M-Sport-Youngsters: Schnell, aber zu ungestüm

Alle vier M-Sport-Fahrer setzten in Monte Carlo Bestzeiten, letztendlich sah aber nur einer von vier gestarteten Ford Fiesta RS das Ziel der Rallye

(Motorsport-Total.com) - Das nunmehr rein private M-Sport-Team startete mit vier Fahrern in die Rallye Monte Carlo, doch nur ein Fiesta RS war auch am Ende der 16. und letzten Wertungsprüfung (WP) noch im Klassement: Mads Östberg belegte den sechsten Platz; seine Stallkollegen Thierry Neuville (auf WP3), Jewgeni Nowikow und Juho Hänninen (beide auf WP14) schieden unter schwierigen Bedingungen auf dem Col de Turini aus. Besonders bitter ist dies für Nowikow, der nach zwei WP-Siegen vor Citroen-Pilot Daniel Sordo auf Podiumskurs lag.

Titel-Bild zur News: Jewgeni Nowikow

Jewgeni Nowikow demonstrierte einen beeindruckenden Speed, wollte aber zu viel Zoom

"Wir rutschten in der dritten Kurve der Prüfung nach außen", ärgert sich der russische "Chef" der österreichischen Copilotin Ilka Minor. "Es war eine extrem rutschige Kurve und die Informationen von der Schottercrew waren nicht gleich wie die tatsächlichen Bedingungen auf der Strecke. Die Bedingungen veränderten sich so schnell, dass wir keine Chance hatten, den Unfall zu vermeiden. Wir trafen eine Steinmauer und drehten uns. Dabei beschädigten wir das linke Hinterrad und mussten nach ungefähr vier Kilometern stehen bleiben."

Nowikow hatte zuvor WP6 und WP7 auf beeindruckende Art und Weise für sich entschieden, war am Freitagmorgen generell der schnellste Mann im Feld. Bei Teamchef Malcolm Wilson schrillten daraufhin die Alarmglocken, weil er fürchtete, dass sein Schützling ein Opfer seines eigenen hohen Tempos werden könnte - und so kam es dann ja auch. Aber der gezeigte Speed war der beste des M-Sport-Teams.

"Es stimmt, dass wir vor dem Ausfall einige wirklich gute Zeiten setzten, aber daran wird sich niemand mehr erinnern", ärgert sich Nowikow über sich selbst. "In die Geschichte geht nur das Ergebnis ein, und das ist enttäuschend für mich. Andererseits haben wir fast die ganze Rallye absolviert und wir hatten bis dahin einen wirklich guten Aufschrieb. Das bedeutet, dass wir in einer guten Ausgangsposition sein sollten, wenn wir nächstes Jahr hierher zurückkehren."

Ähnlich erging es Hänninen, bei dem letztendlich das linke Vorderrad zum Sargnagel werden sollte. Der Finne trug sich auf WP9 erstmals in die WRC-Siegerlisten ein, war auf jenem Teilstück um 6,6 Sekunden schneller als seine nächsten Verfolger. Bis zum Ausfall schien er einem sicheren siebten Platz entgegenzufahren, aber dann der Rückschlag: "So schwierige Bedingungen habe ich noch nie erlebt. Aber man muss auch sagen, dass viele andere durchgefahren sind. Ich nicht. Ich hätte geduldiger sein müssen und bin sehr enttäuscht."


Fotos: M-Sport, WRC: Rallye Monte Carlo


"Nach ungefähr 15 Kilometern, als die Abfahrt anfing, war die Linie nur sehr schmal. Da habe ich es verloren", beschreibt Hänninen seinen Ausfall auf WP14. "Wenn du die Linie verlässt, hast du null Grip, und leider war es das für mich. Wir trafen einen Stein, ziemlich hart. Okay, das Auto ließ sich noch fahren, aber bei zwei noch zu fahrenden Prüfungen war es das Risiko nicht wert." Vor allem auch angesichts der widrigen Verhältnisse auf dem Col de Turini, der noch zweimal auf dem Programm gestanden wäre.

"Auf einigen Prüfungen setzten wir gute Zeiten, was ermutigend war", nimmt der 31-Jährige das Positive mit. "Ich hatte darauf gehofft, bessere Zeiten zu fahren, aber ich muss realistisch bleiben. Das war mein erstes Mal in einem neuen WRC-Auto und mein erstes Mal im Ford. Es war so eine schwierige Rallye und bis zum Fehler war ich mit meiner Leistung recht zufrieden. Ich glaube nicht, dass ich viel besser hätte fahren können, um ganz ehrlich zu sein, und wir haben sicher viel gelernt. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, bei der Rallye Schweden gute Figur zu machen."

Juho Hänninen

Juho Hänninen feierte seinen ersten WP-Sieg in der Rallye-Weltmeisterschaft Zoom

Erfreulich aus M-Sport-Sicht: Zwar war man im Endergebnis im Kampf gegen Citroen und Volkswagen eindeutig nur die dritte Kraft, aber alle vier Fahrer erzielten Bestzeiten und ließen ihr Potenzial aufblitzen. Neuville gewann den Shakedown am Mittwoch, Nowikow WP6 und WP7, Hänninen WP9 und Östberg WP12. "Wenn ich mir die Ergebnisse unserer Jungs anschaue, dann ist dieses Jahr noch einiges möglich", blickt Teamchef Wilson optimistisch auf den Rest der Saison.

"Alle unsere jungen Fahrer haben großartig abgeschnitten und haben den Beweis für ihr Potenzial erbracht", sagt er und nimmt seine Mannschaft in Schutz: "Wenn du so junge Fahrer zu so einem Event bringst, dann ist das immer eine Herausforderung. Erfahrung zählt hier einfach sehr viel, vor allem dieses Jahr, mit den schlimmsten Bedingungen, die wir in den letzten 20 Jahren erlebt haben. Jetzt freut sich das ganze Team auf die vor uns liegenden Herausforderungen."