert - egal ob in Australien, Frankreich oder später", so Ogier, der trotz des gewaltigen Vorsprungs von 90 Punkten auf Latvala und Neuville fokussiert bleiben will. "Wir haben an diesem Wochenende gesehen, dass es zwar leicht aussehen kann, aber bei jeder Rallye ist es schwierig."
"Thierry (Neuville) und Mads (Östberg) haben einen sehr guten Job gemacht, und Mikko (Hirvonen) war vor seinem Fehler auch recht schnell. Es wird bis zum Ende der Saison ein harter Kampf sein", erwartet Ogier. "Ich hoffe, dass es (der Titelgewinn) so bald wie möglich geschieht, damit ich den Kopf freibekomme und noch mehr ans Limit gehen kann."
Für Capito hatte der Sieg in Finnland auch eine symbolische Bedeutung. "Unser Boss Dr. Hackenberg (bisher Volkswagen-Entwicklungsvorstand , Anm. d. Red.) ist zu Audi gewechselt. Wir sind ihm sehr dankbar. Er hat dieses Programm möglich gemacht, und dieses Resultat ist ein schönes Abschiedsgeschenk. Dies war die letzte Rallye unter seiner Verantwortung, bevor Dr. Neußer kommt, für den es eine Willkommensgeschenk ist. Ich freue mich über diese Geschenke."