Baumschlager: "Red Bull hat alles versucht"
Teamchef Raimund Baumschlager über das Vertragsende zwischen Red Bull und Andreas Aigner - Werksteams waren nicht interessiert
(Motorsport-Total.com) - Nachdem Andreas Aigner P-WRC-Weltmeister wurde, hatte er sich einiges erhofft: Ein Cockpit in der WRC zum Beispiel. Doch nun scheinen all seine Träume zu zerplatzen, denn die Kooperation mit seinem bisherigen Förderer Red Bull wurde beendet. Im Interview mit unseren Kollegen von 'motorline.cc' spracht Red-Bull-Rallye-Teamchef Raimund Baumschlager über die Hintergründe der Trennung.

© Red Bull
Ausgebullt: Andreas Aigner wird nicht länger von Red Bull unterstützt
Baumschlager betonte, dass Red Bull Aigner auf keinen Fall einfach vor die Tür gesetzt habe. So hätten er und Thomas Überall, bei Red Bull zuständig für das Sponsoring, unter anderem versucht, Aigner bei Skoda in der IRC unterzubringen. "Die Antwort war: 'Kein Interesse!' Das ist einfach so - und ich muss ehrlich sagen, dass von Red Bull und von Thomas Überall alles versucht wurde, um Andreas noch in einem Werksteam unterzubringen oder anderweitig eine Unterstützung für ihn zu finden - aber es hat nicht funktioniert", so Baumschlager.#w1#
Damit drohe jetzt wahr zu werden, dass Aigner als amtierender Weltmeister ohne Cockpit da steht: "So wie ich das momentan sehe, muss ich das leider mit Ja beantworten", erklärte Baumschlager. "Wenn du dir anschaust, was heute alles passiert, dass jetzt ein Petter Solberg oder ein Chris Atkinson auf der Straße stehen, dann muss man das einfach akzeptieren. Man kann es hin und her drehen wie man will - das ist leider so."
Baumschlagers Vorschlag, dass Aigner noch ein weiteres Jahr P-WRC dranhängt, könnte an zwei Dingen scheitern. Zum einen will sich der junge Steirer nur in Richtung WRC weiterentwickeln. Zum anderen fehlt dazu das Geld. Auch die Möglichkeit, dass man Aigner zumindest ein paar WRC-Einsätze fahren lässt, scheitert aus diesem Grund.
Es fehlt an Geldgebern
Wer Aigner weiter im Cockpit sehen wolle, müsse ihm eben die Einsätze zahlen, so Baumschlager: "Es ist ganz einfach. Es leidet nicht nur der Andi Aigner, es gibt auch Budgetkürzungen für das Red-Bull-Rallye-Team, die ziemlich kräftig sind. Und das Red-Bull-Rallye-Team wird in der WM nur dann fahren können, wenn ein Fahrer kommt, der dementsprechend Geld mitbringt. Denn sonst wird es auch dieses Red-Bull-Rallye-Team nicht geben."
Dabei sei es jedoch nicht so gewesen, dass Aigner und Baumschlager Rallye Racing Rivalen um die Gelder von Red Bull waren, betonte Baumschlager: "Das Red-Bull-Rallye-Team ist das Red-Bull-Rallye-Team und wir richten einfach die Arbeit aus für das Team. Und es war eigentlich schon im vorigen Jahr klar, dass Andi einen Sponsor bringen sollte - das ist halt nie passiert. Und Red Bull hat vor einiger Zeit beschlossen, dass sie selbst nicht mehr alles tragen werden."
Fakt sei, dass Aigner weiter im Team fahren könnte, wenn er einen Sponsor gebracht hätte, so Baumschlager: "Und die Hilfe von Red Bull ist ja noch viel weiter gegangen, Thomas Überall hat ja auch verschiedene große Firmen und Gönner angeschrieben. Es schreit jeder: 'Der Aigner fährt nicht mehr!' Aber es gibt keinen, der einen Euro in die Hand nehmen würde, damit er wieder fahren kann. Man hat bei Red Bull nichts unversucht gelassen - und ich verstehe das: Sie wollen einfach nicht mehr alles bezahlen."
Auch die Teamzukunft ist noch nicht fix
Das sei dem Team schon seit drei Jahren deutlich gesagt worden, erklärte Baumschlager: "Dementsprechend müssen wir uns auch verhalten. Ich weiß, dass wenn ich den Fahrer mit dem nötigen Budget nicht finde, dass es sein kann, dass wir dann vielleicht gar nicht fahren können." Seine Aufgabe sei nun, einen Fahrer zu finden, der ein Teil des Budgets mitbringt und der schnell und gut ist, "und wenn ich keinen finde, dann geht es mir nicht anders wie dem Aigner."
Baumschlager ärgert sich darüber, dass Red Bull nun im negativen Licht dargestellt wird, weil man nicht länger bereit ist, Aigner zu unterstützen. Doch er gibt zu bedenken: Jedes Unternehmen muss wirtschaftlich denken. Und: "Wenn es Red Bull nicht gegeben hätte, dann wäre Andi Aigner irgendwo in einer Autowerkstätte als Mechaniker tätig und keiner würde ihn kennen. Und das vergisst jeder."

