Neel Jani und die Tür: Was war beim Proton-Porsche los?
Neel Jani gelingt es nach mehreren Versuchen, den Tag der offenen Tür bei Proton zu beenden, was Julien Andlauers sensationelle Fahrt fast zunichte gemacht hätte
(Motorsport-Total.com) - Manchmal ist es schon erstaunlich. Da werden im Motorsport an allen Ecken und Enden Zukunftstechnologien entwickelt, der CO2-Fußabdruck mit E-Fuels, Biokraftstoffen, Hybrid-, Elektro- und Wasserstoffantrieben reduziert. Und dann drohen Rennen immer noch an einer offenstehenden Tür zu scheitern.
© Speedpictures
So soll es sein: Geschlossene Tür am Proton-Porsche 963 Zoom
So geschehen beim Proton-Porsche #99 von Julien Andlauer und Neel Jani bei den 6 Stunden von Spa 2024, was in diesem Fall noch glimpflich ausging. Jani schaffte es nach drei Runden einhändiger Fahrt hinter dem Safety-Car, die Tür doch noch zu schließen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die "Spiegelei-Flagge" gesehen, die den Fahrer wegen eines gefährlichen technischen Defekts am Fahrzeug zum Aufsuchen der Box auffordert.
Er bekam die Tür auf der Strecke geschlossen, trotzdem war die Meldung zu sehen, dass eine Untersuchung wegen Ignorierens der Flagge eingeleitet wurde. Diese lief aber anscheinend ins Leere, es wurden keine Dokumente zu diesem Fall veröffentlicht und das Ergebnis ist offiziell.
"Ich weiß nicht, was mit der Tür passiert ist, der Mechanismus hat irgendwie geklemmt und die Tür ging nicht mehr richtig zu", sagt der Schweizer. "Schließlich habe ich herausgefunden, dass ich den Stift ziehen, die Tür zuziehen und den Stift loslassen muss. Dann geht sie zu." Und das wohlgemerkt mit Rennhandschuhen.
"Aber ich musste den Stift erst mit dem Finger reinschieben, irgendwie klemmte er oder ich weiß nicht, was es war." Auf die Frage von Autosport, der englischen Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, ob er dafür unter Grün Ärger bekommen hätte, antwortet er nur: "Ja."
Die Minuten nach dem Start waren kritisch. Julien Andlauer hatte den Porsche #99 mit einer enormen Leistung an die Spitze gebracht und dabei sogar ein Werksauto überholt. Die Dramatik war groß, denn ein zusätzlicher Boxenstopp hätte alle Positionen in der Führungsrunde gekostet, da er ans Ende des Safety-Car-Zuges zurückgefallen wäre.
"Die Ingenieure gaben mir ein paar Anweisungen, aber im Wesentlichen habe ich versucht, es selbst herauszufinden. Was für ein Drama, nicht wahr? Wir lagen in Führung, ich hätte geweint [wenn ich an die Box hätte kommen müssen]. Nach dem Restart zog Jani wieder davon und hielt die bärenstarken Ferrari 499P in Schach."
Für Proton war es bereits das zweite Mal, dass ein simples Teil einen Erfolg verhinderte, denn schon in Fuji 2023 hatte es in aussichtsreicher Position Probleme mit dem Gurt gegeben. "Es ist noch zu früh für mich, um zu sagen, was das Problem am Ende war, aber es war eindeutig ein Problem", gibt Jani zu.
Für den WEC-Routinier ist es nicht das erste Mal, dass die Tür Probleme macht. 2018 lag Jani mit Rebellion Racing bei den 24 Stunden von Le Mans auf Podiumskurs, als ein Problem mit der Tür die Hoffnungen beendete. "Es ging nur um P3 und P4 mit den Rebellions, aber das ist mir schon einmal passiert und kann passieren", sagt er.
Rote Flagge kostet Podium
Jani verlor danach zwei Positionen an die beiden Werks-Ferrari, weil er ausgangs Raidillon zweimal von einem GT-Fahrzeug aufgehalten wurde. Bei Earl Bamber drohte sich die Geschichte zu wiederholen, doch der Neuseeländer verschätzte sich und baute seinen schweren Unfall.
Durch die lange Unterbrechung und das Strategieglück der beiden Porsche, die das Rennen auf den Plätzen eins und zwei beendeten, verlor Proton Competition zwei weitere Plätze. "Ich denke, wir hatten eine Chance [auf den Sieg], ganz sicher", so der 40-Jährige.
"Wir waren im Lostopf. Hätten wir gewonnen? Ich weiß es nicht. Aber wir wären auf jeden Fall Dritter geworden, das ist klar. Es wäre ein Rennen zwischen uns und den Ferrari gewesen."
Warum Mick Schumacher sein erstes Podium verpasste! I WEC Spa 2024
Julien Andlauer, der zu Beginn des Rennens den Stint seines Lebens fuhr, ergänzt: "Das war das bisher beste Wochenende für den Porsche 963 von Proton Competition. Wir konnten uns in den Trainingssitzungen zum ersten Mal in dieser Saison sehr gut vorbereiten. Das Set-up hat gepasst, die Reifen, die Strategie und das Energie-Management auch - der Rest war pures Racing."
"Nach der Roten Flagge sind wir zunächst von Platz drei auf Position neun abgerutscht. In den letzten zwei Stunden habe ich versucht, noch so viel wie möglich wieder aufzuholen und alles gegeben. Mehr als Rang fünf lag aber nicht mehr drin. Jetzt sind wir für das bevorstehende Highlight des Jahres richtig motiviert."
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