WSBK Estoril (Lauf 2): Razgatlioglu gewinnt, Teamorder bei Ducati!

Toprak Razgatlioglu feiert bei der Superbike-WM in Estoril seinen 17. Saisonsieg - Alvaro Bautista überlässt Ducati-Teamkollege Nicolo Bulega den zweiten Platz

(Motorsport-Total.com) - BMW-Werkspilot Toprak Razgatlioglu hat bei der Superbike-WM in Estoril (Portugal) das zweite Hauptrennen gewonnen. Mit dem Sieg im Sonntags-Rennen machte Razgatlioglu einen weiteren Schritt in Richtung WM-Titel. Das Podium wurde von den beiden Werks-Ducatis komplettiert. Nicolo Bulega wurde Zweiter, Alvaro Bautista beendete das Rennen auf der dritten Position (zum Rennergebnis).

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu verlässt Estoril mit 46 Punkten Vorsprung Zoom

Im finalen Teil des Rennens war Bautista der schnellere der beiden Ducati-Werkspiloten, verzichtete aber auf eine Attacke gegen Bulega, um seinen Teamkollegen keine Punkte wegzunehmen. Bulega reist dank der Schützenhilfe von Bautista mit einem Rückstand von 46 Punkten zum Saisonfinale nach Jerez.

Mit dem Sieg im Sprint (zum Rennbericht) stellte Bulega die Pole für das finale Rennen sicher. Razgatlioglu und Bautista komplettierten die erste Startreihe des 23 Fahrer starken Feldes. Nicht mit dabei war Remy Gardner (GRT-Yamaha), der sich im Samstags-Rennen das linke Handgelenk brach und bereits am Montag operiert werden soll (mehr Informationen).


Fotos: WSBK 2024: Estoril (Portugal)


Alle Fahrer verwendeten im zweiten Rennen den SCX-Hinterreifen in der Entwicklungsversion. Am Samstag hatte sich Razgatlioglu noch für die härtere SC0-Mischung entschieden und gewann damit das Rennen. Doch im Vergleich zu Samstag waren die Bedingungen etwas besser. Bei 25°C Luft- und 34°C Asphalttemperatur wurde das Rennen pünktlich um 14:00 Uhr Ortszeit gestartet.

Raketenstart von Alvaro Bautista, Toprak Razgatlioglu verliert Positionen

Den Sprint zur ersten Kurve entschied Alvaro Bautista für sich. Yamaha-Pilot Andrea Locatelli startete erneut gut und reihte sich auf Position zwei ein. Toprak Razgatlioglu fiel in der ersten Runde bis auf die fünfte Position zurück und fuhr hinter Nicolo Bulega und Jonathan Rea.

Zu Beginn der dritten Runde zog Bulega an Locatelli vorbei und übernahm die zweite Position. Die beiden Werks-Ducatis führten das Rennen an. Razgatlioglu fand besser ins Rennen, zog auf der Geraden an Rea vorbei und legte sich Locatelli zurecht. Eine Runde später übernahm der WM-Leader die dritte Position und hatte nur noch die beiden Ducatis von Bautista und Bulega vor sich.

In der fünften Runde startete Razgatlioglu in Kurve 7 eine Attacke gegen Bulega und setzte sich durch. Bulega versuchte, zu kontern, musste aber zurückstecken. Razgatlioglu war der schnellste Fahrer im Feld und ging in Runde sieben in Führung. Bautista kam in Kurve 6 etwas von der Ideallinie ab und Razgatlioglu nutzte die Chance für ein Manöver.

Heftige Schrecksekunde für Nicolo Bulega

Mit der schnellsten Rennrunde öffnete Razgatlioglu eine Lücke von 0,8 Sekunden. Bautista konnte nicht folgen und stand unter Druck von Teamkollege Bulega. In Runde neun wurde Bautistas Ducati ausgangs von Kurve 6 unruhig.

Bulega nutzte die Situation und schob sich auf die zweite Position. Eine Runde später erlebte Bulega an gleicher Stelle eine heftige Schrecksekunde, als auch sein Motorrad sehr unruhig wurde.

Iker Lecuona und Andrea Locatelli stürzen zur Halbzeit des Rennens

In der Verfolgergruppe kam Andrea Locatelli zu Sturz. Zuvor waren bereits Tarran Mackenzie (MIE-Honda) und Sam Lowes (Marc-VDS-Ducati) durch Stürze ausgeschieden. Garrett Gerloff (Bonovo-BMW) rollte durch ein technisches Problem aus. Iker Lecuona (Honda) fuhr auf Position vier und sah ein weiteres Podium vor sich, als er kurz vor der Halbzeit des Rennens durch Sturz ausschied.

