Timo Bernhard beendete 2019 sein Karriere als aktiver Rennfahrer - Ein Rückblick auf 20 Jahre eine professionellen Porsche-Karriere
Nach Jahren im Kartsport und in der Formel Ford wird Timo Bernhard 1999 Porsche-Junior. Der Durchbruch gelingt ihm im Jahr 2001 mit dem Gewinn des Porsche-Carrera-Cups. Hier duelliert er sich in Hockenheim mit Stephane Ortelli.
Fast hätte es auch schon mit dem ersten großen internationalen Triumph funktioniert. Doch Bernhard kommt immer wieder die Zakspeed-Viper in die Quere. So bleibt es bei mehreren Podiumsplätzen und Klassensiegen.
Die ersten internationalen Siege gibt es 2002 - und das auf ganz großer Bühne: Mit Jörg Bergmeister, Kevin Buckler und Michael Schrom gelingt der Klassensieg bei den 24 Stunden von Daytona. Mit Lucas Luhr und Buckler siegt Bernhard in der GT-Klasse (heute GTE) bei den 24 Stunden von Le Mans. Zwei schnell erfüllte Träume.
Grand-Am-Schock: Bei den 24 Stunden von Daytona 2003 treten erstmals die brandneuen Daytona Prototypen an. Doch diese sollten von Bernhard, Buckler und Bergmeister auf die Knochen blamiert werden: Der Porsche GT3 RS schlägt die Prototypen. Das Fahrzeug ist hier im selben Design in Le Mans zu sehen, in Daytona hatte es die Nummer 66.
Die USA wurden allmählich Bernhards zweite Heimat. 2004 gelingt ihm beim Debüt des Porsche 911 RSR der Titel in der GT-Klasse der American Le Mans Series (Vorläufer der heutigen GTLM in der IMSA) mit Alex Job Racing.
Revanche in der "Grünen Hölle": Nach zahlreichen Versuchen klappt es 2006 endlich mit dem ersten Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Noch länger musste Teamchef Olaf Manthey warten, über dem das Rennen wie ein Fluch lag. Im Porsche 996 GT3-MR erlösen Bernhard, Luhr, Mike Rockenfeller und Marcel Tiemann das Team.
2006 markiert auch den Aufstieg von Timo Bernhard in den Prototypensport. Mit dem Team Penske beginnt das Abenteuer Porsche RS Spyder. Der erste Sieg erfolgt beim Petit Le Mans.
Ab 2007 führt dieses Programm in eine der wildesten Schlachten des amerikanischen Sportwagensports. Obwohl nominell ein LMP2, machen die ALMS-Regeln die kleinen Prototypen gesamtsiegfähig. Die wendigen Porsche liefern sich heftigste Duelle mit den mächtigen Audi R10 TDI. Bernhard gewinnt 2007 und 2008 die LMP2 nebst mehrerer Gesamtsiege.
Auch am Nürburgring beginnt eine Ära: Der Sieg des Manthey-Elfers 2006 war keine Eintagsfliege. Von 2007 bis 2009 ist Bernhard bei den Gesamtsiegern im Porsche 997 RSR dabei. Der grün-gelbe 911er wird in dieser Zeit zu der Legende, die er bis heute ist.
Überläufer: Nachdem er die Audis jahrelang in Nordamerika bekämpft hat, wird Bernhard zwischen 2009 und 2012 konzernintern ausgeliehen. Im Audi R15+ gelingt ihm 2010 der erste Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans an der Seite von Rockenfeller und Romain Dumas.
Der Letzte seiner Art: Obwohl nominell gegen die GT3-Boliden unterlegen, gelingt Bernhard mit Luhr, Dumas und Marc Lieb 2011 der letzte Sieg eines GT2-Autos bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring. Ab 2012 sollten nur noch die Boliden der Klasse SP9 die Siege einfahren.
Nachdem er mit Audi in Sebring 2012 schon einmal Luft schnuppern durfte, geht es für Bernhard 2013 in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Den neuen Porsche 911 RSR der Generation 991 bereitet er mit drei Läufen vor. In Le Mans verfehlt er seinen zweiten Klassensieg knapp gegen die Teamkollegen.
Während er sich auf das größte Programm seiner Karriere vorbereitet, unternimmt Timo Bernhard einen Ausflug in den Rallyesport. Prompt gewinnt er die Saarland-Rallye der Deutschen Rallye Meisterschaft (DRM), natürlich auf Porsche. Durch die Einsätze fängt er auch an, sein eigenes Team aufzubauen.
Das Team muss erst einmal warten, denn das größte Engagement als Fahrer steht noch an: Ab 2014 engagiert sich Porsche in der LMP1. Der 919 Hybrid ist in seiner Premierensaison noch nicht ganz auf dem Niveau von Toyota und Audi, doch beim Saisonfinale in Sao Paulo gelingt die erste Pole-Position. Den Sieg holen die Teamkollegen.
Mit der ersten Ausbaustufe des 919 Hybrid geht Porsche 2015 deutlich aggressiver vor. Das Fahrzeug ist das Schnellste im Feld - so schnell, dass der ACO panisch die LMP1 für 2016 langsamer macht. Bernhard gelingt der WM-Titel mit Mark Webber und Brendon Hartley dank vier Siegen. Nur der Le-Mans-Sieg rinnt durch die Finger.
Im Jahr darauf kann Bernhard den Titel nicht verteidigen. Nach Problemen in Le Mans setzt Porsche seine Jetons auf das Schwesterfahrzeug, das den Titel holt. Bernhard/Webber/Hartley bleibt nur die Rolle des Wasserträgers. Webber hört Ende 2016 auf.
2017 sollte es endlich mit dem Le-Mans-Sieg klappen: Bernhard und Hartley triumphieren mit ihrem neuen Teamkollegen Earl Bamber sowohl auf dem Circuit de la Sarthe als auch in der Weltmeisterschaft. Trotzdem sind die Erfolge bittersüß, denn Porsche verkündet kurz nach dem Le-Mans-Sieg den Ausstieg aus der WEC.
2018 verabschiedet Porsche den 919 mit einer Evo-Version ins Museum. Bernhard fährt mit dem radikal umgebauten LMP1 Streckenrekord auf der Nürburgring-Nordschleife. Damit bricht er die 35 Jahre alte Marke von Stefan Bellof.
Überläufer, die Zweite: 2019 kehrt Bernhard noch einmal zum Team Joest zurück, das mittlerweile die Mazda RT24-P einsetzt. In Watkins Glen verpassen Bernhard, Tristan Nunez und Oliver Jarvis den Sieg nur knapp. Die Freude ist trotzdem riesig, denn die Teamkollegen holen den ersten Mazda-Gesamtsieg der IMSA überhaupt.
Nach seinem Rücktritt als Fahrer wird sich Timo Bernhard auf sein Team75 konzentrieren. Die Mannschaft geht seit 2013 im Porsche-Carrera-Cup an den Start. 2016 erfolgt der Aufstieg ins GT-Masters. 2017 gelingt dort der erste Sieg. Mittlerweile ist das Team auch in die Interkontinentale GT Challenge (IGTC) expandiert.