Nach 11 von 21 Runden führte Razgatlioglu mit 2,5 Sekunden Vorsprung auf Bulega. Bautista lag in Schlagdistanz zu Bulega. Jonathan Rea fuhr isoliert auf der vierten Position. Michael van der Mark (BMW), Andrea Iannone (GoEleven-Ducati), Danilo Petrucci und Xavi Vierge (Honda) fuhren in einer Vierergruppe, in der um P5 gekämpft wurde.

Alvaro Bautista hält sich an die Ducati-Teamorder, Toprak Razgatlioglu gewinnt

Bautista war in der zweiten Rennhälfte der schnellere der beiden Ducati-Werkspiloten, fuhr aber rundenlang hinter Teamkollege Bulega. Bereits in Aragon gab es bei Ducati eine Vereinbarung, dass Bautista seinem Teamkollegen keine Punkte wegnehmen soll. Da Razgatlioglu bereits entkommen war, hatte Bautista ohnehin keine Siegchancen mehr.

Der Sieg von Razgatlioglu wurde in den finalen Runden nicht gefährdet. Der Türke wiederholte den Erfolg vom Samstag und stellte damit seinen 17. Saisonsieg sicher. "Ich bin sehr happy, denn im Superpole-Rennen hatte ich Pech", schaut Razgatlioglu auf die knappe Niederlage am Sonntagvormittag.

"Wir haben an diesem Wochenende gute Arbeit geleistet und konnten endlich wieder gewinnen. Das habe ich gebraucht, genau wie die Punkte für die Meisterschaft", bemerkt Razgatlioglu. "Ich freue mich jetzt auf Jerez!"

Ducati-Duo am Sonntagnachmittag klar geschlagen

Bulegas Rückstand hatte sich in der letzten Runde auf knapp sechs Sekunden vergrößert. Im Hauptrennen war der Italiener nicht so stark wie im Sprint und verlor fünf weitere Punkte auf Razgatlioglu.

"Rechnerisch befinde ich mich noch im Kampf, doch es ist sehr schwierig", realisiert Bulega. "Toprak zeigte eine beeindruckende Saison. Es ist bereits ein Traum für mich, in meiner ersten Saison um den Titel kämpfen zu können. Danke an mein Team. Das sind wichtige Erfahrungen für die kommende Saison."

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista hielt sich zurück, um Nicolo Bulega keine Punkte wegzunehmen Zoom

Bautista hielt sich an die Ducati-Vereinbarung und verzichtete auf eine Schlussattacke gegen Bulega. "Ich wollte sehen, ob Nicolo schneller fahren kann als ich, doch er hatte die gleichen Probleme", bemerkt Bautista. "Es war nicht möglich, Toprak einzuholen. Deshalb fuhren wir das Rennen hintereinander."

"Unter normalen Umständen hätte ich etwas probiert, doch ich wollte Nicolo helfen. Er hat eine Chance. Die Chance ist zwar sehr klein, doch er kann den Titel noch holen. Wir sind ein Team, in den guten und in den schlechten Zeiten", erklärt der amtierende Weltmeister.

Yamaha und Honda schaffen den Sprung in die Top 6

Platz vier ging an Jonathan Rea, der sein bestes Hauptrennen als Yamaha-Pilot erlebte. Michael van der Mark komplettierte am Sonntagnachmittag die Top 5. Xavi Vierge bescherte Honda ein weiteres Top-6-Finish.

Jonathan Rea

Jonathan Rea stellte sein bestes Ergebnis für Yamaha in einem Hauptrennen sicher Zoom

Danilo Petrucci wurde Siebter und stellte für das Barni-Team in Estoril vorzeitig den Gewinn der Independent-Wertung sicher. Ducati-Markenkollege Andrea Iannone rutschte in der Schlussphase auf P8 ab. Michael Rinaldi (Motocorsa-Ducati) und Axel Bassani (Kawasaki) vervollständigten die Top 10.

Danilo Petrucci

Danilo Petrucci ist bester Independent-Fahrer der WSBK-Saison 2024 Zoom

Dominique Aegerter (GRT-Yamaha) kassierte drei Punkte. Der Schweizer kam hinter Scott Redding (Bonovo-BMW) und Alex Lowes (Kawasaki) als 13. ins Ziel. Die finalen Punkte gingen an Bradley Ray (Motoxracing-Yamaha) und Ivo Lopes (MIE-Honda). Philipp Öttl (GMT94-Yamaha) ging als 16. leer aus.

Am kommenden Wochenende findet in Jerez das Saisonfinale der WSBK 2024 statt.